Der Chatbot im Klassenzimmer
Bildung Seit rund einer Woche können Lehrkräfte in Baden-Württemberg ein neues KI-Tool nutzen. Doch nicht überall ist „telli“ im Einsatz.
Zwischen Tafel, Beamer und Büchern hat in der vergangenen Woche ein neuer Helfer Einzug in die Klassenzimmer im Alb-Donau-Kreis gefunden: „telli“, ein Chatbot, bereitgestellt vom Land und basierend auf Künstlicher Intelligenz. Seit dem 13. Oktober steht er allen Schulen im Land zur Verfügung, als Unterstützung im Lehr- und Lernalltag, mit verschiedenen Features wie Chat und Lernszenarios. Dabei soll er nicht nur zur Unterrichtsvorbereitung, sondern auch zur -durchführung genutzt werden. „telli“ ermöglicht es also den Lehrkräften, Ideen für den Unterricht zu entwickeln und die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen – kurzum: er soll entlasten. Aber ist das wirklich so? Wie nehmen die Schulen im Alb-Donau-Kreis das Angebot an?
An der Gemeinschaftsschule in Langenau ist der neue KI-Chatbot nicht im Einsatz. Lehrerinnen und Lehrer nutzen andere Anwendungen, berichtet Schulleiter Volker Andritschke auf Nachfrage. Auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz blickt er grundsätzlich positiv: „KI ist da. Und sie macht Sinn, wenn man sie sinnvoll nutzt.“ Dafür müssten aber auch die Voraussetzungen stimmen. Mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler bedeutet das: genug Endgeräte. Und das ist an der Gemeinschaftsschule Langenau nicht der Fall. Für 480 Kinder und Jugendliche gibt es gerade einmal 40 Tablets. „Wir sind extrem schlecht ausgestattet“, so Andritschke. Seine Vision: „Dass wir 2026 40 Tablets dazu bekommen und KI ab der 8. Klasse nutzen können.“
Lehrkräfte richtig schulen
Auch an der Realschule Laichingen nutzen Lehrkräfte zwar durchaus Künstliche Intelligenz zur Unterrichtsvorbereitung – aber nicht den KI-Chatbot des Landes. „Das wird sicherlich aber bald kommen“, sagt Schulleiter Johannes Tress. Noch sei die Schule auf das Tool nicht vorbereitet, denn Voraussetzung sei, dass die Lehrkräfte entsprechend geschult werden. „Wenn es so ein Angebot gibt, nutzen wir das aber schon“, so Tress. Nach und nach erhalte das Thema „KI“ Einzug im Unterricht an der Realschule. Nicht nur bei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung, sondern auch inhaltlich. Denn die Schülerinnen und Schüler sollen den Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen – unter anderem im neuen Schulfach „Medienbildung“.
Anders sieht das am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Laichingen aus. „Wir sind bei sowas extrem schnell“, sagt Schulleiter Torben Stolze. Seit etwa einer Woche ist der KI-Chatbot des Landes online, seit Mitte der vergangenen Woche an der Schule im Einsatz. „Ich habe ihn auch direkt mal ausprobiert und bin ganz begeistert“, ergänzt Stolze. Um das neue Tool sinnvoll zu nutzen, unterstütze das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) mit konkreten Handreichungen, Fortbildungen und Hilfsangeboten die Schule, sagt Lehrer Moritz Mayer, der sich an dem Gymnasium mit dem Thema Künstliche Intelligenz befasst. Und auch an seiner Schule spielt das Thema Schulung eine zentrale Rolle, deshalb fänden zusätzlich schulinterne Fortbildungen statt. „Wir sind überzeugt, dass Künstliche Intelligenz – beaufsichtigt durch geschulte Lehrkräfte – ins Klassenzimmer gehört“, sagt Mayer – als Unterstützung für den Lern- und Verständnisprozess sowie als Erleichterung der administrativen Arbeit im Schulalltag. „Das schafft wirklich Möglichkeiten“, betont Schulleiter Stolze. Bereits lange nutzt die Schule das KI-Tool „fAIrchat“, das in der auch an vielen weiteren Schulen verbreiteten Lern-Software „Moodle“ implementiert ist.
Dr. Martin Böhnisch, Schulleiter an der Bühl-Realschule in Dornstadt, nutzt mit seinem Kollegium etwas anderes: FOBIZZ, eine Plattform, die die Schulen durch Online-Fortbildungen, KI-Assistenten für den Unterricht und interaktive Lehrmittel sowie fertige Materialien unterstützt. „Für diese Plattform haben wir uns unter anderem entschieden, da die Chatbots über einen europäischen Server gehen und daher eher den Datenschutz erfüllen“, sagt Böhnisch.
Die Schulen in der Region treibt in Sachen KI und seinem Einsatz im Unterricht also durchaus auch das Thema Datenschutz um. Das weiß auch das Land Baden-Württemberg. Sandra Boser, Staatssekretärin im Kultusministerium, weist deshalb darauf hin, dass „telli“ „den datenschutzkonformen Einsatz von künstlicher Intelligenz im Unterricht ermöglicht.“ Moritz Mayer vom Albert-Schweitzer-Gymnasium bewertet das positiv: „Besonders erfreulich ist, dass mit ‚telli‘ nun eine digital souveräne, datenschutzkonforme und nutzerfreundliche KI-Lösung speziell für Schulen bereitsteht.“