Klimawandel? „Es gibt Wichtigeres“

  • AfD-Landtagskandidat Michael Scheffler im Wahlkreis Ehingen. Foto: Privat

Landtagswahl Michael Scheffler aus Blaustein, der für die AfD im Wahlkreis Ehingen antritt, will sich für eine starke Wirtschaft einsetzen. Die EU hält er dazu nicht unbedingt für nötig.

Am 8. März wählen die Baden-Württemberger einen neuen Landtag. Michael Scheffler ist Direktkandidat der AfD im Wahlkreis Ehingen. Der 42-Jährige ist vor zwei Jahren in die Partei eingetreten und sitzt inzwischen im Blausteiner Gemeinderat und im Kreistag des Alb-Donau-Kreises.

Herr Scheffler, warum treten Sie für die AfD bei der Landtagswahl an?

Scheffler: Ich bin grundsätzlich unzufrieden mit der Entwicklung der letzten 20 Jahre. Wir haben unsere Führungsrolle verloren, unsere Exportschlager aufgegeben und keine volkswirtschaftliche Strategie für die Zukunft. Probleme werden nur mit Geld zugeschüttet, statt durch Reformen gelöst. Die finanzielle Lage im Staatshaushalt ist besorgniserregend – ohne solide Haushaltsführung wird der Bürger durch Inflation weiter enteignet. Um das zu ändern, möchte ich meine Positionen einbringen. Ich bin klar wirtschaftsliberal und überzeugt: Ohne wirtschaftliche Stärke gibt es keinen Wohlstand.

Konnten Sie bisher als Gemeinderat und Kreisrat etwas bewirken?

Unsere Fraktion ist in beiden Gremien nicht gerade üppig besetzt. Deshalb sind wir oft das Zünglein an der Waage. In Finanzthemen, Bauprojekten oder bei technischen Beschaffungen bringe ich mein Fachwissen ein. Ich erinnere regelmäßig daran, mit den finanziellen Mitteln sorgsam umzugehen – denn am Ende bezahlt der Bürger.

Sollte es mit einer Wahl klappen: Um welche Themen wollen Sie sich kümmern?

Die wichtigsten Themen sind für mich die wirtschaftliche Lage und ein solider Landeshaushalt. Ohne diese Grundlage können wir keine weiteren Ziele finanzieren. Als Energietechniker kenne ich die Herausforderungen der Energiepolitik. Deutschland hat keine eigenen Ressourcen – deshalb sollten wir technologieoffen handeln. Dazu gehört natürlich auch Strom aus erneuerbaren Quellen. Mit dieser Einstellung bin ich vielleicht nicht immer ganz auf Parteilinie, kann dies jedoch gut vermitteln.

Was möchten Sie konkret für den Wahlkreis Ehingen erreichen?

Mir geht es darum, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Wahlkreis spürbar zu verbessern – und dafür ist die Entbürokratisierung der zentrale Hebel. Wer investieren will, muss es leichter haben, zum Beispiel benötigen wir mehr Gewerbeflächen und schnellere Baugenehmigungen. Die Verwaltung muss Dienstleister sein, schnell, digital und verbindlich arbeiten. Auch das Thema Schule ist mir wichtig: Hier wird unser aller Zukunft ausgebildet.

Was würden Sie daran konkret ändern?

Ich halte mehr vom viergliedrigen Schulsystem: Sonderschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Diese Differenzierung ermöglicht gezielte Förderung und verhindert Über- oder Unterforderung durch zu große Leistungsunterschiede in einer Klasse. Das aktuelle Einheitssystem führt zu Frust bei Schülern und Lehrkräften. Entscheidend ist, was Schüler am Ende ihrer Schulzeit wirklich können – nicht, welchen Weg sie beschreiten oder wie viele Tablets im Unterricht stehen. Viele Schulgebäude sind sanierungsbedürftig – hier muss dringend investiert werden. Ich setze auf praxisnahe Bildung und die Stärkung der dualen Ausbildung vor dem Studium.

Bis 2036 gehen 20 Millionen Menschen in Rente. Was ist Ihr Rezept gegen den Fachkräftemangel?

Effizienz ist entscheidend. Migration kann ein Teil der Lösung sein, aber gezielt dort, wo wir sie brauchen. In meinen Bauprojekten arbeiten viele Fachkräfte aus Tschechien, Ungarn, Polen – die machen das gut, wohnen aber meist nicht dauerhaft hier. Das Geld bleibt also nicht in Deutschland. Ich baue auf Automatisierung und KI, um Prozesse zu beschleunigen und Personal zu entlasten.

In Ihrer Partei wird viel von „Remigration“ gesprochen. Wie stehen Sie dazu?

Das ist nicht meine Meinung. Ich würde nie sagen, nur weil du anders aussiehst, darfst du nicht da sein. Das halte ich für Schwachsinn.

Wen wollen Sie konkret abschieben?

Das kann man nicht pauschal sagen. Wer arbeitet, integriert ist, sich an unsere Gesetze hält und unsere Sprache spricht, soll natürlich bleiben. Wer nicht will, wer sich nicht bemüht, dessen Aufenthalt muss überprüft werden. Jeder, der kommt, bekommt Unterstützung, aber wer nach einem Jahr nicht auf eigenen Füßen steht, für den war jede Mühe umsonst. Mehr ist dem Steuerzahler nicht abzuverlangen.

Die AfD fordert einen Umbau der EU – notfalls einen Austritt. Wie soll das die exportabhängige Wirtschaft im Südwesten verkraften?

Wir hatten schon vor der EU einen funktionierenden Binnenmarkt und Reisefreiheit. Die EU ist zu einem Wasserkopf geworden – viel Bürokratie, wenig demokratische Kontrolle. Ich glaube, wir brauchen weniger Doppelstrukturen und mehr nationale Souveränität. Der europäische Handel funktioniert auch ohne zentralistische Überregulierung.

Studien zeigen, dass die AfD-Steuermodelle vor allem Besserverdienenden zugutekommen. Wie passt das zum Anspruch, Partei der kleinen Leute zu sein?

Da gibt es unterschiedliche Zahlen und Grafiken. Ich sehe das anders. Natürlich profitieren auch mittlere und höhere Einkommen, aber es ist nicht so, dass nur die Reichen gewinnen. Der Spitzensteuersatz ab 68.000 Euro jährlich zeigt, damit die Progressionskurve deutlich angehoben werden muss und das entlastet alle normalen Einkommen. Ich gehe noch einen Schritt weiter, Arbeit sollte steuerfrei sein, ich würde ausschließlich den Konsum besteuern.

Wie stehen Sie dazu, dass viele AfD-Politiker den menschengemachten Klimawandel relativieren?

Ich bin für erneuerbare Energien, weil wir keine eigenen Rohstoffe haben. Aber es muss wirtschaftlich sein und darf nicht zu Lasten der Wälder gehen. Beim menschengemachten Klimawandel bin ich skeptisch: Die Menschheit hat Einfluss, aber wir legen zu viel Gewicht auf das Thema. Es gibt wichtigere Probleme. Effizienz und Wirtschaftlichkeit müssen im Vordergrund stehen.

Die AfD wird unter anderem vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, weil Spitzenkräfte Begriffe wie „Bevölkerungsaustausch“ verwenden. Stört Sie das nicht?

Das Problem am Verfassungsschutz ist doch, dass dort Menschen aus Konkurrenzparteien beschäftigt sind. Natürlich wollen sie uns ausschließen. Begriffe wie „Bevölkerungsaustausch“ drücken Ängste aus, die einige in der Bevölkerung nachvollziehen können. Ich sehe darin kein Verfassungsproblem.

Auch nicht bei einer Verschwörungserzählung, wonach angeblich Eliten planen, das deutsche Volk durch Migranten auszutauschen?

Das ist kein neues Phänomen, die Bevölkerung gegeneinander aufzubringen. Es fehlt doch am Zusammenhalt. Von der SPD sehe ich immer Hass und Hetze. Im Kreistag sehe ich vor mir ein Plakat mit der Aufschrift „Fuck AfD“. Ich fühle mich da nicht mehr willkommen.

Wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen, obwohl derzeit niemand mit der AfD koalieren will?

Man muss nicht regieren, um etwas zu bewegen. Wenn wir eine kritische Stimme sind, die die anderen mit Argumenten zum Handeln bringt, reicht mir das volkswirtschaftlich in einem ersten Schritt aus.

Ich würde nie sagen, nur weil du anders aussiehst, darfst du nicht da sein.

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