Schwimmender Bagger
Natur 1000 Tonnen Kies sollen aus dem Gewässer an der Donau nahe der Wehranlage in Öpfingen geholt werden. Ein Amphibienfahrzeug ist im Einsatz.
Noch in guter Erinnerung ist der Wolfgangsee an der Öpfinger Wehranlage mit dem Klavierkonzert und Flamencotänzen auf einem riesigen Floß. Damals ein Besuchermagnet an der Donau. Ganz so viel Publikum zieht der Schwimmbagger, der seit Montag dort im Einsatz ist, nicht an. Wohl aber werden immer wieder Zaungäste gesichtet. Nicht von ungefähr. „Hast Du schon mal einen schwimmenden Bagger gesehen?“, fragt der zwölfjährige Lukas seinen gleichaltrigen Freund Ben. Der verneint. Auch ein Grüppchen Senioren macht bei ihrem Spaziergang ausgiebig Rast an der Donaubrücke. „Ein Bagger, der schwimmend Kies baggern kann. Das hat es in Öpfingen ja noch nie gegeben“, sagt einer der Männer und ist sichtlich beeindruckt.
Gleicher Ansicht ist Wolfgang Dürr. Für den Bauleiter Gewässer der Stadtwerke Ulm (SWU) ist der Einsatz eines Schwimmbaggers ebenfalls eine Premiere. „Wir haben in diesem Bereich nur wenige Möglichkeiten, das Kies zu entfernen. Deshalb fiel die Wahl auf den Schwimmbagger“, berichtet Wolfgang Dürr. Plan A, das Gewässer absenken, sprich den Bereich zum Baggern großflächig trockenlegen, wäre aus ökologischer Sicht die schlechteste Lösung gewesen. Der Plan B, eine gut befestigte Kiesstraße in der Donau bis zu den Ablagerungen anlegen, wäre mit immensem Aufwand einhergegangen, hätte zudem auch das Ökosystem des Gewässers als wertvollem Lebensraum für Tiere und Pflanzen belastet. „Der Schwimmbagger ist hier eindeutig die effektivste und einfachste Variante“, zieht der Bauleiter schon nach dem ersten Einsatztag ein positives Resümee. Gut anderthalb Wochen werde voraussichtlich gebaggert. Den Messungen zufolge konzentriere sich der Schwerpunkt der Kiesablagerungen auf etwa 800 Quadratmeter Fläche. Erreicht werden soll eine Wassertiefe von mindestens 2,50 Metern. Wolfgang Dürr rechnet mit gut 1000 Tonnen Kies, die sich über Jahrzehnte im sogenannten Wolfgangsee vor der Wehranlage angesammelt haben. Ob der „Aushub“ weiterverwendet werden könne, ergebe im Nachgang eine Untersuchung des unweit der Donau zwischengelagerten Materials.
Markus Liegl macht da eher wenig Hoffnung, zumal das Kies mit sehr viel Unrat vermengt sei. Liegl ist Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens aus Laupheim, das seinen Schwimmbagger seit sechs Jahren bundesweit im Einsatz hat. „Wir waren davor schon vielseitig in der Gewässerpflege und im Hochwasserschutz tätig. Aber manche Aufgaben haben uns schon vor große Herausforderungen gestellt“, sagt er. Der firmeneigene Schreitbagger war nur bis zu 1,90 Meter Wassertiefe einsetzbar. „Also haben wir bei Herstellern angefragt, ob diese für uns einen Bagger bauen können, der als Amphibienfahrzeug sowohl im tiefen Wasser, im Moor und weiteren Feuchtgebieten als auch an Land arbeiten kann“, ergänzt er. Mit der Firma Kiesel aus Baienfurt habe man das Baugerät letztendlich perfekt realisiert. Wobei spezielle Anforderungen einzuhalten waren: Damit der Schwimmbagger transportiert werden kann, durfte er ohne die Pontons nicht breiter als drei Meter und nicht höher als vier Meter sein. Zudem durfte er die 40-Tonnen-Grenze nicht überschreiten, da man sonst für jede Fahrt eine Sondergenehmigung benötigt hätte.
Landungsboot für den Kies
Der Schwimmbagger bewältige nun Wassertiefen bis zu neun Meter. Als Eigenentwicklung bezeichnet Markus Liegl das ehemalige Landungsboot, mit dem jeweils sieben bis acht Tonnen Kies ans Ufer transportiert werden, wo ein anderer Bagger den Aushub auf einen Raupen-Lastwagen lädt, der dann den Lagerplatz ansteuert. Warum die Arbeiten in Öpfingen erst einige Tage nach dem ursprünglichen Termin gestartet sind, begründet Markus Liegl mit dem aufgeweichten Uferbereich, der erst befestigt werden musste, um den Damm nicht zu beschädigen.
Auch für Harald Kilian, Gruppenleiter Stromproduktion der Stadtwerk Ulm, ist der Schwimmbagger die Ideallösung für das Gewässer nahe der Donaubrücke. „Uns war die Entfernung des angesammelten Gerölls wichtig. Je mehr Kies, desto höher steigt der Pegel an der Wehranlage. Die Folge: Wasser fließe dann ungenutzt in die Donau. Den Schwimmbagger werde die SWU sicher künftig öfter ordern.
Ein Bagger, der schwimmen kann. Das hat es in Öpfingen ja noch nie gegeben. Passant am Öpfinger Donaustausee