Mit Liebe gebacken, mit Freude geteilt

  • Am liebsten widmet sich Carolin Schneider den kleinen und filigranen Dingen - Macarons, Pralinen oder Tartelettes. Foto: Eva Fröhlich
  • Auf ihrem Instagram-Kanal hat Carolin Schneider ihren eigenen Stil gefunden. Entstanden ist dieser Look jedoch rein aus Zeitmangel und Faulheit. Früher hat sie aufwendige Sets inszeniert. Irgendwann hat sie dann einfach pur auf dem Hintergrund fotografiert, weil es schneller ging – und dabei entdeckt, dass es ihr sehr gut gefällt. Eva Fröhlich

Bempflingen Carolin Schneider backt Kuchen, Tartelettes oder auch Hochzeitstorten und präsentiert ihre Kunstwerke auf ihrem Instagram-Kanal. Wieso Macarons Diven sind und wie man sie zähmen kann.

Bekanntlich sind es ja die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen. Ein nettes Wort, das den Tag erhellt, ein gutes Gespräch, das nachhaltig im Kopf bleibt oder süße, wunderschöne Naschereien. Denen ist auch Carolin Schneider verfallen: Sie knetet, backt, dekoriert und rührt seit knapp zehn Jahren, stellt Macarons, Torten oder Pralinen her und bestückt mit ihren Bildern einen erfolgreichen Instagram-Kanal.

Beruflich hat Carolin Schneider eigentlich gar nichts mit Kulinarik zu tun. Sie ist tätig als „Maskottchen und Glücksbringer“, wie sie ihren Job bei der Outletcity AG im HR nennt, also im Personalwesen. Beim Backen aber, da „kann ich meinen Hang zu Perfektionismus und mein Auge für Ästhetik ausleben“, erzählt die 37-Jährige lachend.

Perfekt angeordnet, symmetrisch und farblich abgestimmt sind die Gebäcke auf „carolinas_sweets“, immer ins rechte Licht gerückt, vor einem pastellfarbenen Hintergrund. Wobei nicht nur alles Gold ist, was glänzt: „Macarons sind das, was ich bisher am häufigsten in die Tonne geworfen habe. Die Dinger sind richtige Diven.“ Wehe, die Temperatur, die Länge der Rührzeit oder die Menge an Eiweiß variiert, dann werden sie nichts. Ein Tipp von der leidgeprüften Bäckerin: Penibel ans Rezept halten, aufs Gramm genau, daran scheitern nämlich viele.

Ihr Wissen über die launischen Baisergebäcke gibt Carolin Schneider seit 2025 in stets gerne besuchten und ausgebuchten Kursen in der Trost-Mühle in Bempflingen weiter. Und das, obwohl sie erst ihre Zweifel hatte, wie sie erzählt. Macarons sind schwierig herzustellen, selbst für geübte Bäckerinnen und Bäcker, man braucht eine hohe Frustrationstoleranz, so Schneider. Aber wenn jemand Herausforderungen gerne annimmt, dann sie – also wagte sie auf Nachfrage von Andrea Trost, die die Mühle betreibt, den Schritt und stieg als Kursleiterin ein.

Die Grundkenntnisse übers Backen, die hat Carolin Schneider schon von Kindesbeinen an über viele gemeinsame Stunden mit ihrer Mutter gelernt, aber den Sprung in Richtung Konditorei schaffte sie ganz allein. Vieles hat sie sich selbst über Social-Media beigebracht oder auch aus Kursen mitgenommen. „Man kann mit Übung, Fingerspitzengefühl und dem richtigen Werkzeug ganz vieles nachmachen, was man in der High-Class-Patisserie so findet“, so Schneider.

Das möchte sie auch über ihren Instagram-Kanal weitergeben: Es soll eine Inspiration für andere sein, „dass die sich da auch mal herantrauen.“ Und auch, wenn die 37-jährige Eningerin „Fine Dining“, also gehobene Gastronomie, liebt, widmet sie sich auch gerne den einfachen Dingen. Besonders gut kann sie laut eigenen Angaben nämlich vor allem Nusszopf und Baumkuchen, obwohl sie ein „großer Fan von Schnick-Schnack“ ist. Wenn die junge Frau mit sicherer Hand Muffins drapiert, mit geübtem Schwung die Glasur aufträgt und sorgsam mit der Pinzette Blüten auf den kleinen Leckereien anbringt, spürt man die Liebe zum Handwerk, oder sollte man es nicht eher Kunst nennen? Am liebsten würde die begeisterte Hobby-Zuckerbäckerin mal ein eigenes Backbuch herausbringen, denn auch die Fotos ihrer Kreationen macht sie mit Begeisterung selbst. Aber das Ganze hauptberuflich zu machen, da scheut sie sich davor, sagt sie im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE.

Nicht nur, dass es in Deutschland sehr strenge Vorgaben gibt, was den Verkauf von Hochzeitstorten und Co. angeht (man braucht einen Konditoren-Meistertitel) – Carolin Schneider ist sich nicht sicher, ob das überhaupt jemand bezahlen würde. Denn für eine waschechte Schneider-Torte „braucht es ganz schön lange, weil ich einfach Perfektionistin bin“, gibt sie lachend zu. Und natürlich soll auch der Spaß und die Leidenschaft am Hobby nicht verloren gehen.

Aktuell wirft die 37-Jährige ihren Ofen nur noch einmal die Woche an, es gab aber auch schon Zeiten, in denen sie an drei von sieben Tagen in der Küche zugange war. Fast egal, was Carolin Schneider backen will – sie besitzt beinahe jedes Werkzeug, das man brauchen kann. Über 140 Backformen warten im Schrank auf ihren Einsatz, „ich bin halt schon ein bisschen bekloppt.“ Diese Selbsteinschätzung ist zwar hart, aber vielleicht auch berechtigt, denn so langsam geht es auf die Weihnachtszeit zu.

Und das heißt im Hause Schneider: 300 bis 500 Pralinen wollen hergestellt und in einer eigenen Kollektion, individuell gestalteten Boxen und mit handgeschriebenen Karten den Weg zu Freunden und Familie finden. Aber auch sonst ist die Eningerin „immer die, die etwas mitbringt und immer verantwortlich fürs Dessert. Das ist zwar immer ein toller Anlass, etwas auszuprobieren, aber man kommt dadurch halt selten einfach so stressfrei und ohne Vorbereitung irgendwo hin zu Besuch.“ Für Hochzeitstorten braucht sie zum Teil mehrere Tage, denn neben Vollzeitjob hat sie nur die Abende zum Backen. Fluch und Segen zugleich also, wenn man so gut die Gaumen verwöhnen kann. Aber es gibt für Carolin Schneider eben nichts Schöneres als funkelnde Augen, ein begeistertes Lächeln und ein genießerisches „Mmmmhmm.“

Macarons sind das, was ich bisher am häufigsten in die Tonne geworfen habe. Carolin Schneider gibt mittlerweile Macaron-Backkurse

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