Ringverkehr statt Vollsperrung

  • Ein Kreisverkehr soll künftig die Verkehrssituation am Gaildorfer Ortsausgang in Richtung Hall verbessern. Links: die beiden Einmündungen in die See- beziehungsweise Bahnhofstraße. Rechts entsteht die Zufahrt zum neuen Edeka. Foto: Jonas Krauthansl
  • Aktuell gibt es an dem Knotenpunkt im Gaildorfer Westen lediglich einen gesicherten Fußgängerüberweg, nämlich in der Seestraße. Foto: Jonas Krauthansl

Infrastruktur Im Gaildorfer Westen wird 2026 auf Höhe des neuen Edeka-Marktes ein Kreisverkehr errichtet. Die Arbeiten erfolgen in mehreren Abschnitten. Die Bahnhofstraße bekommt einen Zebrastreifen.

Genau in einem Jahr, Ende Oktober 2026, soll der neue Kreisverkehr auf der B 19 im Gaildorfer Westen fertiggestellt sein. Das wurde bereits Mitte September im Gemeinderat verkündet. In der jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch erläutert Volker Martin vom 2024 beauftragten Ingenieurbüro Ippich aus Brackenheim nun detailliert die Planung des fünfarmigen Kreisverkehrs am Kreuzungsbereich Bahnhofstraße, Ottendorfer Straße, Seestraße und neuer Zufahrt zum Lebensmittelmarkt.

Wegen der Erschließung des neuen Vollsortimenters auf dem ehemaligen Wertstoffhof-Gelände am Ortsausgang Richtung Kleinaltdorf und um „die gesamte Verkehrssituation zu verbessern“ wird der Knotenpunkt zu einer Kreisverkehrsanlage umgebaut, ist der Vorlage zu entnehmen. Wegen der unübersichtlichen Straßengeometrien und weil es an dieser Stelle vermehrt zu Unfällen kommt, ist „in diesem Bereich keine zusätzliche Anbindung als Kreuzung mehr möglich“, erklärt Martin. Durch den Kreisverkehr sollen stattdessen die Verkehrssicherheit erhöht, zusätzliche Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer geschaffen und barrierefreie Lösungen umgesetzt werden.

Mehr Sicherheit für Fußgänger

Aktuell verfügt die Kreuzung über Radwegführung und nur einen gesicherten Fußgängerübergang in der Seestraße. Das werde sich mit dem Bau des Kreisverkehrs ändern, sagt Martin. Ein zweiter Zebrastreifen wird an der Ausfahrt in Richtung Innenstadt (Bahnhofstraße) mit einer Aufstellfläche in der Fahrbahnmitte errichtet, als sicherer Übergang zwischen Wohngebiet und Marktgelände.

„An den anderen Ein- und Ausfahrten sind diese gesicherten Übergänge nicht möglich“, der Abstand zwischen Kreisverkehr und Übergang darf maximal sechs Meter betragen, weil die Fahrzeuge beim Herausfahren aus dem Kreisverkehr beschleunigen. Das Problem ist allerdings: Die zwischen Ottendorfer Straße und dem zweiten Abschnitt der Bahnhofstraße in Richtung Bahnhof notwendige Mittelinsel als Aufbaufläche wäre so nah am Kreisverkehr nicht breit genug, weshalb an dieser Stelle kein Zebrastreifen zulässig ist und es stattdessen zwei ungesicherte Querungsstellen geben wird. Und bei der künftigen Ausfahrt zum neuen Edeka-Markt handelt es sich um Privatfläche.

Durch differenzierte Bordsteine werden die Querungsstellen für Geh- und Sehbehinderte geeignet sein. Ein Teil des Übergangs wird abgesenkt, etwa für Rollatoren oder Rollstühle; am zweiten Bereich beträgt die Bordsteinhöhe mindestens sechs Zentimeter. Für die Entwässerung sind Seitenabläufe vorgesehen, da der Radverkehr auf der Straße ist.

Busse drehen Ehrenrunde

35 Meter wird der Außendurchmesser des Kreisverkehrs betragen, „das ist innerorts für Bundesstraßen der Standardwert“, merkt Martin an. Die Fahrbahn selbst wird 7,50 Meter breit. „Es funktionieren somit alle Beziehungen“, allerdings müssen Busse oder Lastkraftwagen aus Richtung Hall kommend wegen der Spitzkehre „eine Ehrenrunde drehen“, wenn sie den Bahnhof ansteuern. Die Gehwege werden mit einer Mindestbreite von zwei Meter angelegt, „sodass auch die Begehung mit Kinderwägen gut möglich ist“.

„Am schwierigsten wird die Umsetzung und die Verkehrsführung während der Arbeiten“, blickt Martin voraus. Grundsätzlich gebe es dafür zwei Optionen. Allerdings wurde eine Vollsperrung des gesamten Knotenpunkts schnell verworfen. Stattdessen kann der Verkehr aus Haller Richtung kommend dauerhaft nach Gaildorf einfahren. Der Verkehr in Richtung Hall dagegen wird während der Arbeiten über Eutendorf um- und in Ottendorf wieder auf die B 19 eingeleitet. Dadurch entsteht ein Ringverkehr; das ist bereits mit Landratsamt und Busunternehmen abgestimmt. Während der Zeit der Umleitung werde auch die Ampelschaltung in Gaildorf angepasst.

Wichtig: Die Zufahrt zum Bahnhof muss dauerhaft gewährleistet sein, da sich keine Umleitungsstrecke einrichten lässt. Deshalb gebe es mehrere Bauphasen. So wird zunächst die östliche Fahrbahnseite entlang des neuen Lebensmittelmarkts bearbeitet, im darauffolgenden Abschnitt die westliche Seite entlang des Wohngebiets. Für den Einbau des Asphalt-Endbelags wird es für ein Wochenende zu einer Vollsperrung kommen, ausgenommen davon wird allerdings die Zufahrt zum Bahnhof sein, die befahrbar bleibt.

Stadträtin Christina Schlögl (SPD/aktive Bürger) merkt an, dass der Zebrastreifen in der Bahnhofstraße in einer Tempo-50-Zone liegt und fragt, ob möglich ist, dort stattdessen eine Ampel zu platzieren. „Eine Ampel scheidet komplett aus“, weiß Volker Martin. „Es gibt keinen Kreisverkehr, an dem Fußgänger mit einer Ampelschaltung ergänzend geschützt werden.“ Ein Zebrastreifen sei in diesem Fall die sicherste Variante.

Heinrich Reh, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, appelliert außerdem, eine verständliche Ausschilderung während der Umleitung anzubringen. Julian Ehret (CDU) möchte wissen, wie der neue Kreisverkehr bebaut werden soll. Vonseiten des Ingenieurbüros sei dahingehend noch nichts angedacht, „wir legen aber sicherheitshalber Leerrohre für Strom und Wasser“, so Volker Martin.

Eine Ampel scheidet komplett aus. Volker Martin Ingenieurbüro Ippich

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL