„A nasser Cup of Coffee“ und andere Spezialitäten

  • Berti Müller, Holger Köller und Gerrit Funk von Streetlife begeisterten ihre Fans auf der Livebühne Engel in Bartenbach. Foto: Staufenpress

Konzert Vor Stammpublikum spielt Streetlife im Bartenbacher Engel Rock und Pop aus vergangenen Jahrzehnten.

Göppingen. „Schön, dass wir keine Party machen müssen“, frohlockte Berti Müller zu Beginn, entzückt darüber, da an diesem Abend alles gespielt werden könnte, ruhigere Titel, Fetzigeres, verschiedene Genres. Vieles davon werde man sicher in der kommenden Woche in der SWR1-Hitparade wieder hören, vermutete Müller. Kein Zwang zur Party, hieß natürlich nicht, dass sie nicht stattfand; und auch der Zusammenhang war aller Unterschiedlichkeit zum Trotz gegeben – unterhaltsam geknüpft von Müller und teils so haarsträubend, dass es urkomisch war.

Kleines Schlaglicht: Beim Essen vor dem Auftritt habe sich das Musiker-Trio gefühlt wie im Hotel – und schon erklangen die wohl bekanntesten Klänge der Eagles. Um dann zum Kaffee überzuleiten, der dem Schnitzel folgen müsse. Aber ein ganz flüssiger, feuchter Kaffee müsse es sein, „a nasser“, wie der Schwabe sagt. Logisch, dass dann nur „Another Cup of Coffee“ von Mike and the Mechanics erklingen konnte, gelungen interpretiert, wie auch die anderen Titel von Streetlife.

Anmoderiert wurden die Songs stets in breitem Lautertäler Dialekt, um hin und wieder ein paar Brocken Oxford-English einzustreuen: „Ed, dass Ihr moinat, mir kenndad bloß schwäbischa Scheiß schwätza“. Denn die auf den Kaffee folgende notwendige Ruhepause erfordert auch Stille: „Ladies and Gentlemen, please enjoy the silence!“. Frühstück gabs dann mit Supertramp in Amerika, wo sie gut angekommen sind, obwohl sich auch Dave auf den Straßen rumgetrieben hatte, wie Streetlife von Manns „Mampfred“ erfahren hatten.

Und manchmal wurden Lieder auch zu einer wilden Mischung kombiniert. Eintopf mit vielen Zutaten, die aber fein aufeinander abgestimmt dem Publikum vernehmlich schmeckten. Angekündigt wird das beispielsweise als „Mister Farnham learns to Roxette“. Aus dem großen Topf konnten unter anderem „You’re the Voice“, „Hey Jude“ und „The Look“ gefischt werden.

Goutiert von einem dem Filstalrock ähnelnden Publikum: Der musikaffine autochthone Boomer überwintert scheinbar bei der Live-Bühne Engel. Darunter manch bekanntes Gesicht aus Politik und Polizei sowie weitere pensionierte Prominenz der Provinz. Man teilt Sprache, Musikvorlieben sowie Erinnerungen. „Früher isch mer freitags en da Oichahof zom Danza ganga“, meinte Berti Müller nach „Friday I‘m in Love“ von „The Cure“.

„Hammer-Band“, dazu eine Atmosphäre, ein Ambiente, das „immer wieder geil“ sei, schwärmt Olaf Schmidt aus Göppingen, der zu den Stammgästen der Livebühnenauftritte an ausgewählten Donnerstagen gehört. Axel Raisch

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