Schnelles Ende einer wilden Saison
Basketball Nach Franz Wagner scheidet auch Dennis Schröder in den Playoffs der NBA aus. Nach einer kräftezehrenden Spielzeit steht nun erst einmal Urlaub an – und im Sommer die EM?
Machtlos schaute Dennis Schröder dem Ball hinterher, dann senkte der Basketball-Weltmeister enttäuscht den Blick. Aufopferungsvoll hatten sich der deutsche Nationalmannschafts-Kapitän und seine Detroit Pistons im dramatischen sechsten Spiel gegen die New York Knicks gewehrt, doch als Jalen Brunson 4,3 Sekunden vor dem Ende den entscheidenden Dreier für die Knicks verwandelte, war das Erstrunden-Aus in den NBA-Playoffs besiegelt.
Schröder, der als Einwechselspieler auf neun Punkte, neun Assists sowie vier Rebounds kam, schlich nach dem 113:116 frustriert vom Parkett – und schritt einer ungewissen Zukunft entgegen. Vor dem 31-Jährigen liegt ein längerer und dringend benötigter Urlaub, so viel steht fest.
Und dann? Detroit ist nach den Brooklyn Nets und den Golden State Warriors Schröders dritte Station einer wilden Saison, in der er kreuz und quer durch die USA geschickt wurde. Sein Vertrag läuft aus, als „Unrestricted Free Agent“ kann sich Schröder im Sommer sein künftiges Team aussuchen, passende Angebote vorausgesetzt.
Führungsfigur im Team
Die Pistons dürften eine Option sein. Das in den Vorjahren chronisch schlechte Team hatte sich erstmals seit der Saison 2018/19 für die entscheidende Saisonphase qualifiziert. Schröder, inzwischen ein gereifter Spieler, ergänzte das Team als Führungspersönlichkeit. „Er passt perfekt zu unserer Identität, er verkörpert all das“, hatte Detroits Star-Spielmacher Cade Cunningham, als dessen Back-up Schröder geholt worden war, über den Kopf der Gold-Helden von Manila gesagt. Nach dem Playoff-Aus, das er trotz 23 Punkten nicht verhinderte, sprach sich Cunningham für sein Team aus. „Wir haben uns selbst und dem Rest der Liga bewiesen, dass wir mit dem, was wir in der Kabine haben, sehr erfolgreich sein können“, sagte Cunningham – und meinte damit zwangsläufig auch Schröder.
Ob sich Schröder mit der Nationalmannschaft bei der EM im Sommer für die NBA-Teams empfehlen wird, steht offiziell noch nicht fest. Mit „50:50“ hatte er Anfang März im Sport1-Interview die Chancen für seinen EM-Start bewertet. Noch bleibt Zeit für eine endgültige Entscheidung. Tendenziell kann Bundestrainer Alex Mumbrú für das Turnier in Finnland, Polen, Zypern und Lettland (ab 27. August) aber mit Schröder rechnen.
Bis zu einer finalen Einigung wird es Gespräche geben, auch mit Franz Wagner (Orlando Magic). Einem klaren Bekenntnis zu einer Teilnahme wich er in einem Saisonabschluss-Interview aus. Er liebe es, „für mein Land zu spielen, ich liebe die Jungs, mit denen ich dort spiele“, sagte der 23 Jahre alte Berliner: „Es ist auch am Ende des Sommers, also bleibt noch eine Menge Zeit.“
Er hasse es, „immer etwas zu versprechen“, sagte Wagner, der mit Orlando Magic aus Florida –ebenfalls in der ersten Runde der Play-offs – an Titelverteidiger Boston Celtics gescheitert war: „Ich werde sehen, wie ich mich fühle und wie der Sommer läuft.“ Das gilt auch für Dennis Schröder.