Tausende gegen Streichliste
Protest Die Petition des Kreisjugendrings findet viele Unterstützer. Der Verband wäre selbst massiv betroffen von einem rigiden Sparkurs des Landkreises.
Mehr als 6700 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner in 14 Tagen, davon rund 5300 aus dem Landkreis Göppingen – das ist der Zwischenstand bei der Petition des Kreisjugendrings (KJR) am Donnerstag. „#LöwenherzStatt Sparpolitik – Starke Jugend. Starker Landkreis“ ist der Titel der Unterschriftensammlung auf der Online-Plattfom openpetition.de., die noch bis 12. Dezember läuft. An diesem Tag ist die finale Abstimmung des Kreistags über den Haushalt 2026 vorgesehen. Und an die Kreisräte richtet sich auch die Petition.
16 Millionen Euro Einsparung
Mehr als 80 Posten umfasst eine von Landrat Markus Möller vorgelegte Streichliste, mit der rund 16 Millionen Euro gespart werden sollen. Vornehmlich betroffen wären Projekte, Beratungs- und Anlaufstellen aus dem Sozialbereich, auch die Schulsozialarbeit soll massiv zurückgefahren werden.
Für den Kreisjugendring und die Unterzeichner keine Option: „Der Kreistag des Landkreises Göppingen soll die geplanten Kürzungen und Einsparungen im Bereich Jugendhilfe, Jugendarbeit und Prävention für den Haushalt 2026 zurücknehmen. Die bisherigen Fördermittel müssen mindestens auf dem aktuellen Niveau fortgeführt werden“, heißt es in der Begründung der Online-Petition. Denn: „Ein großer Teil dieser Kürzungen betrifft genau die Bereiche, die das Rückgrat einer sozialen Gesellschaft bilden: Jugendhilfe, Beratung, Prävention und Familienunterstützung.“
Nicht rechtlich bindend
Das bei Openpetition errechnete Quorum von 2100 Unterstützern ist längst erreicht, also wird die Plattform den Kreisräten die Petition nach deren Abschluss mit der Bitte um Stellungnahme zukommen lassen. Rechtlich bindend ist das Prozedere nicht. Für Tobias Klopfer, den Geschäftsführer des Kreisjugendrings, ist die Aktion aber bereits jetzt ein voller Erfolg: „Mit der Petition sind wir sehr zufrieden.“ Denn es gibt nicht nur eine reine Namensliste, die Nutzer können auch einen Kommentar hinterlassen. Und das tun sie ausgiebig, findet Klopfer: „Es sind schon mehr als 2700 Kommentare, die eine deutliche Sprache sprechen.“
Vor der entscheidenden Sitzung des Kreisparlaments wolle der KJR ein „deutliches Signal“ setzen. Klopfer erklärt: „Wenn ich gewisse Dinge aus dem sozialen Netz herausschneide, fallen um so mehr Leute durch dieses Netz.“ Und er verweist auf kritische Anmerkungen der Experten in der Göppinger Behörde, die diese auf der nur den Kreisräten zugänglichen Präsentation der geplanten Kürzungen notiert haben: „Die Fachämter im Landratsamt und wir sprechen die gleiche Sprache.“
Der KJR-Geschäftsführer sagt aber auch: „Noch ist das ja nur ein Vorschlag, so fair muss man sein. Aber bis zum Schluss wollen wir nichts unversucht lassen.“ Er und seine Mitstreiter hoffen nun, dass noch „einiges abgewendet werden kann und die Kreisräte auch zuhören“. Klopfer findet: „Der Job, den die da haben, der ist ja in dem Moment auch nicht vergnügungssteuerpflichtig. Aber der Entwurf des Haushalts ist schon sehr bedrohlich für die Gesellschaft im Kreis.“
Bedrohlich sind die Pläne auch für den Kreisjugendring selbst. Rund 300.000 Euro pro Jahr sollen bei dem Dachverband gestrichen werden, die Hälfte der Förderung. „Dann würde es bei uns zu schweren Entscheidungen kommen“, sagt Klopfer. „Wenn das so käme, wären Mitarbeitende nicht mehr zu halten.“ Derzeit arbeiten sechs Personen hauptamtlich bei dem Verband, eine Stelle wird über ein Bundesprogramm finanziert. Die massive Kürzung hätte laut Klopfer noch viele weitere Auswirkungen: „Angebote für Vereine und Verbände müssten eingestellt werden, da würde es beim KJR zu schweren Entscheidungen kommen. Ein Erhalt wäre so nicht möglich“
KJR vertritt 330 Vereine
Hinter der Petition steht nicht nur der KJR, sagt Klopfer, sondern ein großes Bündnis. Betroffen wären 41 Mitgliedsverbände, die wiederum 330 lokale Vereine und Verbände repräsentieren und dadurch 54.000 junge Menschen auf Ortsebene vertreten. „Aber wir sehen uns ja auch als Vertreter von nicht organisierten Kindern und Jugendlichen“, betont der Geschäftsführer. Folgen hätte der Sparkurs auch für Familien: „Wir müssten dann auch beim Verleih an den Preisen drehen, zum Beispiel bei Zelten. Dann würden Freizeiten teurer werden. Das ist eine Kettenreaktion.“Im Moment bleibt Klopfer jedoch nur, zu appellieren: „An den Schwächsten der Gesellschaft zu sparen, ist der falsche Weg, da sind wir nicht d‘accord mit dem Landrat.“