Bruchlandung in Berlin

  • Kein Durchkommen an der Berliner Mauer: Malik Osborne erzielte nur vier Punkte. Seinnen Mitspielern erging es nicht sonderlich besser. Foto: eibner/Ryan Sleiman

Ratiopharm Ulm Ein Spiel und raus. Der Vizemeister scheitert im Pokal erneut früh. Das Spiel gegen Alba Berlin beginnt vielversprechend. Danach bricht alles zusammen. Und die Niederlage wird deutlich.

Er hat Knut noch gesehen. Knut, diesen Eisbären. Der war 2007 für eine Zeit das Lieblingstier der Deutschen. Tausende wollten das Eisbär-Baby im Berliner Zoo besuchen. Auch ein Basketball-Profi des BBC Bayreuth. Sein Name: Ty Harrelson. Erst Knut, dann noch die anderen Wahrzeichen. Es war ein schöner Berlin-Trip für den US-Amerikaner.

Deutlich schöner als der am Sonntag.

Da stand Harrelson in der Max-Schmeling-Halle und bekam ein Mikrofon unter die Nase gehalten. Er lächelte kurz. Es sah etwas gequält aus. Der Trainer von Ratiopharm Ulm hatte nichts Schönes zu sagen. Seine ersten Worte: „Heute lief eine Menge schief.“

Kann man so bestätigen. Der Vizemeister wurde im Pokal-Achtelfinale düpiert. 68:90 gegen Alba Berlin – und das in einem so wichtigen Spiel. Die erste Titel-Chance ist futsch, das Pokal-Abenteuer schon wieder vorbei.

Bedenklicher Auftritt

Aber hatten die Ulmer überhaupt Lust auf dieses Abenteuer? Es sah am Sonntag nicht so aus. Als die Berliner aufkamen, als ihre Kult-Halle laut wurde, da gingen die Ulmer schnell ein. Nur 26 Punkte in der zweiten Halbzeit, nur 13 Assists, nur ein Viertel, in dem das Ulmer Spiel wirklich funktionierte.

Es war schon überraschend wenig, was die Ulmer in der Hauptstadt anboten. Selbst ihre Klamotten passten nicht. Die Gäste liefen einfach in ihren normalen BBL-Auswärtsshirts auf. Das Pokal-Logo, das die Gegner trugen? Nicht vorhanden. Bezeichnend für diesen Nachmittag. Dabei begann es für die Schwaben doch noch so gut.

Die Zeit war stehen geblieben. So fühlte es sich in der Max-Schmeling-Halle, Albas Ausweichstätte, nicht nur an. So war es wirklich. Das fiel den Schiedsrichtern dann auch auf. Sie gingen zum Bildschirm und zählten sorgfältig nach. Genau zwölf Sekunden war dieses Spiel schon alt. Doch die Hallen-Uhr hatte sich noch immer nicht bewegt.

Die Berliner brauchten, um in den Pokal reinzukommen. Die Ulmer machten es ihnen auch schwer. Sie zeigten kaum Emotionen. Kühl und berechnend rupften sie die Albatrosse im ersten Viertel. Eines dieser guten Ulm-Viertel. Offensiv vielseitig, defensiv unangenehm. Zu unangenehm. Denn die zweistellige Führung nach den ersten zehn Minuten (26:16) hatte einen Preis.

Und den musste Trainer Harrelson im zweiten Viertel zahlen. Mark Smith, Nelson Weidemann: Ulms Guard sammelten früh ihre Fouls. Dem Ulm-Coach blieb keine Wahl als zu rotieren. „Wir haben schon früh im zweiten Viertel Foulprobleme gehabt, weswegen wichtige Spieler in dieser Phase auf der Bank sitzen mussten“, sagte Harrelson danach. Es klang schon nach einer Erklärung für die Niederlage.

Oder zumindest für den deutlichen Leistungsabfall. Das Ratiopharm-Team fand in Harrelsons Rotationssystem nicht mehr den Rhythmus. Den diktierten langsam aber sicher die Berliner. Sie schlugen einen schnellen Basketball-Cha-Cha-Cha an. Und nur ein Ulmer wirkte noch trittsicher.

Einer, bei dem Dyn-Kommentator Arne Malsch zwischen „Wahnsinn“ und „exzellent“ pendelte. Dort irgendwo ließ sich die Leistung von Bryce Brown in der ersten Halbzeit einordnen. Ulms Top-Guard lief heiß – 14 Punkte in 20 Minuten. Sie sicherten den Ulmer zumindest noch eine Mini-Führung zur Pause (42:39).

Keine Antwort in der zweiten Hälfte

Aber die kam Brown selbst in der Halbzeit trügerisch vor. „Wenn wir die Berliner ihre Dreier werfen lassen, wird es ein langer Tag.“ Wie recht der 28-Jährige haben sollte. Die Hauptstadt-Basketballer fühlten sich nämlich jetzt wohl – und ihr Chef auch.

Marco Baldi saß mit verschränkten Armen in der ersten Reihe und sah, wie die Fans um ihn herum immer euphorischer wurden. Das Alba-Team gab ihnen allen Grund dazu. Dreier nach Dreier nach Dreier. Treffer nach Treffer nach Treffer. Da konnten die Ulmer nur noch staunen. Bei ihnen lief gar nichts mehr.

Die Misere ließ sich in Minuten ausdrücken: 5:29 und 4:31. So lange dauerte in den letzten beiden Vierteln jeweils, bis die ersten Ulmer Punkte fielen. Indiskutable Werte. Alba zog uneinholbar davon. Schon im dritten Viertel wuchs der Vorsprung auf 15 Punkte (67:52).

Wenig später gab Harrelson auf. Alle seine Aufmunterungsversuche blieben wirkungslos. Das vierte Viertel machte das Ergebnis noch schlimmer. Berlin zog auf bis zu 25 Punkte davon. „Am Ende habe ich mich entschieden, ein paar Spieler zu schonen.“

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