Contra
Der Einfluss der beiden großen Kirchen in Deutschland ist trotz der Missbrauchsskandale der Vergangenheit und der rapide sinkenden Mitgliederzahl groß. Sie repräsentieren immer noch rund die Hälfte aller Menschen hierzulande.
Es kann aber mit gutem Grund kritisiert werden, wie sie diesen Einfluss nutzen, um in die politische Debatte einzugreifen. Der gerade stattfindende Evangelische Kirchentag präsentiert im Hauptprogramm gerade ein ganzes Potpourri von Themen, mit denen sich die Kirche neben dem Glauben so befasst: von globaler Klimagerechtigkeit und dem Israel-Konflikt bis hin zur Frage der Gewinnmaximierung in der Wirtschaft.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat kürzlich die Einmischung der Kirchen in die Tagespolitik moniert. Für Äußerungen über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen zahle sie nicht unbedingt Kirchensteuer, sagte sie. Das mag ein schräges Beispiel sein, aber der Befund, dass sich verschiedene Landeskirchen gern zeitgeistig links geben, statt sich den tiefen Fragen der Sinnstiftung im Leben zu widmen, überrascht nicht. Der kircheninterne Wirbel über die unabgestimmte Kritik der Kirchenführungen an den Migrations-Ideen von CDU und CSU zeigte zudem, dass die Kirchenführungen in politischen Fragen durchaus nicht unbedingt die Meinung der Mehrheit ihrer Mitglieder wiedergeben.
Nicht nur die Missbrauchsskandale bewegen die Menschen zum Verlassen der Kirche. Ein Grund liegt auch in der Beliebigkeit, wenn von der Kanzel statt Gottes Wort, Nächstenliebe und Barmherzigkeit Ähnliches verkündet wird wie auf dem nächsten grünen Ortsgruppentreffen.