Die Sprachhürden genommen und auf Siegerpodest gelandet
Bildung Ronela Brahimi aus Onolzheim geht aus dem Englischwettbewerb „The Big Challenge” als Landessiegerin bei den Grundschülern hervor.
Im November 2021, also vor nur vier Jahren, kam Ronela Brahimi mit ihrer Mutter und den zwei Geschwistern aus dem Kosovo nach Deutschland, wo der Vater schon fünf Jahre lebte und arbeitete. Die Siebenjährige sprach kein Deutsch. In der Schule im Kosovo hatte sie bis dahin allerdings etwas Englisch gelernt. So verständigte sie sich mit ihren Lehrern an der Grundschule in Onolzheim zunächst auf Englisch, während sie in der Förderklasse anfing Deutsch zu lernen. „Am Anfang ist mir das sehr schwergefallen“, erinnert sie sich. In der Familie sprach sie Kosovarisch, mit den Lehrern verständigte sie sich auf Englisch und mit den Mitschülern und im Unterricht musste sie Deutsch sprechen. „Mein Kopf ist wie explodiert“, erzählt sie von Nächten, in denen ihr Gehirn nicht wusste, in welcher Sprache es träumen sollte.
Heute kann die Zwölfjährige darüber lachen. Ihr Deutsch ist inzwischen prima und im Englischunterricht in der Grundschule machte sie so große Fortschritte, dass ihr Lehrer sie für „The Big Challenge“ vorschlug.
Bei dem bundesweiten Englischwettbewerb für Grundschüler und Schüler von weiterführenden Schulen sollen die Kinder dazu motiviert werden, ihre Englischkenntnisse spielerisch zu verbessern. Jedes Jahr nehmen deutschlandweit mehr als 200.000 Schülerinnen und Schüler an diesem Wettbewerb teil. Ronela Brahimi war in 2025 eine von ihnen.
„Ich habe den Lehrer dabei unterstützt, Ronela zu ermutigen. Mir war aber wichtig, dass sie Spaß hat, keinen Druck“, erzählt Mutter Malsore. Zum eigenständigen Lernen erhielt Ronela eine App. „Ich war 24/7 auf der App“, erzählt die Schülerin. Sie hatte viel Freude daran, neue Wörter zu lernen, zu lesen und Fragen zu beantworten. Fernsehen und YouTube schaute sie nur noch auf Englisch, so groß war ihre Motivation, als Beste abzuschneiden.
Peperoni gegen Lampenfieber
In der Nacht vor dem Wettbewerb holte die Aufregung sie jedoch ein. Mutter Malsore Brahimi fand die Tochter mitten in der Nacht in der Küche, wo sie versuchte, mit dem Essen von scharfen Paprika gegen das Lampenfieber anzukämpfen. „Ich war gestresst und aufgeregt“, erklärt Ronela. Da half es auch nichts, dass sie zwei Mitstreiter an der Schule hatte – während des Wettbewerbs war sie allein auf sich gestellt.
Nach dem Wettbewerb vermittelte Ronela Brahmi ihr Bauchgefühl, dass sie eine gute Leistung abgeliefert hatte. „Ich habe jede Woche meinen Lehrer genervt, ob die Ergebnisse endlich da sind“, verrät sie und schmunzelt. Als sie schließlich vor der Klasse gesagt bekam, dass sie den Spitzenplatz belegt, die Erste in ganz Baden-Württemberg ist, und ihre Klassenkameraden sie bejubelten, entlud sich ihre Anspannung: „Ich musste erstmal weinen.“
Zuhause präsentierte Ronela Brahme den Eltern stolz ihre Siegerurkunde, den Pokal und die Mütze. Der Pokal steht inzwischen im Wohnzimmer auf dem Regal. Urkunde und Zeitungsausschnitte von ihrem Sieg wurden auffällig gerahmt und hängen gut sichtbar an der Wand.
Inzwischen ist Ronela in der fünften Klasse der Realschule zur Flügelau und motivierter denn je, Fremdsprachen zu lernen. Spanisch, Italienisch und vielleicht Französisch stehen auf ihrer Liste. Daneben hat sie viele Hobbys. Sie spielt Fußball, turnt, reitet, schwimmt, malt und strickt. „Ich mache alles gern, was Kinder halt so mögen“, fasst sie schulterzuckend zusammen.
In allen Tätigkeitsbereichen stellt sich die Zwölfjährige gern dem Wettbewerb, sie ist leistungsorientiert. So erzählen die weiteren Trophäen auf dem Wohnzimmerregal von ihren Talenten und ihrem Ehrgeiz. Im Kosovo heimste sie zum Beispiel den ersten Platz bei einem Gesangswettbewerb ein. „Ich will weiterhin an Wettbewerben teilnehmen. Ich will für das, was ich kann, gesehen werden“, sagt sie mit Nachdruck.
Wohin ihr Tatendrang sie führen wird, das wird sich zeigen. Im Moment träumt Ronela davon, später als Tierärztin zu arbeiten. Aber, so erwähnt sie verschmitzt, dass sie sich auch vorstellen könnte, als Profifußballerin zu kicken. Ihr Englisch will sie deshalb weiterhin verbessern, denn auch ein Auslandsaufenthalt steht in ihren Zukunftsplänen. Und sie hat bereits erkannt: „In allen Ländern spricht und lernt man Englisch.“
Ich will für das, was ich kann, gesehen werden. Ronela Brahimi Wettbewerbsteilnehmerin