Keine gute Strecke für Pendler
Metzingen Der Landkreis Reutlingen möchte einen neuen Radweg zwischen der Kelternstadt und Eningen ausweisen. Die Variante, die er dafür vorschlägt, lehnt der Metzinger Gemeinderat allerdings ab.
Schon seit Langem wünschen sich Metzinger und Eninger eine gute und schnelle Radwegverbindung zwischen ihren beiden Orten. Gerade für Pendler wäre eine solche Route attraktiv, sagt die Kommunalpolitik. Entsprechend hohe Priorität genießt die Strecke im Radverkehrskonzept des Landkreises Reutlingen, dessen Straßenbauamt vier mögliche Varianten für die Wegeführung erarbeitet hat. In diesem Frühjahr wurden diese sowohl im Metzinger als auch im Eninger Gemeinderat vorgestellt.
Der Kreis favorisiert dabei jene Strecke, die vom „Schlemmerstüble“ herkommend die Radler rechts in den Wald leitet und über Forstwege weiter zur Erddeponie „Eichberg“ führt. Von dort aus gibt es asphaltierte Wege in Richtung Eningen. Gut fünf Kilometer ist diese Trasse lang, rund 160 Höhenmeter sind auf ihr zu überwinden. Weil zudem der Sanierungsaufwand für die Wege überschaubar ist, ließe sich diese Route relativ günstig umsetzen. Im Frühjahr gingen die Verantwortlichen von Kosten in Höhe von 320.000 Euro aus.
Hoher Aufwand
Im April hatte der Eninger Gemeinderat für die Realisierung dieser Strecke votiert, weil sie sich kurzfristig umsetzen lässt. Gleichzeitig machte sich das Gremium aber dafür stark, eine alternative Route weiterzuverfolgen, auf deren Bau die Kommunalpolitiker zu einem späteren Zeitpunkt hoffen. Diese Variante verläuft parallel zur Kreisstraße, wäre also deutlich attraktiver als die Strecke durch den Wald. Um sie Wirklichkeit werden zu lassen, muss allerdings ein relativ großer Aufwand betrieben werden, unter anderem gilt es, Grundstücke aufzukaufen. Deshalb ist die Route auch um einiges teurer als der Weg durch den Wald.
Dennoch lehnt der Metzinger Gemeinderat die günstigere Variante ab und votierte vergangene Woche gegen deren Umsetzung. Die Route durch den Wald sei für Pendler ungeeignet, argumentierte das Gremium bereits bei der ersten Debatte zum Thema im Frühjahr. Teilweise müssten Radler dort Steigungen von bis zu 14 Prozent überwinden. Zudem sei der Weg häufig nass und verschmutzt, im Winter sei er auf Höhe der Deponie überdies oftmals gefroren und damit viel zu gefährlich. Stattdessen plädieren die Metzinger dafür, die Route entlang der Kreisstraße intensiver in den Blick zu nehmen.
Um ihrem Willen Nachdruck zu verleihen und um ein politisches Signal an den Landkreis zu senden, schloss sich die große Mehrheit der Metzinger Stadträte einem Antrag der Grünen-Fraktion an. Dieser bittet den Landkreis darum, in detailliertere Planungen für die Kreisstraßen-Variante einzusteigen. Überdies soll definiert werden, wie viele Grundstücke aufgekauft werden müssen. Damit, so Dr. Georg Bräuchle, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, solle erkennbar werden, wie aufwendig der Wegebau tatsächlich werde.
Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh äußerte derweil Bedenken: Zwar sei die von der Ratsmehrheit favorisierte Strecke sicher die bessere Variante, die Kosten dafür seien jedoch hoch. Mit Blick auf den Kreishaushalt, der vor großen Einschnitten stehe, tue sie sich schwer, den Antrag der Grünen zu unterstützen, so Haberstroh, die für die Freien Wähler im Reutlinger Kreistag sitzt. Sie finde es zudem schwierig, jetzt personelle Ressourcen für ein Projekt zu binden, das womöglich erst in 20 Jahren umgesetzt werden könne. Gegenwind erhielt sie von Georg Bräuchle. Er erwarte von der Metzinger Oberbürgermeisterin, dass sie die Interessen der Kelternstadt vertrete. Das tue sie, verteidigte sich Haberstroh, schließlich habe der Sparzwang des Kreises auch Auswirkungen auf Metzingen und zwar über die Kreisumlage, die die Kelternstadt bezahlen muss.
Landratsamt und Kreistag sind bei ihren Entscheidungen rechtlich indessen nicht an das Votum der Gemeinderäte gebunden. Im Radwegekonzept des Kreises ist der Ausbau der Strecke durch den Wald für 2027 eingeplant. Das letzte Wort ist dazu freilich noch nicht gesprochen.