Die Realität ist eine andere

Zum Artikel „Darf Tante M weiter sonntags öffnen?“ vom 4. Oktober:

Man kann es nicht verstehen, worüber man bei uns alles streiten kann. Wenn man liest, an- und abfahrender Verkehr bei Tante M würde die sonntägliche Ruhe stören oder gar die Leute vom Besuch eines Gottesdienstes abhalten, dann kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Wenn dann noch die Gewerkschaft und die Kirche die Reduzierung der ganztäglichen Öffnungszeiten per Gerichtsentscheid durchsetzen wollen, versteht man die Welt nicht mehr.

Die „Tante M“-Läden sind ein Segen für die ländliche Region, wo es in vielen Orten keine Supermärkte oder Discounter gibt. Wer nicht mobil ist, kann hier seinen alltäglichen Bedarf kaufen. Ein wirklicher Wettbewerber für die „Großen“ ist Tante M sicherlich nicht. Ein besonderer Segen ist, dass man auch nach den üblichen Öffnungszeiten in diesen, ohne Personal funktionierenden Läden, noch einkaufen kann.

Wenn man dann von der Störung der „sonntäglichen Ruhe und Besinnlichkeit“ liest und anscheinend auch die Kirche dafür einen Grund für schwindende Besucher sieht, dann leben diese Leute in einer anderen Welt. Die Realität ist eine andere. Festivitäten an den Wochenenden oder auch bis in die Nacht hinein sind doch fast normal. Hier stört es anscheinend niemand. Ein Streit über Öffnungszeiten der „Tante M“ zeigt, wie engstirnig in Teilen unserer Gesellschaft gedacht wird. Dass es bald in jedem Bundesland anders geregelt ist, ist auch eine Lachnummer. So bringt man unser Land nicht voran. Bis jetzt haben wir leider eine „Streitkultur“, jeder darf dagegen sein – die Gerichte anrufen, alles verzögern.

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