Werke in immer neuer Besetzung

Konzert Marie Helling (Violine), Anna Meipariani (Cello) und Ilonka Heilingloh am Klavier brillieren in Bad Boll.

Bad Boll. Das war eine Überraschung im königlichen Festsaal der Rehaklinik Bad Boll: Drei Könnerinnen waren auf durchweg ausgezeichneten Instrumenten zu hören: Marie Helling (Violine), Anna Meipariani (Violoncello) und Ilonka Heilingloh am Klavier. Sie bescherten dem Publikum Kompositionen in immer neuer Besetzung: zwei Solowerke für Violine bzw. Violoncello, zwei Duos für Violine und Cello und je eine Sonate für Violine bzw. Violoncello und Klavier. So bekam man eine Seltenheit nach der anderen zu hören.

Im Eröffnungsduo, einer „Fantasie brillante“ von Frédèric Kummer, übernahm die Geigerin mit mächtigem, großem Ton zunächst die Führung und deutete mit ihrer Cellopartnerin an, wohin sie das Publikum führen wollten: in maximale Klangfülle und unüberbietbare Virtuosität.

Ein zweites Element des Konzerts verbarg sich im folgenden Adagio aus der Violinsonate Es-Dur opus 12, 3 von Ludwig van Beethoven: Ein ausgedehnter Gesang der Violine und die lebendige Klavierbegleitung wiesen auf eine frühe romantische Gesangsszene hin. In der angeschlossenen Cellosonate op.40 von Dimitri Schostakowitsch wurde man überrascht durch ein überaus farbiges, klangvolles Lento, verbunden mit einer witzigen, skurrilen Schluss-Polka. Mit dem Cello-Solo „Dolcissimo“ des lettischen Komponisten Pēteris Vasks schloss Anna Meipariani den ersten Konzertteil ab. Die war zugleich die erste runde, geschlossene Komposition des Konzerts. Die Solistin präsentierte über langen Orgelpunkten des Bassregisters effektvolle Melodien. Man traute seinen Ohren kaum, als sie dazwischen sogar ihre zarte, klare Stimme erhob und sich auf ihrem Instrument selbst begleitete…

Im zweiten Teil folgten drei Kompositionen der frühen Moderne, in denen Spuren der Spätromantik zu entdecken waren. Große musikalische Gesten durchzogen die Violinsonate op.9 d-moll von Karol Szymanowski und gingen in einen packenden, aufregenden Schluss über. Im Cellosolo op.28 von Eugéne Ysaýe kombinierte die Künstlerin klangstarke Phasen im Lento mit technisch recht anspruchsvollen Teilen im Schlusssatz. Und mit Bravo-Rufen wurde schließlich das Schlussstück, die „Passacaglia“ g-moll für Violine und Violoncello von Johan Halvorsen, gefeiert: eine bunte Palette von höchst virtuosen Variationen über ein berühmtes Motiv von Georg Friedrich Händel.

Im Zugabeteil erfüllten dann die drei Damen den unausgesprochenen Wunsch des Publikums, indem sie doch noch ein Klaviertrio zum Besten gaben: den zweiten Satz aus dem Es-Dur – Trio von Joseph Haydn. Ulrich Kernen

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