Ein Neubau auf dem Dach

  • Das Flachdach des Erweiterungsbaus der Bodelschwingh-Schule könnte um ein bis zwei Geschosse aufgestockt werden. Foto: Giacinto Carlucci

Bildung Überraschung im Fall der total überfüllten Bodelschwingh-Schule: Der Landkreis will ein oder zwei weitere Geschosse aufs Dach setzen – ein Millionenprojekt.

Noch Ende Mai wusste Rektorin Ulrike Löffler nicht, wie die Zukunft ihrer Bodelschwingh-Schule in Göppingen aussehen wird, nur soviel: „Langfristig bekommen wir einen Erweiterungsbau. Ich weiß aber nicht, wie konkret die Planungen sind.“ Bereits im März hatte der Verwaltungsausschuss des Kreistags in nichtöffentlicher Sitzung den aktuellen Stand einer Machbarkeitsstudie des Campus der kreiseigenen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) in Göppingen zur Kenntnis genommen. Unter anderem wurde die Verwaltung beauftragt, „weitere Untersuchungen zur Grundsatzentscheidung und den möglichen Varianten anzustellen und die offenen Fragen zu klären“. Eine endgültige Lösung ist noch immer nicht gefunden, aber jetzt kommt dennoch Bewegung in die Sache.

Entlastung der Raumsituation

Das Amt für Hochbau, Gebäudemanagement und Straßen wird dem Ausschuss am Freitag, 24. Oktober, einen konkreten Plan zum Beschluss vorlegen: „Die Verwaltung schlägt daher vor, die Aufstockung des Neubaus der Bodelschwingh-Schule Göppingen als Einzelmaßnahme herauszulösen und vorgezogen umzusetzen, um damit sehr frühzeitig einen Beitrag zur Entlastung der Raumsituation auf dem SBBZ-Campus Göppingen zu leisten“, heißt es in der Sitzungsvorlage.  Dies sei insbesondere auch vor dem Hintergrund des unklaren zeitlichen Fortgangs der Entscheidung über das Gesamtkonzept für den Standort Göppingen sinnvoll. Ob das Projekt tatsächlich in Angriff genommen wird, müssen die Ausschussmitglieder am Freitag entscheiden.

Und die Zeit drängt. Erst mit Beginn des neuen Schuljahrs wurden zehn Klassen in Container in den Stauferpark ausgelagert, um im hoffnungslos überbelegten Hauptbau hinter dem Landratsamt etwas Platz zu schaffen. Der Landkreis hatte bereits 2019 eine Machbarkeitsstudie durch das Büro Drees & Sommer erstellen lassen, die den Raummangel bestätigt hat. „Für das SBBZ Geislingen werden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie mit dem Neubau der Bodelschwingh-Schule Geislingen am Zillerstall umgesetzt“, steht in der Vorlage.

Jetzt also auch die Schule in Göppingen. Noch unklar ist, ob ein- oder zweistöckig gebaut wird, es deutet jedoch vieles auf die einstöckige Variante hin: „Durch eine eingeschossige Aufstockung können mit zusätzlichen rund 1.100 Quadratmetern Fläche etwa sieben bis zehn Klassenräume geschaffen werden“, teilt das Hochbauamt mit. „Im Falle einer zweigeschossigen Aufstockung – deren Realisierung aus baulichen und auch rechtlichen Gründen aktuell noch unklar ist – sogar bis zu 15 bis 20 Klassenräume.“ Nur die eingeschossige Aufstockung sei bereits durch ein Büro für Tragwerksplanung geprüft und „als in Holzbauweise umsetzbar“ bewertet worden.

Folgenden Zeitplan für den Bauablauf hat die Verwaltung jetzt „unter Vorbehalt“ angedacht: Noch in diesem Jahr könnte die Projektsteuerung vergeben, im ersten Halbjahr 2026 der Planer ausgewählt werden. Nach 12 bis 14 Monaten Bauzeit könnte der Bau im Februar 2029 fertig sein, von April 2029 an könnten die neuen Räume dann genutzt werden. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings, betont die Verwaltung: „Es ist noch darauf hinzuweisen, dass während der Aufstockung kein Schulbetrieb in dem Gebäude möglich ist, das heißt, es ist eine Auslagerung der bisherigen Klassen unumgänglich. Mögliche Ausweichmöglichkeiten sind im Verfahren zu prüfen.“

Eine Pflichtaufgabe

Mitten in der Spardebatte um den neuen Haushalt kommt nun also eine neue Ausgabe auf den Landkreis zu, allerdings handelt es sich beim SBBZ um eine Pflichtaufgabe des Kreises, keine Freiwilligkeitsleistung. Nach einer Schätzung von Drees & Sommer dürfte sich der Preis für die eingeschossige Aufstockung auf etwa 6,5 Millionen Euro brutto belaufen, bei zwei Stockwerken wären es etwa 14 Millionen. Die Anpassung des Bestandsgebäudes wird zudem mit rund 600.000 Euro veranschlagt. Allzu viel Fördermittel kann der Kreis jedoch nicht erwarten: Die Prognose für die eingeschossige Variante liegt bei etwa 970.000 Euro, für zwei Stockwerke in etwa beim Doppelten. Durch eine Änderung der Schulbauförderung könnte der Förderbetrag auch auf etwa zwei Millionen Euro für die eingeschossige Variante ansteigen.

Für die Aufstockung müssen allerdings weitere Fragen geklärt werden, darauf weist das Hochbauamt hin. Hierzu gehören auch Fragen des Urheberrechts: „Der Erweiterungsbau, entworfen von den Architekten h4a aus Stuttgart, unterliegt dem Urheberrecht – eine Zustimmung des Architekturbüros zur Aufstockung liegt aktuell noch nicht vor. Es ist angedacht, das ursprüngliche Architekturbüro zur Teilnahme an dem Planerauswahlverfahren einzuladen.“

Während der Aufstockung ist kein Schulbetrieb in dem Gebäude möglich. Hochbauamt in der Beratungsvorlage

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