Mit den Nerven fast am Ende

  • Die Frauen der Güssengarde des Leipheimer Haufens zeigen ihre Beweglichkeit im Ulmer Theater. Foto: Matthias Kessler
  • Die Crazy Girls vom TSV Regglisweiler stellen in ihrer Tanzperformance das Ulmer Verkehrschaos dar. Foto: Matthias Kessler

Matinee der Bewegung Beim zweimal ausverkauften sportlich-künstlerischen Show-Event des Turngau im Theater Ulm geht es um eine gestresste Reporterin, viele Baustellen und Crazy Clowns.

Eine Autofahrerin, die wegen einer Baustelle umgeleitet wird. Eine Frau, die ungeduldig auf den Zug wartet und eine, die ihn verpasst. Baustellen, Stau, öffentlicher Nahverkehr – diese Themen treiben wohl fast alle um. Gerade in der Früh auf dem Weg zur Arbeit ist das oft besonders nervig. Diese Situation stellt das Team Gym des TSV Erbach als Auftakt der 21. Auflage der Matinee der Bewegung mit dem Motto „Stadtgeflüster – wenn Schlagzeilen rasend machen“ dar. Die Turnerinnen schaffen es alle ins Büro, das hinter ihnen an die Wand projiziert wird und zeigen dort in einer Mischung aus Akrobatik, Gymnastik und Tanz ihr Können.

In diesem Jahr stehen elf Vereine mit insgesamt über 200 Darstellenden in zwei ausverkauften Veranstaltungen auf der großen Bühne des Ulmer Theaters. Zum zweiten Mal führt Annalena Lipp durch das Programm. Die Musical-Darstellerin spielt die Radio-Reporterin Frida Funkt, die verzweifelt nach Schlagzeilen sucht. In ganz Ulm scheint es aber nur ein Thema zu geben: Baustellen.

Sportlicher Showdown

Gefühlt stimmt das auch in der Realität. Deshalb verstehen viele Zuschauer Frida, die davon genervt ist und sich positivere Themen wünscht. Zum Beispiel hofft sie auf die Liebe. Die Showtanzgruppe Pintas des SG Griesingen lässt die Vorstellung Wirklichkeit werden. Vor der Kulisse des Eiffelturms tanzen sie über die Bühne, zeigen eine Hochzeit. In Ulm passiert währenddessen nichts Romantisches, stellt Frida fest. Ihre Kollegen von außerhalb bringen ihr verschiedene Ideen mit ins Büro. Gespielt werden diese von der Güssengarde des Leip­heimer Haufens, die mit ihrem Auftritt beweisen, dass Gardetanz nicht nur zur Fasnet gehört.

Im Gegensatz zum Auftritt sind die Ideen aber nicht wirklich gut. Also beschließt Frida, selbst in die Stadt zu fahren und nach Schlagzeilen zu suchen. Die Crazy Girls vom TSV Regglisweiler spielen den verrückten Verkehr der Stadt. Ihre Tanzperformance „Drive me crazy!“ mit Lenkrädern und Straßenschildern kommt überaus gut an. Frida ist in der Zwischenzeit in der Stadt angekommen und stößt direkt auf die erste Schlagzeile: ein Flashmob am Ulmer Münster. Sportlerinnen verschiedener Gruppen kommen auf der Bühne und im Zuschauerbereich zusammen und zeigen einen mitreißenden Tanz.

Weiter geht es mit den Kindern der Empire Dance Factory vom SV Lonsee. Diese demonstrieren mit großen Plakaten. Auf den Schildern steht „Everyone Welcome“ oder „Kein Müll ins Meer“. Sie haben viel zu sagen, aber ihre Nachricht ist kurz: Kinder haben Rechte. Nicht nur das, sie können auch richtig gut tanzen. Das beweist die Gruppe mit ihrer Hiphop-Performance.

Bei der diesjährigen Matinee stehen beinahe ausschließlich Tanzgruppen auf der Bühne. Die Cést La Vie des FC Hüttisheim sind die nächsten. Sie sorgen, verkleidet als Wissenschaftler, mit einem Spezialtrank für die nächste Schlagzeile: „Ulmer Wissenschaftler entwickeln Supergetränk“. Das bringt ein ganzes „Seniorenheim außer Rand und Band“, wie der Auftritt der darauffolgenden Showtanzgruppe, Sold Out des TV Dettingen/Iller, heißt. Die Tänzerinnen, die als Rentner und Altenpflegerinnen verkleidet sind, ernten jede Menge Lacher.

Show unter Sternenhimmel

Auch die Turnerinnen des SF Illerrieden unterhalten, als Affen verkleidet, das Publikum. Aus dem Lachen wird aber schnell beeindrucktes Staunen als sie auf der Bühne Saltos und Handstände mit Überschlag zeigen. Weiter geht es mit den Choosers des SV Baltringen, die als „Crazy Clowns“ eine Zirkus-Show performen. Damit fehlt Frida nur noch eine Schlagzeile.

Die liefert das Aerobiczentrum des SSV Ulm 1846. Sie zeigen einen Showdown zwischen den großen Sportarten der Stadt. Ein paar der Turnerinnen performen in orangefarbenen Tops als Basketballer von Ratiopharm Ulm. Anschließend treten die anderen in schwarz-weißen Outfits als Fußballer des SSV Ulm 1846 Fußball auf. Danach kehrt Frida zurück in die Redaktion. Sie hat ihre Geschichten gefunden und sagt dem Publikum: Manchmal reicht es für neue Inspiration schon, die Perspektive zu wechseln.

Damit geht sie nach ihrem erfolgreichen Arbeitstag von der Bühne. Doch die Show am Theater Ulm ist noch nicht vorbei. An die Decke des Theaters wird ein Sternenhimmel projiziert und die Mini Jellys des TSV Langenau schweben in glitzernden Kostümen über die Bühne. An den Stress und die Baustellen vom Anfang denkt während ihres Auftritts niemand mehr.

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