„Wir löffeln gemeinsam die Suppe aus“

  • Die „Lange Tafel gegen Altersarmut“ stand am Samstag auf dem Göppinger Marktplatz. Foto: Staufenpress

Soziales Bei der Langen Tafel gegen Altersarmut in Göppingen bezogen Politiker und Sozialexperten Stellung.

Göppingen. Die „Lange Tafel“ auf dem Göppinger Marktplatz zog am Samstagmittag die Aufmerksamkeit der Einkaufsbummler an. Dieses außergewöhnliche Bild im Herzen der Stadt ließ so manchen innehalten und interessiert nach dem Grund der einladenden, herbstlich dekorierten Tafel fragen. Mit dem Motto „Jetzt löffeln wir die Suppe aus“ nahmen die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)“, die Betriebsseelsorge und das Netzwerk Arbeitswelt den „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ 2025 als Anlass, interessierte und vor allem betroffene Menschen zum Mittagessen mit Kaffee und Kuchen einzuladen.

So mancher Passant nahm diese Einladung an, setzte sich spontan an die „Lange Tafel“ und ließ sich die köstliche Maultaschensuppe oder Kaffee und Kuchen schmecken. Nebenbei konnte man anhand von Vorträgen den Hintergrund und die Intention der Veranstaltung erfahren. Die Begrüßung nahm Ákos Csernai-Weimer, der Regionalsekretär der KAB, vor. Er betonte: „Die Altersarmut ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Sie dürfte aber nicht sein, weshalb wir mehr Solidarität fordern und alle jetzt die Suppe auslöffeln müssen.“

Der Stadtdiakon Norbert Köngeter unterlegte die Armutssituation anhand von konkreten Zahlen. Er zeigte auf, dass in Baden-Württemberg 14,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ein geringeres Einkommen als 1381 Euro haben und damit armutsgefährdet sind. „Deshalb vernetzen wir uns und wollen das Armutsproblem in die Öffentlichkeit bringen, mit dem Ziel, dass Menschen in Würde alt werden können.“ Der Sprecher der Landesarmutskonferenz in Baden-Württemberg, Roland Saurer, erklärte: „Armut bedroht uns alle, sie gefährdet die gesamte Gesellschaft. Gerade die Rentenpolitik ist für die Bevölkerung eine Katastrophe.“

Der Göppinger Oberbürgermeister Alex Maier sagte: „Für mich ist es wichtig, dass man immer wieder auf das Armutsproblem hinweist und ein öffentliches Zeichen setzt, wie heute auf dem Marktplatz, denn wir leben in einem reichen Land und da ist es wichtig, wie der Reichtum verteilt wird.“ Auch die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi,  war auf den Marktplatz gekommen. Sie meinte: „Ich finde, dass die KAB mit der Langen Tafel eine tolle Botschaft in die Gesellschaft bringt.“ Auch Daniel Kohl, der Bürgermeister von Gammelshausen, zeigte sich von der Aktion überzeugt und unterstützte die Initiatoren mit seinem Serviertalent. Nachdem er seine köstliche Suppe „ausgelöffelt“ hatte, lobte Bernd Kiemel, einer der Gäste an der Tafel: „Ich finde diese Veranstaltung gerade in der heutigen Zeit, in der Menschen immer häufiger gegen- statt miteinander arbeiten, einfach großartig.“ Dieter Kassner

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL