Stimpfacher feiern ihre Gemeinschaft
Die Kapelle des Gesang- und Musikvereins (GMV) spielt „Paloma Blanca“, auf die Bühne kommen Fußballtrikots des SSV von vor 50 Jahren und die Gardegruppen des Vereins, ein großer Chor aus allen Ortsteilen singt die Europahymne „Ode an die Freude“ – und in der Waldhalle sind die Besucher begeistert: Am Samstag feiern die Stimpfacher, dass sie 1975 in der neuen Gesamtgemeinde zusammengewachsen sind. Es ist ein bunter Abend der Organisationen und Vereine, ein Abend von Stimpfachern für Stimpfacher. Und da sind alle gerne dabei: Fast jeder Platz im geräumigen Saal ist belegt.
Ortsteile im Einklang
Als „Vorgruppe“ des eigentlichen Programms stellt sich GMV-Kapelle selbst vor – und gibt zum Auftakt ein kleines Konzert. Dabei zeigen die Musiker, dass sie in mehreren Genres daheim sind. Das Thema des 50. Geburtstag greifen sie mit einem rhythmischen Rückblick auf: So erschallt „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens, das sich damals längere Zeit auf Platz eins der Hitparade hielt. Extra für den Auftritt ist das Stück neu arrangiert worden.
Dass mittlerweile alle Ortsteile im Einklang schwingen, wird schnell bei einem besonderen Auftritt klar. Sängerinnen und Sänger aus allen Ecken der Gemeinde haben sich zusammengetan, um für den Abend einen großen Chor zu bilden. Und was würde besser als Stück passen als die Europahymne „Ode an die Freiheit“ von Ludwig van Beethoven. Das Publikum honoriert das Engagement mit viel Applaus.
Stimpfachs Bürgermeister Matthias Strobel hat gleich zwei wichtige Aufgaben: Zum einen führt er mit den Worten „ich bin kein Günther Jauch und kein Thomas Gottschalk“ durch den Abend – zum anderen hält er die Festansprache zum 50-jährigen Bestehen der Gesamtgemeinde.
Gar nicht so einfach
„Es waren damals drei selbstständige Gemeinden, die vor 50 Jahren zusammengewachsen sind“, erklärt er. Und er berichtet, dass das gar nicht so einfach war, weil es ja auch noch eine Kreisreform gegeben habe. Es ging also nicht nur darum, ob Weipertshofen, Rechenberg und Stimpfach künftig gemeinsame Wege gehen, sondern auch, ob sie künftig dem neuen Ostalbkreis oder dem neuen Landkreis Schwäbisch Hall angehören. Und so kamen die Stimpfacher beispielsweise 1972 erst einmal in den neuen Ostalbkreis, dem sie angehören wollten.
1974 kam es aber zur endgültigen Entscheidung zur neuen Gesamtgemeinde, die den deutlich überwiegenden Zuspruch bei den Einheimischen fand. Allerdings legte der damalige Crailsheimer Oberbürgermeister Hellmut Zundel Einspruch ein. „Am liebsten hätte er alle drei Gemeinden nach Crailsheim geholt“, so Strobel. Ein Gericht entschied schließlich damals, dass zum 1. Januar 1975 der noch heute gültige Zusammenschluss gilt.
Der Bürgermeister bedauert, dass Jochen Lenz aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen kann. Erst als Amtsverweser an der Spitze der Gemeinde Stimpfach, später über 30 Jahre lang als Bürgermeister prägte er mit die ersten Jahre. Die Feuerwehr wurde zusammengelegt, die Banken fusionierten, Vereine fusionierten. Strobel zeigt etliche Meilensteine in dem halben Jahrhundert auf.
Heute unvorstellbar
Strobel betont, dass es heute unvorstellbar sei, was damals geschehen sei. „Das Land hat gesagt, Gemeinden, tut euch zusammen.“ Die Einheiten seien zu klein gewesen. Doch der Schultes gibt zu, dass es auch heute immer schwieriger für die Kommunen werde, allein zu agieren. Eine Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden und Städte werde in Zukunft wichtiger. „Wir leben in schwierigen Zeiten. Weltpolitisch, national und auch wirtschaftlich“, betont er.
Rund zwei Stunden dauert der bunte Abend. Die Vereine und Organisationen bringen viele Highlights auf die Bühne. So treten unter anderem die beliebten Gardemädchen auf. Und wer eine Pause zum Trubel im Saal macht, findet im Eingangsbereich eine interessante Ausstellung der Segelflieger mit Fotos aus 50 Jahren Stimpfach.
Jubiläum In der voll besetzten Waldhalle begehen die Besucher bei einem bunten Abend der Vereine das 50-jährige Bestehen der Gesamtgemeinde.
Das Land hat gesagt, Gemeinden, tut euch zusammen. Matthias Strobel Bürgermeister