Wichtiger Schritt für das größte Baugebiet der Stadt

  • Mit Orschel-Hagen Süd soll in Reutlingen ein neues, lebendiges und sehr grünes Wohnquartier entstehen. Foto: Stadt Reutlingen

Reutlingen In Orschel-Hagen Süd entstehen 460 Wohnungen und somit Wohnraum für fast 1000 Menschen. Der neue Bebauungsplan liegt ab November aus.

Das Bauprojekt ist mit 460 Wohnungen für fast 1000 Menschen das größte seit langer Zeit. Doch im Stadtteil Orschel-Hagen selbst sorgte es in den vergangenen Jahren für Ärger. „Es gab eine Spaltung in Orschel-Hagen“, sagt SPD-Gemeinderätin Edeltraut Stiedl. Eine zu hohe Belastung für den „alten“ Stadtteil, weil der Verkehr durch diesen hindurch geleitet werde. Erhöhter Parkdruck und überhaupt die Frage: Was investiert die Stadt parallel in den sanierungsbedürftigen Teil Orschel-Hagens? Weil die Pläne für die Erweiterung Süd für Unverständnis und Kritik sorgten, musste ein neuer Bebauungsplan her – und dieser ist nun fertiggestellt.

„Wir haben das Konzept, das 2019 öffentlich auslag, gänzlich überarbeitet“, erklärte Reutlingens Stadtplaner Stefan Dvorak in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend. Mit den neuen Plänen sei es nicht nur gelungen, das Neubaugebiet als modernes, grünes Stadtviertel zu gestalten, sondern auch gute Lösungen für „Alt-Orschel-Hagen“ zu finden. Diese wichtigsten Anpassungen sind folgende:

Die Erschließung des neuen Stadtteils mit 460 geplanten Wohnungen erfolgt nicht mehr über die Nürnberger Straße, die letztlich durch das „alte“ Orschel-Hagen geführt hätte, sondern über die Rommelsbacher Straße. „Wir gehen davon aus, dass Zweidrittel des Verkehrs über die Rommelsbacher, und ein Drittel über die Nürnberger Straße fährt“, so Dvorak. Zudem ist vorgesehen, den Bereich zwischen St. Andreas-Kirche und Jubilate-Kirche als verkehrsberuhigte Zone auszuweisen. Dvorak: „Es wird also wieder eine Straße sein, auf der Kinder spielen können.“

Statt wie ursprünglich vorgesehen eine große Tiefgarage zu bauen, wird diese durch zwei oberirdische Quartiersparkhäuser ersetzt. Das macht den Bau erheblich günstiger. Ein Tiefgaragenstellplatz kostet im Bau durchschnittlich 45.000 Euro, im Quartiersparkhaus maximal 15.000 Euro. Die künftigen Anwohner können auf Kurzzeitparkplätzen vor den Mehrfamilienhäusern ihre Autos be- und entladen, geparkt wird aber im Parkhaus. Ausnahme: Für Senioren und Menschen mit Behinderung wird es einige wenige Tiefgaragenstellplätze geben, damit diese über einen Aufzug in ihre Wohnung kommen.

Das neue Entwässerungskonzept sorgt dafür, dass „in diesem Neubaugebiet kein Tropfen Wasser verloren geht“, sagte Dvorak. Ein teures Regenüberlaufbecken ist unnötig. Stattdessen setzen Stadt und GWG, die für den Bau verantwortlich ist, auf grüne Dächer und  „Grünfinger“, die Regenwasser vom Dietweg kommend in den Dietenbach leiten. 13 Wohnhöfe und mehrere Artenschutzmaßnahmen sorgen dafür, dass „die Pläne zur Versickerung Maßstäbe setzen. Für künftige, aber auch bestehende Baugebiete“, lobte Jaron Immer (Grüne).

Dass die Gebäude mit seriellem Bauen entstehen, senkt die Baukosten erheblich. „Um fast die Hälfte zu klassischem Bauen“, sagte Dvorak. Trotzdem entstehe eine hohe Qualität und Abwechslung, weil unterschiedliche Haus-Modelle über das Gebiet verteilt werden. Eintönig soll Orschel-Hagen Süd nicht aussehen.

Der Gemeinderat hat die Auslegung des neuen Bebauungsplans beschlossen. Vor allem, weil in Gesprächen mit Bewohnern des Stadtteils im Vorfeld klar wurde, dass die Lösungen für Orschel-Hagen Süd vor Ort gut ankommen. Und: Wie bisher für die zwölf Bezirke Reutlingens wird nun auch Orschel-Hagen als Stadtteil ein Ortsentwicklungskonzept bekommen. Für Orschel-Hagen sei das von hoher Bedeutung, schließlich herrsche großer Sanierungsbedarf wie beim Dresdner Platz, so mehrere Gemeinderäte.

Ansonsten gab es Lob für das „offene und lebendige Quartier, das hier entsteht“, so Oberbürgermeister Thomas Keck. Der einstimmige Beschluss für die Auslegung des neuen Bebauungsplans sei „ein starkes Zeichen für Orschel-Hagen“. In diesem sollen übrigens 70 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert werden. Der neue „Platz der Ökumene“, das Kinder- und Familienzentrum und ein eigener Park sorgen dafür, dass hier ein fast eigener neuer Stadtteil entsteht.

Die genauen Kosten für Orschel-Hagen Süd wurden von der GWG auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE im September nicht genannt, man sei in der Planung. Das Unternehmen geht von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag aus.

Wir haben das Konzept, das 2019 öffentlich auslag, gänzlich überarbeitet. Stefan Dvorak,Stadtplaner

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