Heino hat Ballermannbock
In den Tagesschau24-Nachrichten hat der radelnde Lokalreporter eine Fernsehreporterin über die Vorgänge in irgendeinem locus horribilis der Welt (vulgo Krisengebiet), weit außerhalb des Steinlachtals sagen hören: „Die Lage ändert sich minütlich!“ Man darf getrost ergänzen: wenn nicht sogar sekündlich. In erhöhter Geschwindigkeit jedenfalls. Schon die immer gleiche Belegschaft der selbsternannten Polittalkshows vermag mit ihrer „Expertise“ den Pirouetten des hunderttägig delirierenden US-Präsidenten nur atemlos hinterherzuhecheln. Im Schatten dieses Geschehens macht der Rückschritt immer größere Fortschritte. Immer noch gibt es Leute, welche die Klimakatastrophe mit dem Wort „Wetterkapriolen“ belegen. Während in den großen Städten Eichhörnchen von den Ästen fallen, weil sie die Belastungen durch die Dürre nicht aushalten. Fest steht: In Zeiten der Erderhitzung müssen wir uns warm anziehen! Das dämpft den Frohgemut von Wissenschaftsleugnern nicht. Sie sagen: „Der Mensch ist sehr anpassungsfähig!“ Wie man an Einzelexemplaren sieht. Der Schlagersänger, der sich „Heino“ nennt, bleibt bis ins hohe Alter kriegstüchtig und wird mit 86 „den Ballermann aufmischen“. Hat „richtig Bock“ darauf, den Ureinwohnern dort deutsche Kultur beizustoßen. Party ohne Ende. Heino findet es „logisch“, dass das Volk aggressiv wird, „wenn immer mehr Leute kommen und es passiert, dass jemand ermordet oder erschlagen wird“. Klingt nach „Deutschland den Deutschen!“ Und der alteingesessenen Volksgemeinschaft. Heino macht sich zum Sprachrohr des gesunden Volksempfindens: „Deutschland“, sagt er, „braucht einen Trump, der für sein Volk da ist.“ Da freut sich der neue Kulturstaatsminister. Der Mann kann kein Schwäbisch, sonst würde er womöglich Theodor Haerings gruselmachende „reachte ond wirkliche Volksg’moischaft“ propagieren. Der Tübinger Philosophieprofessor und Volksseelenkundler sah sich, nach der zwangsweisen Auflösung seiner Leib- und Magen-Partei durch Tod ihres Führers in der „Freien Wählervereinigung“ gut aufgehoben. Wurde in den Gemeinderat gewählt. Später Ehrenbürger. Wer mehr über den Antidemokraten wissen will, sollte Professor Hermann Bausingers Aufsatz „Sprünge im Schwabenspiegel“ lesen. Vor vielen Jahren hörte „der Jonas“ im Gomaringer Schloß mit großem Vergnügen dessen Vortrag: „Wie dick war Gustav Schwab?“ Bausinger sagt: „Eigentlich sollte man die Vokabel ‚Ausländer’, die immer eine Abwertung zu transportieren scheint, abschaffen.“ Dem kann „der Jonas“ zustimmen.