Frickenhofener in Wien unsterblich
Geschichte Am 22. Oktober jährt sich der 200. Geburtstag des großen Baumeisters Friedrich Freiherr von Schmidt. In der Donaumonarchie Österreich-Ungarn machte er eine unglaubliche Karriere.
In seinem Geburtsort war er lange in Vergessenheit geraten. Es ist dem Gschwender Verwaltungsfachmann und Ehrenbürger Gerhard Wahl (1929–1997) zu verdanken, dass er bei Reisen nach Wien in den 1980er-Jahren auf Schmidt aus „Frickenhofen im Königreich Württemberg“ aufmerksam wurde und ihn nach umfangreichen Recherchen in seinem Herkunftsort in den gebührenden Fokus rückte.
Friedrich war das sechste Kind seiner Eltern Johann Heinrich Schmidt und Elisabetha Christiane Sybilla, geborene Härlin. Johann Heinrich Schmidt stammte aus Krummendeich bei Bremen, studierte Theologie in Tübingen und lernte seine spätere Frau bei seinem Vikariat in Weilheim/Teck kennen. Er wurde Pfarrer in Hannover und bemühte sich 1823 erfolgreich um eine Pfarrstelle in Württemberg.
Karriere des Baumeisters
Friedrich Schmidt wurde am 22. Oktober 1825 im Pfarrhaus Frickenhofen geboren. Er besuchte dort die Volksschule, erhielt vom Vater zusätzlichen Unterricht in Mathematik und Latein und wechselte neunjährig an die Realschule Schorndorf und nach weiteren vier Jahren an die Oberrealschule Stuttgart.
Dabei waren die finanziellen Verhältnisse der Familie keineswegs rosig. Heinrich Schmidt war magenleidend und die Kosten für Ärzte und Medizin schmälerten sein ohnehin bescheidenes Einkommen. Von einer Kur in Bad Wildbad im Sommer 1838 erhoffte er Linderung seiner Leiden. Dort verstarb er überraschend am 2. August.
Zeitgleich verweilte dort Prinzessin Henriette von Württemberg. Sie engagierte sich um das Wohl und die Bildung der Landeskinder in vielfältiger Weise und gewährte dem jungen Friedrich Schmidt ein Stipendium von jährlich 200 Gulden auf vier Jahre für den Besuch der Polytechnischen Schule Stuttgart. Während seines Studiums für Bautechnik übte er dort praktische Arbeiten und erhielt nach seiner vierjährigen Studentenzeit den Gesellenbrief als Steinmetz. Er siedelte nach Köln über, arbeitete anfangs als Steinmetz am Dombau und legte 1856 das Staatsexamen als Baumeister ab.
Seine weiteren Lebensabschnitte in Stichworten: 1857–59 Professor in Mailand, dann Übersiedelung nach Wien. Ab Oktober 1859 Professor für mittelalterliche Kunst, ab 1863 als Dombaumeister für St. Stephan bestätigt. 1865 wurde er zum kaiserlich-königlichen Oberbaurat ernannt und 1886 von Kaiser Franz Josef in den Freiherrnstand erhoben.
Insgesamt werden 165 größere Bauten seinem Schaffen zugerechnet. Seine Expertise war auch im Ausland gefragt, was ihm Orden und Auszeichnungen vieler Staatsoberhäupter einbrachte. Sein wohl prestigeträchtigstes Objekt war der Bau des Wiener Rathauses von 1872 bis 1883. Schmidt starb nach langer Krankheit am Morgen des 23. Januar 1891 und wurde in einem ihm von der Stadt Wien gewidmeten Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
Im „Kocherboten“, dem Amts- und Anzeigenblatt für den Oberamtsbezirk Gaildorf, war auf der Titelseite der Ausgabe 10 am 22. Januar 1891 die kurze Mitteilung zu lesen: „20. Januar Wien: Dombaumeister Schmidt wurde gestern mit den Sterbesakramenten versehen; sein Zustand ist hoffnungslos.“
In der Ausgabe Nr. 12 wurde über die Trauerfeier und Beisetzung berichtet und in der Ausgabe 14 ein 42-zeiliger Nachruf veröffentlicht: „... daß der berühmte Mann aus unserem Bezirke stammt und wollen uns daher nicht versagen, dessen Nekrolog zur Ehre unseres Bezirks zum Abdruck zu bringen“.
Festakt in Wien
Schmidt war in Frickenhofen lange vergessen. Ein Grund könnte sein, weil er 1858 zum Katholizismus konvertierte. Spekulationen darüber sind allerdings müßig, weil manches denkbar, aber nichts beweisbar ist. Heute ist man stolz auf den großen Sohn der Gemeinde. Das restaurierte, ehemalige Rat- und Schulhaus Frickenhofen wurde nach ihm benannt und seit 2005 steht eine ihm zu Ehren errichtete Stele im neugotischen Stil vor dem Gebäude.
Im Wiener Rathaus wird am Abend des 22. Oktober anlässlich Schmidts 200. Geburtstag ein Festakt ausgerichtet und eine Ausstellung eröffnet. In einer Gesprächsrunde mit den Kuratoren Gerhard Murauer und Andreas Nierhaus sowie der Autorin Anna Jungmayr ist Susanne Kropf, Ur-Ur-Enkelin Friedrich von Schmidts, zu Gast. Die musikalische Umrahmung übernimmt die big.mdw.band unter dem Motto: „All that Strauss“.
Im Fokus der Ausstellung steht das Wiener Rathaus und sein berühmter Erbauer, dem eine Sonderausstellung gewidmet ist, welche bis 30. April 2026 zu besichtigen ist. Unter den Festgästen weilt am 22. Oktober auch eine 25-köpfige Gruppe aus Frickenhofen. Die mehrtägige Reise wurde von Pfarrer Achim Ehring federführend organisiert.
Info Der Festakt wird zeitgleich als Livestream auf Youtube übertragen. Einen Link gibt es unter www.wienbibliothek.at.