Bürgerinitiative macht mobil: Protest gegen „XXL-Bebauung“
Widerstand Bürgerinitiative sagt Nein zu Hallen und Wohnungen auf dem Brunnen-Areal. OB Alex Maier weist den Vorwurf der Hinterzimmer-Politik zurück.
In Jebenhausen formiert sich massiver Widerstand: Eine neu gegründete Bürgerinitiative mit dem Namen „Forum Jebenhausen“ wehrt sich gegen Pläne der Göppinger Stadtverwaltung, auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Firma Aqua Römer und angrenzenden Flächen den Weg für Gewerbe und Wohnbebauung frei zu machen. Für das gut zehn Hektar große Gebiet Jebenhausen Südwest, das der Logistik-Firma Wackler gehört, hat die Stadt im Februar die Weichen für einen neuen Bebauungsplan gestellt. Dieser sieht unter anderem die Möglichkeit vor, bis zu 18 Meter hohe Lagerhallen zu bauen. Im nördlichen Teil sind Gewerbe und Wohnungen mit bis zu 75 Wohneinheiten geplant. Aqua Römer durfte das Gelände nur als „Sondergebiet Brunnenbetrieb“ nutzen, für den jetzigen Eigentümer, die Schwarz-Gruppe, muss nun ein neuer Bebauungsplan her.
Gegen diese Pläne läuft die Bürgerinitiative Sturm und hat bereits viele Unterstützer. Zu einer Ortsbegehung am Samstag kamen rund 150 Interessierte, „eine überwältigende Anzahl an Leuten, das Interesse und der Zuspruch waren riesengroß“, sagt Christine Lipp-Wahl, eine von fünf Sprechern der Initiative. „Es geht uns nicht um die versiegelte Fläche, die soll verträglich entwickelt werden, sondern um die Flächen drumherum“, betont Lipp-Wahl. Für das „Nein zur XXL-Bebauung“ auf dem Brunnenareal führt die Bürgerinitiative viele Gründe an: Zum einen befürchtet sie noch mehr Lkw-Verkehr, der sich durch Jebenhausen und Bezgenriet quält. Zudem prophezeit sie „mehr Straßen, mehr Müll, mehr Lärm, mehr Autos, mehr Abgase“, sollten die Pläne an dieser Stelle so umgesetzt werden.
Zudem sehen die Gegner des Vorhabens die Sprudelquellen gefährdet: „Diese Wiese war ehemals Brunnengebiet, sogar Quellgebiet. Fällt der Quellschutz künftig weg? Was passiert mit dem Sauerwasser, das darunter liegt?“, fragt sich Christine Lipp-Wahl. Weitere Argumente gegen die Pläne sind aus Sicht der Initiative der Verlust von Ackerboden, Streuobstwiesen und Gärten sowie die Verbauung des Blicks auf das Schloss, außerdem ginge eine Frischluftschneise verloren, Versickerungs- und Hochwasserschutzflächen würden versiegelt: „Die Wiese ist 4200 Quadratmeter groß und könnte eine Million Liter Wasser aufnehmen. Das ist ein natürlicher Wasserspeicher, der uns alle nichts kostet.“
Die Bürgerinitiative wurmt, „dass wir alle nicht wissen, was Wackler dort vorhat“, sagt Lipp-Wahl. Es gehe das Gerücht herum, dass die Logistik-Firma hier eine Müllrecycling-Anlage bauen will. „Wie soll das gehen, wenn direkt daneben ein Wohngebiet entstehen soll? Die Stadt muss hier unbedingt die Planungen offenlegen“, fordert die Sprecherin und kritisiert, dass in Jebenhausen längst vollendete Tatsachen geschaffen worden seien. Diesem Eindruck widerspricht Oberbürgermeister Alex Maier, der am Samstag bei dem Vor-Ort-Termin dabei war. „Wir stehen ganz am Anfang in diesem Verfahren, und es wurde auch nichts im Hinterzimmer beschlossen“, unterstreicht der Rathauschef. Die zu entwickelnde Fläche werde in dem Verfahren genau betrachtet, in einem nächsten Schritt werden die Pläne ausgelegt, die Bürgerinnen und Bürger hätten dann Gelegenheit, ihre Einwendungen vorzubringen.
„Gerüchte um den Müll“
Zeitnah, möglichst noch in diesem Jahr, sei auch eine Informationsveranstaltung geplant, in der die Firma Wackler ihr Vorhaben detailliert vorstellen soll. Dann sollen auch „die Gerüchte um den Müll“ ausgeräumt werden, sagt Maier. Er selbst weiß von einem Ausbildungs- und Schulungszentrum, das hier entstehen soll. „Wackler hat zugesichert, dass es künftig weniger Verkehr geben wird als zu Zeiten von Aqua Römer“, nimmt der OB den Kritikern in diesem Punkt den Wind aus den Segeln. Und hakt auch bei zwei weiteren Themen ein: Es handele sich auf der Wiese nicht um Quellen, sondern um zwei Brunnen, die man schließen könnte. Zudem gebe es dort bereits ein Regenüberlaufbecken, der Hochwasserschutz sei also von dieser Wiese völlig unbenommen. Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens werde auch ein Niederschlagswasserkonzept ausgearbeitet, das die Themen Hochwasserschutz und Starkregen behandele. „Wir sind noch in einem recht frühen Stadium. Jetzt müssen erst einmal alle Fakten auf den Tisch, und dann liegt die Entscheidung beim Gemeinderat, hier Planungsrecht zu schaffen“, fasst der Rathauschef zusammen und verweist darauf, dass die Stadt einem alteingesessenen Unternehmen wie Wackler auch die Möglichkeit geben will, sich zu entwickeln.
Das Unternehmen hatte im Übrigen am Samstag, am Tag der Ortsbegehung, einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der die Zufahrten zu seinem Gelände verstärkt überwachte, berichtet Lipp-Wahl und wundert sich: „Was denken die von uns? Wir sind alles Jebenhäuser Bürger.“
Wir wissen alle nicht, was Wackler vorhat. Die Stadt muss unbedingt die Planungen offenlegen. Christine Lipp-Wahl Sprecherin Bürgerinitiative