Die Frage des Vertrauens in der Ergebniskrise
VfB Stuttgart Der Vizemeister der Vorsaison verliert zu oft, und Trainer Hoeneß wird zunehmend kritisch beäugt.
Stuttgart. Mit ausgefahrenen Antennen bewegt sich Sebastian Hoeneß über den Trainingsplatz. Er führt Gespräche oder beobachtet die VfB-Profis nur. Wie sie agieren und reagieren. Und was der Chefcoach des Fußball-Bundesligisten an Signalen empfängt, ergibt für den 42-Jährigen einen „angemessenen“ Umgang mit der sportlichen Situation. Dieser speist sich aus der Unzufriedenheit mit dem elften Tabellenplatz und dem Frust darüber, so viele Punkte in den vergangenen Partien verschenkt zu haben. Das Stimmungsbild, das Hoeneß vor dem Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC St. Pauli zeichnet, ist aber auch von der Positivität geprägt, die er selbst verkörpert. Der Trainer sieht die wenigen Prozentpunkte, die in den verschiedenen Begegnungen gefehlt haben, um wieder Spiele zu gewinnen, nicht weit weg. Im Grunde sind sie häufig sogar ganz nah. „Ich erlebe die Mannschaft so, wie ich sie gerne habe“, sagt Hoeneß, „für mich ist ein wichtiger Gradmesser, wie ich die Mannschaft mit Blick auf die Leistungs- und Einsatzbereitschaft erlebe.“ Ein Team, das alles gibt. Mit einer Ausnahme: vor sechs Wochen beim 2:2 in Kiel. Da vermisste Hoeneß im ersten Abschnitt vieles – und verschärfte vorübergehend den Ton. Seither hat der VfB zwar nur beim VfL Bochum gewonnen, der zusehends kritisch beäugte Trainer ist jedoch überzeugt, in der Ergebniskrise den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: „Populismus und Aktionismus führen nicht zu besseren Ergebnissen.“
Hoeneß bleibt Hoeneß. Er schlägt nicht demonstrativ mit der Faust auf den Tisch, nur um einen kurzfristigen Effekt zu erzielen oder in der Öffentlichkeit besser dazustehen. Laut und emotional wird er im geschlossenen Kreis der Mannschaft. Dennoch stellt sich die Frage nach einem neuen Ansatz, einer anderen Herangehensweise, um die volle Leistung herauszukitzeln – ohne dadurch an Authentizität zu verlieren.
Nach diesem Kniff sucht Hoeneß. Die Basis von allem bildet für ihn jedoch die Arbeit an Trainingsinhalten sowie die klare Analyse nach Spielen. Denn selbst der Einzug in das DFB-Pokalfinale kann nicht komplett darüber hinwegtäuschen, dass der VfB eine schwache Rückrunde hinlegt. Zwölf Punkte in bislang 14 Spielen sind die Ausbeute eines Abstiegskandidaten, nicht eines Europapokalanwärters.
Aus einem Negativlauf heraus in Berlin zum Saisonhöhepunkt gegen Drittligist Arminia Bielefeld antreten, will der VfB nicht. Einen Titel gibt es im Olympiastadion zu gewinnen – aber auch viel zu verlieren. Und mit jeder weiteren Niederlage im Vorfeld wachsen die Zweifel. Wie zuletzt nach dem 0:1 gegen den abstiegsgefährdeten 1. FC Heidenheim – einem tief stehenden Gegner, wie es voraussichtlich auch die Bielefelder sein werden.