Vier Autos brennen in der Nacht
Ermittlungen Auf den Kocherwiesen kommt es am Mittwoch, kurz nach 3 Uhr, zu einem Großeinsatz. Ein Benzinkanister wurde gefunden. Die Polizei geht aber nicht von Brandstiftung aus.
Es knallt mehrmals laut. Fast 20 Minuten lang. Eine große Rauchsäule erhebt sich in der Nacht über die Kocherwiesen. Flammen schlagen in alle Richtungen. Ein Anwohner auf der gegenüberliegenden Kocherseite in Steinbach wundert sich, geht nach draußen über die Brücke und sieht nach. Der Anwohner erkennt, dass mehrere Fahrzeuge brennen. Er alarmiert die Freiwillige Feuerwehr. Die Einsatzkräfte rücken am frühen Mittwochmorgen, kurz nach 3 Uhr, auf dem Platz an, der von Pendlern und Anwohnern als kostenfreier Parkplatz genutzt wird, wenn nicht gerade Jakobimarkt ist oder ein Zirkus gastiert.
40.000 Euro Schaden
Zwei Trupps mit Atemschutz löschen die drei Fahrzeuge in Vollbrand. Ein vierter Wagen, der direkt nebendran steht, wird durch die enorme Hitze aber ebenso derart massiv beschädigt, dass er nicht mehr genutzt werden kann. Die Polizei schätzt den Schaden an den vier Autos auf 40.000 Euro.
Am frühen Morgen steht eine Eigentümerin verzweifelt vor den Wracks. Der ausgebrannte Golf gehört ihr. Der schwer beschädigte Sharan nebenan ihrer Schwester. Die beiden Alleinerziehenden, die mit insgesamt vier Kindern in Steinbach leben, haben in dieser Nacht beide Fahrzeuge verloren. „Ich wollte zur Arbeit und da habe ich erst die Absperrung gesehen“, berichtet die Mutter, die nach Ilshofen wollte. „Das war kurz vor halb acht. Ich war anfangs etwas irritiert.“ Erst da habe sie erkannt, dass ihr Auto nur noch Schrott ist.
Schwestern verlieren beide PKW
Es sei ein schwerer Schlag für die beiden Mütter. In der Neustetterstraße hätten sie eigentlich einen gemieteten Parkplatz. Doch dort wird gerade umgebaut und der Platz ist aktuell nicht nutzbar. Daher standen beide Fahrzeuge auf den Kocherwiesen. Jetzt sind die Frauen nicht mehr mobil. „Wir haben aber Glück, dass wir Rückhalt von unserer Familie haben.“ Unklar sei trotzdem, wie sie den Alltag die nächsten Tage stemmen sollen. Die Autos seien nicht mehr die jüngsten gewesen und daher auch nicht Vollkasko versichert. Das nahegelegene Autohaus Hirsch hat beim Brand ebenso ein Fahrzeug verloren. „Ein Mitarbeiter, der herüberkam, hat uns direkt einen Mietwagen angeboten“, berichtet die Mutter. Jetzt müsse geklärt werden, ob und wie das klappt.
Eine weitere Mutter aus der Neustetterstraße eilt gegen halb neun auf die Kocherwiesen. „Ich habe das Bild von den ausgebrannten Fahrzeugen im Internet gesehen“, berichtet sie sichtlich erschüttert. Der ebenso völlig ausgebrannte Opel gehöre ihrem Sohn – sein erstes Auto. „Ich bin nachts einmal aufgeschreckt, als ich einen Knall gehört habe.“ Sie sei dann aber wieder eingeschlafen.
Ein weiterer Besitzer hat nochmal Glück, der seinen Pritschenwagen direkt neben dem Sharan geparkt hatte. Jener Nachbar, der den Brand entdeckt und die Feuerwehr alarmiert hatte, war unmittelbar zum Haus des Eigentümers gerannt und ha diesen geweckt. Der Besitzer berichtet: „Der hat mich rausgeklingelt und den Schlüssel mitgenommen. Dann bin ich hinterher.“ Der Pritschenwagen entkam so noch den Flammen.
Am Mittwochmorgen ist die Brandstelle abgesperrt. Kurz nach 8 Uhr kommen zwei Ermittler von der Kriminaltechnik. Die Beamten untersuchen die Fahrzeugwracks, messen, fotografieren und nehmen Proben mit. Kriminalbeamte kommen hinzu, die direkt Befragungen starten. Eine Brandstiftung wird zu dieser Zeit noch nicht ausgeschlossen.
Die Untersuchungen ergeben aus Sicht der Polizei aber schnell ein anderes Bild. Bereits am Mittag teilt Polizeisprecher Jonas Ilg vom Präsidium Aalen mit, dass wohl ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst hat. Zumindest deuteten die Erkenntnisse der Beamten vor Ort darauf in. Demnach sei zuerst das mittlere der drei ausgebrannten Fahrzeuge in Brand geraten. Dann seien die Flammen auf die anderen Autos übergesprungen. Bei dem mittleren Fahrzeug handle es sich um ein mehr als 30 Jahre altes Exemplar – jener Opel.
Technischer Defekt am Opel?
Wie genau es zum Brand kam, ist noch nicht klar. „Wenn ein Fahrzeug lange nicht in Betrieb genommen wurde, gibt es keinen Grund, dass er in Flammen aufgeht. Außer, es stimmt etwas mit der Batterie nicht. In diesem Fall war das Auto wohl kurz davor in Betrieb.“ Was das wiederholte, laute Knallen betrifft, sagt Ilg: „Die Betriebsstoffe der Fahrzeuge haben vermutlich Feuer gefangen und es kam zu Explosionen.“ Dadurch sei auch der Anwohner aufgeschreckt worden.
Er bestätigt auf Nachfrage der Redaktion den Hinweis, dass neben dem Opel ein Benzinkanister auf dem Boden stand. „Nach aktuellem Stand hat dieser Kanister aber nichts mit dem Brand selbst zu tun“, so Ilg. Wieso er dort war, könne die Polizei stand Nachmittag noch nicht zu 100 Prozent sicher sagen. „Wir haben aber keinen Hinweis darauf, dass es einen Zusammenhang gibt.“
Betriebsstoffe der Fahrzeuge haben vermutlich Feuer gefangen. Es kam zu Explosionen. Jonas Ilg Sprecher des Präsidiums Aalen