100 Vorträge zu Herz, Hirn, Hüfte
Gesundheit Medizinische Themen verständlich zu vermitteln, ist das Ziel der Diakademie-Abende von Diak Klinikum und Volkshochschule Schwäbisch Hall. Beim Jubiläumsvortrag geht es um Schlaganfälle.
Wir feiern heute gleich zwei Jubiläen“, sagt Leila Rothmund, Fachbereichsleiterin für Gesundheit an der Volkshochschule (VHS) Schwäbisch Hall, kürzlich im Haus der Bildung. Rund 50 Personen sitzen vor ihr im Erhard-Eppler-Saal, gespannt auf den 100. Vortrag der Diakademie. Die wurde 2015 vom Diak Klinikum, der VHS und der damaligen Bürgermeisterin Bettina Wilhelm ins Leben gerufen – somit feiert die Diakademie nicht nur Vortragsjubiläum, sondern auch ihr zehnjähriges Bestehen. Ganz im Sinne der Reihe sind an diesem Abend aber nicht Musik, Sekt und Häppchen geboten, sondern zwei medizinische Vorträge.
Die Referenten sind Dr. Claus-Georg Schmedt, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Diak, und sein Kollege Dr. Benjamin Knier, Chefarzt der Neurologie. Das Ziel der Diakademie sei von Anfang an gewesen, medizinische Inhalte so zu verpacken, dass sie jeder versteht, erklärt Schmedt. Die Vorträge zu Medizin, Psychologie, Pflege und Physiotherapie stellten ein niederschwelliges Informationsangebot für die Bürgerinnen und Bürger dar, das auch das Vertrauen zu Medizinern stärken soll.
Etliche Themen auf dem Plan
In den vergangenen zehn Jahren habe das Team schon viele volle Säle erlebt, blickt Rothmund zurück. „Es wurden hier schon Gummibärchen seziert, Geige gespielt, Gedichte vorgetragen.“ Sie organisiert seit sieben Jahren die Vorträge und wurde dabei bis vor Kurzem von Manuela Giesel aus dem Diak-Team unterstützt. An ihre Stelle rückt Anja Dreher vom Klinikum nach. Auch emotional sei es schon geworden, etwa, wenn Betroffene von ihren Erfahrungen erzählten. Dankbar zeigt sich die Fachbereichsleiterin für all die Ärzte, die ins Haus der Bildung kommen, um ihre Expertise zu teilen – selbst nach einer Zwölf-Stunden-Schicht. Dafür gibt es lauten Applaus.
Die Themen der vergangenen Vorträge kamen aus allen möglichen Fachbereichen, etwa aus der Herzchirurgie, der Orthopädie und der Urologie, zählt Schmedt auf. Es ging um ethische Fragen, um Krebs, Rückenschmerzen oder Anästhesie. Besonders gut besucht seien unter anderem die Abende zu Schilddrüse, Schwindel, Psychosomatik, Knie, Hüfte, Herz und zum Zusammenhang zwischen Bauch und Hirn gewesen.
Am vorvergangenen Dienstagabend stehen Schlaganfälle im Mittelpunkt. Man unterscheide hauptsächlich zwischen zwei Arten, erklärt Knier: Dem Hirninfarkt, bei dem ein Bereich des Gehirns aufgrund eines Gefäßverschlusses nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird und deshalb abstirbt – und der Hirnblutung. In 80 bis 85 Prozent der Fälle trete ein Hirninfarkt auf. Schlaganfälle sind generell keine Seltenheit, in Deutschland gebe es etwa 270.000 Fälle im Jahr. „Pro Tag sind es zwei, drei Schlaganfälle, die zu uns kommen“, schildert der Arzt.
Er betont: „Der Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall.“ Warnsignale wie die Störung von Sprache, Sehen oder Motorik müsse man in jedem Fall ernst nehmen. Ähnliche Symptome zeige die Transitorische Ischämische Attacke (TIA), die aber laut Knier im Gegensatz zum Schlaganfall oft nur kurze Zeit anhalte. Trotzdem rät er auch hier, sofort den Notruf zu wählen, weil auf eine TIA nicht selten ein Schlaganfall folge.
Der Chefarzt geht weiter auf Ursachen, Risikofaktoren und die mögliche Behandlung ein und kritisiert, dass das Netz für die Nachsorge besser ausgebaut werden müsse. Schmedt erklärt zum Schluss noch, wie die operative Entfernung von Ablagerungen in den Halsschlagadern einem Schlaganfall potenziell vorbeugen kann.
Viele Fragen aus dem Publikum
Ein Zuschauer hakt nach, ob man bei einem Schlaganfall zu Hause blutverdünnende Schmerzmittel einnehmen könne, um ein Blutgerinnsel zu lösen. „Das würde ich nie machen“, mahnt Knier. Immerhin wisse der Betroffene nicht, ob er gerade eine Hirnblutung erleide. „Da schütten Sie dann Benzin ins Feuer.“ Eine Frau will noch wissen, was Angehörige tun können, bis der Notarzt kommt. Den Patienten gegebenenfalls aus einer Gefahrenzone bringen, antwortet der Chefarzt. Ansonsten könne man wenig tun. Eine Zuschauerin ergänzt, dass man Betroffenen nichts zu essen oder zu trinken geben solle, falls eine Schluckstörung auftritt. Knier bestätigt das.
Und wie oft erfolgt ein falscher Alarm? In etwa 30 bis 40 Prozent der Einsätze stecke doch kein Schlaganfall hinter den Beschwerden, schätzt Knier. Eine Trefferquote von 60 Prozent sei trotzdem recht hoch. Die beiden Chefärzte betonen immer wieder: Bei Verdacht auf Schlaganfall solle man sofort einen Rettungswagen rufen. Denn um möglichst viel vom Gehirn und am Ende auch den Menschen zu retten, zähle jede Minute.
Es wurden hier schon Gummibärchen seziert, Geige gespielt, Gedichte vorgetragen. Leila Rothmund Volkshoschul-Fachbereichsleiterin