Tribünenbau im übernächsten Jahr

  • Wann rollen die Bagger wieder an? Erst einmal bleibt es ruhig in Sachen Umbauarbeiten im Donaustadion. Hinter den Kulissen und in Abstimmung mit den Experten aber laufen die Planungen. Foto: Matthias Kessler

Donaustadion Die Weichen sind gestellt: Zum 1. Januar 2026 übernimmt die „Ulm Messe“ die Regie. Nun wurden im Ulmer Rathaus Details zu den umfangreichen Plänen rund um die Sportstätte vorgestellt.

Dass es einige Wochen ruhig geblieben war, heiße nicht, dass hinter den Kulissen nicht ordentlich gearbeitet wurde, sagt Oberbürgermeister Martin Ansbacher. In und außerhalb des Ulmer Rathauses, wo am Donnerstag eine gemeinsame Sitzung von Hauptausschuss und Bildung und Sport stattfand, beschäftigte das Donaustadion.

Die umfangreichen Umbaumaßnahmen in Höhe von rund 36,5 Millionen Euro sind in der Vorbereitung. Zum 1. Januar 2026 wird außerdem die Ausgliederung an die Ulm-Messe GmbH (UM) vollzogen, sodass der Betrieb des Donaustadions künftig in Händen der städtischen Tochtergesellschaft liegt. Mit diesem Schritt entlastet die Stadt ihren Haushalt, trägt aber nach wie vor das Risiko. Es wurde ein vorläufiger Zeitplan vorgestellt, über Geld gesprochen und die Frage, was wäre, wenn der Erfolg der Fußballer nicht anhält, diskutiert.

Die Sitzung verfolgten Markus Thiele und Thomas Oelmayer als Vorsitzende des SSV Ulm 1846 Fußball sowie Ortwin Veile und Norbert Plogmann als Vorsitzende des SSV Ulm 1846 auf den Zuhörerplätzen. Am Ende der Sitzung stimmten die Stadträtinnen und Stadträte der gefassten Beschlussvorlage einstimmig zu. Was das im Detail heißt.

Zeitplan: „Wir haben ganz offiziell die Baufreigabe für das Donaustadion“, sagt Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport. Man könne also ab jetzt loslegen. Zeitnah werden die Bagger aber trotzdem nicht anrollen. Das hat unter anderem mit der detaillierten Planung als auch den Vergabevorschriften zu tun. „Wir hatten mal von der Sommerpause 2026/2027 gesprochen, das wird nicht funktionieren“, sagt Christian Bried, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft der Stadt Ulm (PEG).

Seiner Einschätzung nach sei es realistisch, dass man im Oktober 2026 die verschiedenen Baugenehmigungen erhält und in die Vergabe der Maßnahmen geht. „Das heißt für mich, dass ein frühestmöglicher Baubeginn im 1. Quartal 2027 sein kann“, sagt Bried. „Wobei da wahrscheinlich die Fußballer nicht so begeistert sind, wenn man ihnen mitten in der Saison die Tribüne wegnimmt.“ Die Pläne sehen vor, dass Abriss und Neubau der Nordtribüne (I und H-Block sowie Gästeblock) den Anfang machen. Festgezurrt ist der zeitliche Rahmen aber noch nicht, betont der PEG-Leiter. „Dazu brauchen wir schlicht und einfach den Verein. Es gibt vielleicht auch die Option, dass man mal zwei Spiele außerhalb macht. Aber das ist ein Punkt, über den wir noch sprechen müssen.“

Just am Mittwoch fanden Gespräche mit einem Fachplaner für Stadien statt. Bried betont: „Es geht nicht nur darum, dass wir zwei neue Tribünen hinnageln. Wir wollen eine Planung haben, die für die nächsten Jahre funktioniert.“ Sicherheit und Eingänge nennt er als große Themen, für die es Fremdkompetenz brauche. Gerade läuft die Beauftragung verschiedener Gutachter an: Unter anderem geht es um Boden und Schall, es braucht einen Infrastruktur- und Projektplaner. OB Ansbacher betonte: „Ich sage, auch wenn es nervt, Genauigkeit geht vor Schnelligkeit.“

Geld und Förderung: 4,6 Millionen Euro hat das Land an Fördermitteln bereits zugesagt. Gerhard Semler hofft, dass es über ein Bundesprogramm noch etwas mehr werden könnte. Fest steht trotzdem, dass den Großteil der Kosten im ersten Schritt die Stadt Ulm zu tragen hat. Auf 31,9 Millionen Euro wird der Bedarf an Fremdkapital nach jetzigem Stand beziffert. Durch die Überführung der neu gebildeten Donaustadion-Gesellschaft an die Ulm Messe (UM) wird diese Schuldenträgerin sein. Dabei geht die Stadt Ulm eine hundertprozentige Bürgschaft für die aufzunehmenden Darlehen ein. Ein Gutachten hat diese Option bestätigt. Die Gelder werden schrittweise beantragt. „Die Ulm Messe muss ein rentierliches Unternehmen bleiben“, betont Finanzbürgermeister Martin Bendel.

Wie der SSV Ulm 1846 Fußball, auf den einen Großteil der Kosten umgelegt wird, in die Tilgung der Zahlungen eingebunden sein wird, sei noch Gegenstand von Verhandlungen. In der vergangenen Woche wurde der Klub über den Finanzierungsplan informiert. Man werde das anhand der gegebenen Informationen nun intern für den Haushalt besprechen, sagte Geschäftsführer Thiele.

Viel Schul- und Breitensport

Ab dem 1. Januar 2026 zahlen Stadt für den Schul- und Breitensport sowie der SSV Ulm 1846 Fußball als Wirtschaftsunternehmen jährliche Nutzungsgelder. Sind es im ersten Jahr rund 1,77 Millionen Euro von der Stadt und rund 475.000 Euro vom Fußball-Klub, steigert sich der Wert laut einer Wirtschaftlichkeitsberechnung im zehnten Jahr auf 3,5 Millionen Euro (Stadt) beziehungsweise 938.000 Euro (Fußball). In Summe erhält die Ulm Messe dann 4,5 Millionen Euro von den Stadionnutzern.

Die prozentuale Verteilung der Gelder wurde berechnet über die tatsächlichen Nutzungsstunden: Dabei entfallen 80 Prozent auf den Schul- und Breitensport und 20 Prozent auf den Profifußball. Was aber, wenn der Worst-Case eintritt und der SSV Ulm 1846 Fußball das, zum Beispiel aufgrund eines sportlichen Abstieges, nicht mehr leisten könne? „Dann fallen die Kosten auf die Stadt zurück. Das ist unser Risiko“, sagt Bendel.

Im Vorfeld der Grundsatzentscheidung, die im März getroffen wurde, wurde über diese Tatsache bereits viel diskutiert. OB Ansbacher rief das in Erinnerung und sagte: „Wir haben einen Sanierungsstau und hätten eh investieren müssen. Stand heute geben wir diesen Schritt in Auftrag und können nachsteuern, sollte sich etwas ändern.“

Perspektive: Das Jahr 2026 soll eine Übergangsphase sein. „Ich hole ja nicht den Stadionschlüssel ab dem 1.1. und der Verpächter interessiert sich nicht mehr dafür“, sagt Jürgen Eilts, Leiter der Ulm Messe. „Wir gehen sehr sorgfältig an die Themen heran. Im Moment funktioniert ja alles und jedes Fußballspiel kann problemlos durchgeführt und abgewickelt werden.“ Eine große Rolle spielt unter anderem die Vergabe der Catering-Rechte. Außerdem werden die drei aktiven Stadionwarte in die neue Gesellschaft integriert, sodass es hierbei zu keinen Änderungen kommt.

Was sich auch nicht ändert: „Die Gesamtkapazität wird auf keinen Fall nach oben gehen“. 17.400 Plätze weist das Donaustadion im Moment aus. Nach wie vor wird es zudem den Titel „Sportstätte“ tragen. Das, sagt Eilts, „ermöglicht es nicht, große Open-Air-Konzerte oder anderes, das zur Refinanzierung gedacht sein könnte“ abzuhalten: „Wenn man das Stadion heute bauen würde, könnte man das an diesem Standort mit der nahen Wohnbebauung sicherlich nicht mehr realisieren.“

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