Tempo 30 weitgehend ausgebremst
Verkehr Der lange Kampf um den Göppinger Lärmaktionsplan endet mit einem Kompromiss. Auf innerstädtischen Hauptachsen ist Tempo 30 praktisch kein Thema mehr, in den Stadtbezirken aber schon.
Lärmaktionsplan. Dieses Reizwort ließ in Göppingen bei Lokalpolitikern und Bürgern in den vergangenen drei Jahren die Nackenhaare aufstehen. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Erwägungen. Das dicke Planwerk geriet zum politischen Dauerbrenner. Hauptstreitpunkt waren vor allem die vorgeschlagenen Tempo-30-Limits auf den am meisten genutzten Strecken durch die Stadt, etwa der Nördlichen Ringstraße, der Lorcher Straße, der Stuttgarter Straße, der Jebenhäuser Straße oder der Hohenstaufenstraße.
Die Fortschreibung des von der EU vorgegebenen Plans geriet zum Mammutwerk. Verkehrsingenieure durften ran. Zigtausende Seiten Papier wurden bedruckt. Die Lokalpolitiker im Gemeinderat der Stadt und in den Gremien der Stadtbezirke redeten sich in unzähligen Sitzungen die Köpfe heiß. Viele Behörden wurden beteiligt, Bürger wurden befragt und kämpften wahlweise für mehr Ruhe oder freie Fahrt. Es wurde gestritten, gemessen und vertagt.
Nun steht der Lärmaktionsplan vor einem detailliert ausgearbeiteten Kompromiss, der am 6. November im Gemeinderat beschlossen werden soll. Wie es bei Kompromissen so ist, fügen sich die unterschiedlichen Lager zähneknirschend bis erleichtert. Das wurde in den Redebeiträgen am Donnerstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik deutlich.
Baubürgermeisterin Eva Noller fand, am Ende sei eine gute Lösung herausgekommen. Sie betonte, dass es immer nur um den Schutz der lärmgeplagten Menschen gegangen sei. Und sie lobte die Ergebnisse der eigens eingesetzten Arbeitsgruppe: „Es war ein wichtiges Signal, nicht alles nur abzulehnen.“
Die wichtigsten Änderungen, die die Mitglieder der Arbeitsgruppe seit Mai ausbaldowert haben, betreffen die bei Autofahrern unpopulären Vorschläge für Tempo 30 auf Hauptachsen des Verkehrs. Sie wurden weitgehend entschärft. Beispiele: Auf der zentralen Querverbindung, dem Nordring und der Schumannstraße zwischen dem Reusch und der Hohenstaufenstraße, soll laut Kompromissvorschlag nicht Tempo 30 kommen, sondern Tempo 40. Auch das ursprünglich vorgeschlagene nächtliche Tempo-30-Gebot auf den Ausfallstraßen wie der Stuttgarter Straße Richtung Faurndau, der Jebenhäuser Steige oder der Ulmer Straße Richtung Eislingen wird abgeschwächt. Hier müssen die Autofahrer nachts nur auf 40 herunter bremsen. Ausnahme ist die Hohenstaufenstraße, auf der künftig von der Aral-Tankstelle bis zum Friedhof Tag und Nacht Tempo 30 gelten soll.
Es gibt aber auch viel befahrene innerstädtische Passagen, die nach der Kompromissformel strenger geregelt sind: Ein Beispiel ist die Heininger Straße zwischen der Stadtmitte und der Jahnstraße. Dort gilt künftig generell Tempo 40 statt 50. Und rund um die vom Verkehr umtosten Häuserblocks am Jahnstraßen-Kreisel wird Tempo 30 eingeführt. Ebenso auf sehr vielen Straßen im unmittelbaren Citybereich, etwa der Grabenstraße, der Fischstraße, der Gerberstraße, der Geislinger Straße, der Poststraße, der Gartenstraße oder der Schützenstraße.
Auf die Bremse in den Bezirken
Anders als in der Kernstadt, spielt Tempo 30 in den Stadtbezirken künftig auch auf den Hauptachsen eine sehr wichtige Rolle: in Bartenbach auf der Lerchenberger Straße und der Ortslage der B297, außerdem auf den Ortsdurchfahrten von Bezgenriet, Jebenhausen und Hohenstaufen sowie auf vielen innerörtlichen Verkehrsachsen in Faurndau. Dort gibt es aber, ebenso wie in Holzheim, noch Diskussionsbedarf, wie am Donnerstag deutlich wurde.
Nach dem jetzt bevorstehenden Beschluss des Lärmaktionsplans müssen die enthaltenen Maßnahmen Anfang 2026 bei den Straßenbehörden beantragt werden, bevor sie in Kraft treten können.