Lidl bietet mehr als zwei Länder

  • Gibt es noch viel zu wenig: Ladepunkte für E-Autos. Foto: Sven Hoppe/dpa

Mobilität In Europa gibt es zu wenig Möglichkeiten, E-Autos aufzuladen. Der Supermarkt überflügelt Irland und Slowenien.

Ulm. Fünf Jahre vor der 2030-Frist stehen europäischen Autofahrern und Autofahrerinnen weniger als eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung. In der EU-27 sind es rund 910.000 – also nur etwa ein Viertel des von der Europäischen Kommission gesetzten Ziels von 3,5 Millionen Ladepunkten. Dies ergab eine Studie des Datenexperten DataPulse Research und Autoteile-Händlers Motointegrator. Bei der derzeitigen Ausbaurate von rund 150.000 pro Jahr wird die EU das Ziel bei weitem verfehlen und bis 2030 nur etwa 1,7 Millionen erreichen.

„Die Städte sind tendenziell gut versorgt, die Regionen dazwischen weniger“, berichtet DataPulse Research. „In Nordskandinavien zeigen sich die größten Lücken im Netz. Lücken treten auch in Zentral-Deutschland, im ländlichen Frankreich und im spanischen Landesinneren sowie in Alpentälern, an baltischen Nebenstraßen und auf Inseln auf.“ An Autobahnen sei die Versorgung im Allgemeinen gut.

An der Spitze mit den meisten Ladepunkten pro 100.000 Einwohnern liegen Norwegen, Island, Luxemburg, Dänemark und Österreich. Am wenigsten Möglichkeiten, sein E-Auto aufzuladen, gibt es in Rumänien, Polen, Griechenland und Zypern. Schlusslicht ist Malta. Deutschland liegt auf dem neunten von 30 Plätzen.

Bei den Orten spricht DataPulse Research von einem „Supermarkt-Effekt“: Ein einziger Einzelhändler, Lidl, betreibt mit 8855 Ladepunkten mehr als ganze Länder wie Irland (4842) oder Slowenien (3336).

Die Länder sind entlang zweier Achsen gespalten: Zugang und Geschwindigkeit. Einige Regionen haben viele Ladestationen pro Person, aber nur wenige Hochleistungsstandorte; andere Regionen verfügen über ein weniger dichtes Ladenetzwerk, dafür jedoch mit einem höheren Anteil an Schnellladern. Was am meisten helfe, so DataPulse Research, sei eine Verbesserung des Netzes. Zonen, in denen der nächste Ladepunkt mehr als 40 Kilometer entfernt sei, müssen weniger werden. Hochleistungs-Hubs sollten an wichtigen, viel frequentierten Nebenverkehrsadern platzieren werden.

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