Mehr Trainer als Vater
Am letzten Spieltag der 2. Bundesliga-Saison feierten im wahrsten Sinne des Wortes die Volleyballer des TV Rottenburg einen 3:0-Sieg gegen den TV Bühl. Ex-Spieler wie Johannes Schief, Kai Kleefisch und Hans Cipowicz sowie Olympia-Teilnehmer Jan Zimmermann waren da, Ex-Manager Jörg Papenheim und Ex-Scout Markus Weiß. Über 1000 Leute waren - wieder mal gekommen. Damit hat der TVR die 10.000-Zuschauer-Marke bei allen 13 Heimspielen überschritten – ein überragender Topwert in beiden Zweitligen.
Ende gut, ganze Runde gut? Nein. Sportlich steht am Ende ein achter Tabellenplatz nach den Plätzen 2 und 4 in den Spielzeiten zuvor. Damit sind weder Trainer noch Spieler rundum zufrieden.
Das größte Problem war auf der für das Angriffsspiel elementaren Zuspielerposition zu finden.Da ging der TVR mit zwei Youngsters in die Saison, dem 19-jährigen Linus Herrmann und Aurel Sprenger (18). Für Sprenger, ein Wurmlinger Junge aus dem eigenen Nachwuchs, war es die erste Saison im Zweitliga-Kader. Der vor zwei Jahren aus Schwerin gekommene und diese Runde als erster Zuspieler vorgesehene Herrmann machte im Winter den Abgang, fühlte sich nie richtig integriert. Auch, weil er mit Trainer Jan Scheuermann nicht so klar gekommen sei.
Anders als sein langjähriger Vor-Vorgänger Hans Peter Müller-Angstenberger, der sich fast täglich auch ums private Wohlsein der Spieler kümmerte, ist Scheuermann weniger eine Vaterfigur – was er mit gerade mal 27 Jahren vielleicht auch nicht sein kann – als vielmehr ein Trainer, der sich hauptsächlich in der Trainings- und Spielorganisation engagiert, zudem als Jugendcoach eingespannt ist. Ein umgänglicher und geselliger Typ, der mit seinen Spielern auf Augenhöhe spricht, aber für den Sport auch viel von ihnen fordert.
Kurzfristig hatte der TVR zwar einen Top-Zuspieler gefunden, den Kanadier Samuel Elgert, der sofort Zugang zu allen im Klub fand. Allerdings: Im aus Rottenburg stammenden Milan Kvrzic, der in Friedrichshafen 1. Bundesliga spielte, hat der TVR nun seinen absoluten Wunsch-Zuspieler bekommen. Und Sprenger sollte seine Entwicklung fortsetzen, deshalb musste Elgert gehen.
Ohne die Routiniers und „Alphatiere“ Johannes Elsäßer und Dirk Mehlberg ändert sich die Struktur im Team. Der 21-jährige Kvrzic dürfte auch aufgrund seiner starken Persönlichkeit und seinem Ehrgeiz gleich eine Führungsrolle übernehmen. Den Abgang von Mittelblocker Jan Huber „werden wir sportlich kompensieren, da bin ich mir sicher“, sagt Scheuermann. Das Team dürfte etwas homogener sein als zuletzt. Heißt: Nächste Runde soll und will der Klub um die Rückkehr in die 1. Liga spielen.