„Wir müssen Schüler stark machen“
Bildung An der Ofterdinger Burghof-Schule sind Friederike Zilles und Kalle Zeh als Schulsozialbeauftragte beschäftigt. Sie erklären, worauf es ankommt.
Ich bin genau an dem Platz, an den ich gehöre“, sagte Schulsozialarbeiterin Friederike Zilles am Dienstagabend im Ofterdinger Gemeinderat. „Wir haben den schönsten Job, den es gibt – wir müssen keine Noten geben“, so Zilles, die seit zehn Jahren schon an der Burghof-Gemeinschaftsschule tätig ist. Ihr Kollegen Kalle Zeh nickte zustimmend. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass Sie in Ofterdingen sind“, sagte Martin Lutz (CDU/UWV). „Es ist von unschätzbarem Wert, dass Friederike Zilles so lange an der Schule ist.“
Was aber macht die Schulsozialarbeit an der Burghof-Schule aus? Die Tätigkeit gründet auf drei Säulen: Prävention, Intervention und Beratung. Am wichtigsten sei die Präsenz der Sozialarbeiter vor Ort. Zilles und Zeh teilen sich eine ganze Stelle, dadurch sei jeden Tag eine Person an der Schule, an drei Tagen sogar beide, wie Zeh erklärte.
Das Duo setzt auf Mitbestimmung, in den Klassenstufen 1 bis 7 gibt es einen sogenannten Lerngruppenrat. „Das ist so ähnlich wie ein Gemeinderat im Kleinen“, sagte Zeh. Probleme würden so in der Gruppe besprochen, auch Mobbing-Fälle. „Das ist eine positive Art, um mit den Schülern in Kontakt zu kommen.“
„Damit die Kinder ihre eigenen Lösungen finden, haben alle Klassenstufen zudem Friedenstreppen gebastelt“, erzählte Zilles. Es gehe darum, dass Gefühle benannt werden, eine gute Kommunikation entsteht und gemeinsam Konfliktlösungen gesucht werden. Beide Seiten schildern dabei aus ihrer Sicht das Problem oder den Streit. „Es ist total cool, dass Kinder sagen: Komm wir holen die Friedenstreppe“, sagte Zeh. „Das wäre für Erwachsene auch ganz gut“, ergänzte Zilles. Aber: Wenn Kinder die Schulsozialarbeiter nur problemorientiert erleben würden, wäre es schwierig, positiv wahrgenommen zu werden. Deshalb wird das Duo nicht erst bei Konflikten aktiv.
Zilles und Zeh bieten für die Fünftklässler etwa Kennenlernprojekte im Wald an. Dort entsteht innerhalb von drei Tagen ein ganzes Dorf und die Kinder bauen eigenverantwortlich Häuser mitsamt Post, Rathaus oder zum Beispiel einem Hotel. Der Ideenreichtum und das Resultat seien immer wieder überzeugend. Und die Aktion sei offensichtlich so eindrücklich, dass selbst die Neuntklässler noch davon schwärmen.
Auch werden immer wieder Workshops geboten, mit Fachkräften von außen. Die Angebote gehen etwa auf Prävention bei sexueller Gewalt ein oder behandeln das schwierige Thema der Handynutzung. „Das ist ganz wichtig, weil da ganz viel Gefährliches im Internet zu sehen ist“, betonte Zilles. Erschreckend sei dabei, wie gering die Resonanz von Eltern ist: Das Schulsozialarbeiter-Duo hatte einen Elternabend zu diesem Thema vorbereitet, wobei von 90 Eingeladenen nicht mehr als sechs gekommen seien. „Das ist frustrierend.“ Gerade am jetzigen Dienstag sei die Polizei an der Schule gewesen. „Im Bereich Prävention kann man nicht genug machen – wir lassen nicht locker“, so Zilles.
Die Intervention bei Problemen in der Schule laufe gut. „Die Schüler kennen uns, sie haben keine Hemmungen, zu uns zu kommen – ich will schließlich nicht im Büro sitzen und warten, bis die bösen Kinder zu uns geschickt werden“, sagte Zilles. In Einzelfällen gebe es die Schweigepflicht, sobald aber strafrechtlich Relevantes dahintersteckt, „müssen wir gucken, wie die nächsten Schritte angegangen werden.“ Die Schulsozialarbeiter seien zwar Vertrauenspersonen, doch gebe es Fälle, da müsse schlicht gehandelt werden, „das ist unsere Verantwortung als Erwachsene“, so Zeh.
„Das Geldgedöns“ gehe das Duo nichts an. Die betreffenden Zahlen lieferte also Michael Henne von der Gemeindeverwaltung: Gesamtkosten von 72.000 Euro stehen Fördermittel in Höhe von 16.700 Euro gegenüber. Desiree Sallwey (SPD) schlussfolgerte: „Für uns Eltern ist klar: Sollte es an der Schule brennen, würden wir zu euch gehen.“ Das Fazit der beiden Schulsozialarbeiter lautete: „Wir müssen Kinder stark machen.“