Klinik-Shuttle stellt Betrieb ein
ÖPNV Mit knapper Mehrheit stimmt der Ausschuss gegen das Angebot. Die Rede ist nun von einem gebrochenen Versprechen gegenüber Geislingen.
Ein bisschen das Sorgenkind“ sei der Klinik-Shuttle, befand Landrat Markus Möller in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses (UVA). Deshalb beantragte die Verwaltung, das Angebot für die Kreisbewohner im Raum Geislingen zu streichen, auch wenn Möller betonte: „Niemand wird zunächst etwas genommen, sondern wir wollen es neu ausrichten.“ Dennoch: Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember fällt das Angebot weg, das hat der Ausschuss mit knapper Mehrheit beschlossen. Das frei werdende Fahrzeug wird dann als dritter Wagen die „VVS-Rider“ im Geislinger Gebiet verstärken, die unzureichend an den ÖPNV angebundene Gebiete versorgen und ähnlich wie ein Ruftaxi per App oder Telefon bestellt werden.
280 Fahrgäste im September
Der Klinik-Shuttle sollte es vor allem für ältere Menschen einfacher machen, aus dem Raum Geislingen das Alb-Fils-Klinikum zu erreichen. Das war der Gedanke hinter dem Einsatz eines VVS-Riders für diesen Zweck, auch ein Stück weit als Kompensation für die Schließung der Helfenstein-Klinik. Eingeführt wurde das Angebot zeitgleich mit dem regulären Rider (zwei weitere Fahrzeuge) im Dezember 2023, die Wagen können mit einem regulären VVS-Ticket oder dem Deutschland-Ticket genutzt werden.Zunächst war es jedoch VVS-Projektleiterin Lina-Marie Berg, die dem Ausschuss die Entwicklung des Angebots erläuterte. Seit Mai dieses Jahres habe sich die Nutzung des Shuttles „deutlich erhöht“. Wurden im April 14 Fahrgäste gezählt, waren es im September bereits um die 280. „Das sind vor allem Berufspendler“, betonte Berg.
Aus verschiedenen Gründen habe aktuell die Hälfte der potenziellen Nachfragen nach dem Rider-Angebot nicht bedient werden können. Dadurch, dass der Klinik-Shuttle nun eingespart wird, soll sich die Situation beim VVS-Rider deutlich verbessern.
Ein weiteres Fahrzeug anzuschaffen, kommt aus finanziellen Gründen übrigens nicht infrage. Mehr als 600.000 Euro kosten die drei aktuellen Fahrzeuge den Landkreis bereits pro Jahr. Doch auch deren Zukunft ist noch offen: Ende 2026 endet deren Vertragslaufzeit, der UVA beschloss auch, zu evaluieren, ob das Angebot dann fortgesetzt wird oder es eine „alternative Bedienungsform für die Raumschaft“ geben soll. Im Raum steht hier die Rückkehr zu günstigeren Rufbussen. Als Ersatz für den Klinik-Shuttle werden die Geislinger jetzt auf den Zug und einen Umstieg in die Buslinie 902 in Göppingen verwiesen.
Das Ergebnis der Abstimmung war knapp, acht Ja-Stimmen aus Reihen von CDU, Freien Wählern und FDP standen sechs Nein-Stimmen (SPD, Grüne, AfD) gegenüber. So meinte etwa Matthias Dreikluft (Grüne): „Geislingen war mal eine Direktverbindung zur Klinik zugesagt worden.“ Und Thomas Reiff (SPD) stellte fest: „Grundsätzlich geht es heute wieder um ein gebrochenes Versprechen. Die Menschen in der Geislinger Raumschaft schauen ganz genau darauf, was wir hier heute beschließen.“ Die Kritik wollte Landrat Möller so nicht stehen lassen: „Ein Versprechen ist immer das, was ein demokratisches Gremium beschließt. Darüber hinaus gibt es kein Versprechen.“
Vekehrsplaner und Amtsleiter Jörg-Michael Wienecke rechnete vor, dass es selbst bei 300 Fahrgästen pro Monat jeden Tag nur zehn wären, „das ist verdammt wenig“. In dieser Form sei das Angebot nicht tragbar, „ob versprochen oder nicht“. Er wies noch auf einen anderen Aspekt hin: „Aus Börtlingen oder Aichelberg zur Klinik zu fahren, ist nicht viel weniger aufwendig als aus Geislingen.“ Heinz Frey (FDP) sprang ihm zur Seite: „Mir geht es in Gruibingen genauso. Und ich sehe auch nicht ein, warum man den Raum Geislingen hier irgendwie besser stellen soll, da gibt es überhaupt keinen Grund dafür.“
Kommentar
Ich sehe auch nicht ein, warum man den Raum Geislingen hier irgendwie besser stellen soll. Heinz Frey (FDP) Kreisrat