Bad wäre beinahe geschlossen worden
Badesaison Das Crailsheimer Freibad war wegen der Umbauarbeiten auch in dieser Sommersaison gesperrt. Dies hatte Auswirkungen auf das Goldbacher und vor allem das Satteldorfer Freibad.
In die Schlagzeilen geriet das Freibad in Satteldorf nach den Vorfällen am Sonntagnachmittag, 22. Juni. Es war heiß und viele wollten sich abkühlen. Zudem waren der Degenbachsee und der Erlensee sowie das Crailsheimer Freibad, das aktuell umgebaut wird, gesperrt. Das Satteldorfer Freibad war deshalb an diesem Tag völlig überfüllt.
„Es kam zu chaotischen Zuständen. Wir können froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, berichtete Satteldorfs Bürgermeister Thomas Haas in der Sitzung des Gemeinderates am Tag drauf. Laut Haas stieg die Besucherzahl nachmittags derart rasant an, dass der reguläre Eingang zeitweise komplett blockiert war. Das Bad war schließlich so überfüllt, dass es gegen 15 Uhr geschlossen werden musste. „Die Kapazitäten waren massiv überreizt“, so Haas, der selbst vor Ort war.
Doch die Schließung entspannte nichts. Sie habe vielmehr dazu geführt, „dass die blanke Anarchie ausgebrochen ist“, berichtete Haas, und das Entsetzen darüber ist dem Bürgermeister auch am Tag danach noch deutlich anzumerken. „Die Leute haben sich alle möglichen Wege ins Freibad gesucht und sind über die Zäune geklettert.“ Selbst die Kioskküche blieb nicht verschont: „Es gab Eindringversuche nach dem Motto ,Wenn ich so lang auf meine Pommes warten muss, mach ich sie mir halt selbst.‘“ Die Gemeinde hat sofort reagiert und einen Sicherheitsdienst engagiert, der an Wochenenden den Einlass kontrollieren sollte. Zudem wurde der Zaun nachgerüstet, teils mit Stacheldraht erhöht.
Sicherheitsdienst im Einsatz
Auch im Rückblick rund vier Monate später tut sich Haas immer noch damit schwer, die Vorfälle einzuordnen. „Es stimmt mich nach wie vor nachdenklich, dass wir solche Maßnahmen überhaupt ergreifen mussten, weil sich ein Teil der Besucher an keinerlei Regeln halten will“, so der Satteldorfer Bürgermeister. „Dies spiegelt leider auch ein grundsätzliches, gesamtgesellschaftliches Problem wider, für das wir gemeinsam eine Lösung finden müssen. Ärgerlich ist, dass die Kosten hierfür, in unserem konkreten Fall etwa für den Sicherheitsdienst, von der Allgemeinheit getragen werden müssen – also auch vom Großteil der Besucherinnen und Besucher, die sich an die Regeln halten.“
Das konsequente Vorgehen habe sich rückblickend bewährt: Die Lage habe sich anschließend deutlich entspannt, zu ähnlichen Vorfallen sei es nicht mehr gekommen. „Unsere Besucherinnen und Besucher haben sich vor und nach dem besagten Sonntag an die Regeln gehalten, sodass wir in Bezug auf die Vorkommnisse Ende Juni von einem Einzelfall ausgehen. Der Sicherheitsdienst kam dann nur an zwei besonders besucherstarken Wochenenden zum Einsatz.“ Die Kosten hierfür beliefen sich auf rund 2000 Euro.
Haas hatte damals sogar eine komplette Schließung des Freibads in Erwägung gezogen: „Wäre es trotz der zusätzlich von uns ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen erneut zu ähnlichen Szenen gekommen, hätten wir das Bad schließen müssen. Die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher sowie unserer Mitarbeiter hat hier eindeutig Vorrang.“
Rund 4000 Gäste weniger
Mit Blick auf die Besucherzahlen kam es über die Saison verteilt, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zu einem riesigen Ansturm auf das Freibad – wobei dies teilweise auf das durchwachsene Wetter zurückzuführen sein dürfte, vermutet Haas. 26.430 Besucherinnen und Besucher – so lautet die offizielle Zahl, die am Ende der Freibadsaison 2025 in Satteldorf steht. Das sind etwa 4000 Gäste weniger als während der Saison 2024.
Anlass zur Sorge sei dies aber nicht. „Das Wetter war diesen Sommer teilweise sehr durchwachsen, auch über längere Zeiträume hinweg. Wenn es warm war und die Sonne schien, war unser Freibad gut besucht“, erklärt Bürgermeister Thomas Haas. Die meisten Besucherinnen und Besucher an einem Tag gab es mit 1.329 am Sonntag, 29. Juni. Der Juni war darüber hinaus mit 11.852 Gästen der besucherstärkste Monat.
Der Trend geht zum Online-Ticket-Kauf, im Vergleich zur Vorsaison waren es etwa zehn Prozent mehr. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Kartenautomat am Freibadeingang aufgestellt. Nach einer kurzen Übergangsphase verlief der Betrieb nahezu reibungslos. Er hat sich also bewährt – zumal es immer schwieriger wurde, Personal für den Kartenverkauf am Freibadeingang zu finden, was der Hintergrund dieser Investition war.
„Wie sich die Situation darstellt, wenn das Crailsheimer Bad wieder öffnet, im Erlensee und auch im Degenbachsee wieder gebadet werden kann, muss man abwarten. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Besucherströme dann wieder eher verteilen, vor allem an sehr heißen Wochenenden.“
1000 Gäste mehr in Goldbach
Zufrieden blickt Marcus Swonke, Vorsitzender des Schwimmvereins Goldbad, auf die vergangene Badesaison zurück. Trotz des wechselhaften Wetters waren es rund 1000 Gäste mehr als in einer „normalen“ Badesaison, also vor der Schließung wegen des Umbaus des Crailsheimer Freibads Maulachtal. „Manchmal sind wir aber schon an unsere Grenzen gestoßen“, erinnert sich Swonke an die besonders heißen Tage an Wochenenden. „Bei Bedarf wurden wir deshalb von Kräften der Stadtwerke bei der Badeaufsicht toll unterstützt.“ In der Regel sind es nämlich ausschließlich Ehrenamtliche, die nun schon seit rund einem Jahrzehnt für die Badeaufsicht in Eigenregie zuständig sind.
„Die Badeaufsichten waren schon mehr gefordert als die Jahre davor, vor allem, weil einige Eltern die Aufsicht bei Kleinkindern nicht richtig wahrgenommen haben“, so Swonke. Ausschreitungen wie in Satteldorf gab es jedoch keine, wohl auch deshalb, weil das Goldbacher Freibad eher für Familien mit kleinen Kindern ausgelegt ist.
Finanziell zwei gute Jahre
Bewährt hat sich der Kassenautomat, denn vor allem die Zahl der Tagestickets stieg doch erheblich an. Gut angekommen sind auch außerhalb des Freibadfestes und Lichterfestes die selbst gemachten Pizzen der Kiosk-Betreiber, die seit zwei Jahren für die Verpflegung der Badegäste sorgen und auch im nächsten Sommer wohl wieder tätig sein werden.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Swonke auf die kommende Badesaison, wenn der Umbau des Freibads Maulachtal abgeschlossen sein wird. „Finanziell waren die beiden letzten Jahre natürlich gut für uns. Das haben wir auch dringend gebraucht, weil wir in den Umbau in den Kiosk rund 50.000 Euro investiert haben und weitere Projekte wie die Boden- und Dachsanierung in den nächsten Jahren anstehen. Andererseits wird es dann auch wieder ruhiger in unserem Freibad und wir können die Aufsicht wieder selbst mit unseren Ehrenamtlichen bewältigen.“