Olympia bleibt das Traumziel

  • Jubel in Genua: Bei der EM der Säbelfechter sicherte sich der Eislinger Frederic Kindler , der für Dormagen startet, die Bronzemedaille. Foto: Verband

Säbelfechten Der Eislinger Weltklasse-Fechter Frederic Kindler bereitet sich nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere aktuell auf die neue Saison vor.

Seit September läuft bei den Säbelfechtern die Vorbereitung auf die neue Saison. Der Eislinger Frederic Kindler, der seit drei Jahren am Bundesstützpunkt in Dormagen unter Bundestrainer Vilmos Szabo seinen Leistungssport betreibt und deshalb auch für den TSV Bayer Dormagen startet, bereitet sich aktuell mit viel Rückenwind auf die neuen Herausforderungen im Feld der weltbesten Filigrantechniker auf der Planche vor: In der vergangenen Saison sicherte sich der 27-Jährige mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Europameisterschaft im italienischen Genua seine erste Podestplatzierung im Seniorenbereich, der Titelgewinn bei der Deutschen Meisterschaft im Rahmen der „Finals“ in Dresden krönte sein so erfolgreiches Jahr auf der Fechtbahn.

Dabei war es überhaupt nicht gut losgegangen: Ein Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel plagte Kindler im November und Dezember zu Beginn der nacholympischen Saison, der zwickende Muskel schränkte den Athleten vier Wochen lang ein. „Danach ging es mit guten Weltcup-Platzierungen stetig bergauf“, erinnert sich Kindler, „das zunehmende Selbstvertrauen half und die EM-Bronzemedaille war dann eine runde Sache.“ Es war im Juni bei den Titelkämpfen die erste Einzelmedaille für den Deutschen Fechterbund. Bei der folgenden Weltmeisterschaft im georgischen Tiflis verlor der Eislinger in der Runde der letzten 32 „unglücklich mit 13:15 gegen den Olympiavierten von Paris, das war frustrierend“. Doch DM-Gold machte dann alles wieder wett.

„Die Europameisterschaften sind für uns das wichtigste Ereignis, es ist das schwerste Turnier“, weiß der erfahrene Kindler mit Blick auf das stets hochkarätige Teilnehmerfeld, „bei der WM danach waren drei Europäer unter den ersten Vier.“ Sein EM-Gegner von Genua wurde in Georgien Weltmeister. Beobachtet wird Frederic Kindler bei all seinen Turnieren von seiner Familie, die mit höchster Fachkompetenz ausgestattet ist – auch Schwester Ann-Sophie, mittlerweile Lehrerin in Salach, und Bruder Maximilian, stellvertretender Geschäftsführer der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen, waren für das Team Deutschland sehr erfolgreich mit dem Säbel im Einsatz. „Meine Geschwister sind bei meinen Duellen nervöser als ich und fiebern mit, für sie ist das Zuschauen schlimmer“, weiß Frederic aus dem Austausch.

Schließlich ist der Wahl-Dormagener als Pendler fast jedes Wochenende im Schwabenland, soweit es der Kalender eines Leistungssportlers mit Einsätzen rund um den Globus zulässt. „Die Trainer in Dormagen kommen mir entgegen, ich kann es mir von Montag bis Freitag verdienen, dass ich am Samstag nach dem Training fahren kann, aber es ist auch ein Balance-Akt.“ Vor allem im wettkampffreien Sommer war das heimische Eislingen neben einem Urlaub in Palermo angesagt, um Zeit mit der Freundin und der Familie zu verbringen, „es brauchte dann eine Pause und den Abstand“. Der Alltag aber wird jetzt wieder vom Fechten bestimmt, parallel hat Rechtshänder Kindler „noch drei Semester eingeplant“ für sein BWL-Masterstudium an der Fern-Uni Fresenius.

In die neue sportliche Heimat Dormagen wechselte Kindler 2022 im Vorfeld der Olympischen Spiele, Finanzierungsfragen mit Blick auf die vorgegebenen Rahmenbedingungen durch den Deutschen Olympischen Sportbund und den Deutschen Fechter-Bund machten den Wechsel nach 24 Jahren bei der TSG Eislingen um Cheftrainer Joachim Rieg notwendig. „Ich benötigte Sicherheit und die TSG hatte nicht die Möglichkeiten“, so Kindler im Rückblick, „schön war es nicht und ich hadere immer noch damit, aber das Verhältnis zur TSG ist gut.“

Hatte es für Paris 2024 nicht mit der Olympia-Qualifikation geklappt, den einzigen Einzel-Platz nahm  Teamkollege Matyas Szabo ein, die deutsche Mannschaft schrammte als Sechster hauchdünn an der Teilnahme vorbei, fühlt sich Kindler nach der Verarbeitung dieses „Tiefpunkts“ aktuell neu motiviert, auch wenn speziell die Teamerfahrung weh tat: „Die besten fünf Mannschaften der Welt waren dabei, nur zwei Treffer gaben den Ausschlag gegen uns, es war frustrierend.“

Längst aber hat der Eislinger das Traumziel Olympia 2028 in Los Angeles vor Augen. „Ich will in der bevorstehenden Saison in die Top-16 der Welt vorstoßen, das ist mein Ziel Nummer eins., zudem bei den Weltcup- und Grand Prix-Turnieren um Medaillen mitfechten.“ Im November gehe es in Algerien los, im Dezember steht der Grand Prix in Orleans an. Schließlich warten die Europameisterschaft in Tallinn und die Weltmeisterschaft in Hongkong, „ich bin gesetzt“, weiß Kindler, „wir schauen von Jahr zu Jahr, aber Olympia ist schon im Hinterkopf.“

Die EM ist für uns das wichtigste Ereignis. Frederic Kindler Deutscher Meister im Säbelfechten

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