Weltliche Mühlen mahlen langsam

  • Die neue Kirche in Mainhardt, eingeweiht vom amtierenden Pfarrer Friedrich Mosapp am 3. November 1850. Baubeginn war zwei Jahre zuvor. Gemeindearchiv Mainhardt
  • Die Mainhardter Kirche in einer Ansicht von 1950. 2.500 Menschen fanden darin Platz. Anfang der 1960er-Jahre wurde der Innenraum umgebaut und die Plätze reduziert. Gemeindearchiv Mainhardt

Geschichte Vor 175 Jahren wird in Mainhardt die Kirche eingeweiht. Vor 150 Jahren erhält auch Geißelhardt ein Gotteshaus. Damit erfüllte sich ein Wunsch, doch der Weg bis zum Ziel war steinig.

In diesem Jahr begehen zwei Kirchen in der Gemeinde Mainhardt ihr Jubiläum: Vor 175 Jahren wurde die Kirche in Mainhardt und vor 150 Jahren die Kirche in Geißelhardt feierlich eingeweiht. Der Weg dahin war mit vielen Schwierigkeiten und Streitereien gepflastert, die bis zu den obersten Gerichtshöfen führten.

Begonnen hat alles mit dem Streit zwischen der evangelischen Kirchengemeinde in Mainhardt und dem katholischen Landesherrn Karl August Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein. Seit 1798 beklagte die Gemeinde den schlechten baulichen Zustand ihrer Kirche in Mainhardt, kein Fenster sei mehr in Ordnung, das Dach sei undicht, im Winter stehe der Pfarrer auf der Kanzel im Schnee und viele Untertanen würden deshalb nicht mehr zum Gottesdienst erscheinen. Doch der Fürst stellte sich stur.

1831 war das Problem der Sanierung der Mainhardter Kirche noch immer nicht ‚gelöst‘. Inzwischen wollten aber die Mainhardter nicht nur die Sanierung, sondern auch eine Vergrößerung der Kirche. Ihr Argument: das Bevölkerungswachstum in der Gemeinde. 1808 gab es rund 2.500 evangelische Seelen, 1830 waren es fast 4.000 Seelen. Da sich der Fürst weiterhin stur stellte, wandte sich die Gemeinde an den Königlichen Gerichtshof für den Jagstkreis in Ellwangen – und bekam recht. Der Fürst musste die Kosten für eine Kirchenerweiterung tragen – ebenso die Prozesskosten.

Nun stellte sich die Frage: Ob es nicht sinnvoller wäre, die ‚alte‘ Kirche aus dem 15. Jahrhundert abzureißen und eine neue, größere mit 3.300 Plätzen zu bauen. Inzwischen schreibt man das Jahr 1838 – und der Fürst stellte sich noch immer stur.

1847 kam es wieder zu einem Gerichtsprozess und erneut wurde der Fürst, jetzt Ludwig Albrecht von Hohenlohe-Bartenstein, dazu verurteilt, die Kosten für den Neubau zu tragen. Im Frühjahr 1848 schließlich stimmte der Fürst zu; der Haller Bauinspektor Emmanuel Pflüger fertigte Baupläne an. Das neue Kirchenschiff sollte nicht anstelle des bisherigen entstehen, sondern auf der gegenüberliegenden Seite, sodass der Chor nach Westen weist. Der Turm der alten Kirche blieb erhalten und wurde wegen des Glockengeläutes erhöht. In der Kirche hatten rund 2.500 Menschen Platz. Während der Bauzeit, die 1848 begannen, wurden die Gottesdienste abwechselnd in den Schulen der Gemeinde gehalten.

Am 3. November 1850 konnte der amtierende Pfarrer Wilhelm Friedrich Mosapp die neue Mainhardter Kirche feierlich einweihen.

Kirche für Geißelhardt

Im Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche in Mainhardt beschäftigten sich die Einwohner von Geißelhardt mit der Idee, sich von der Pfarrei Mainhardt abzuspalten. Tatsächlich kam der Stein ins Rollen: Im Februar 1858 erhielt der Geißelhardter Gemeinde- und Stiftungsrat die Nachricht, dass das Königliche Kultministerium und das Evangelische Konsistorium eine Trennung der Gemeinde „von der übergroßen Parochie Mainhardt“ wünschenswert halte und den Bau einer Kirche finanziell unterstütze.

Doch nun gab es das Problem: Wo soll die Kirche gebaut werden – in Lachweiler oder Geißelhardt? Für Lachweiler sprach, dass sich hier die Schule befand und die Einwohnerschaft größer war (Lachweiler – 407 Seelen, Geißelhardt – 174 Seelen). Wie so häufig, konnte man sich nicht einigen und auch dieser Streit währte lange. Inzwischen genehmigte der württembergische König, im April 1861, dass Geißelhardt von der Pfarrgemeinde Mainhardt abgespaltet wird und eine eigene, zu Öhringen gehörende Pfarrverweserei erhalte.

Der Kirchenbau lag zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne. Die Gemeinde war „unvermöglich“. Den einzigen Ausweg sahen der Stiftungsrat und der Bürgerausschuss in einer „untertänigsten Bitte an seine Königliche Majestät“ im Dezember 1864. Mit Erfolg!

Am 20. September 1866 wurde das Baugesuch vom württembergischen König genehmigt; Standort für Kirche und Pfarrhaus sollte Geißelhardt sein. Ausschlaggebendes Argument war von Geißelhardter Seite, „daß hier auch in ganz trockenen Jahren kein Mangel an Wasser eintritt“. Am 13. Juni 1867 wurden dann die Baupläne beauftragt und am 8. Januar 1868 dem Konsistorium vorgelegt. Doch dieses bremste den Fortgang – man hatte kein Geld. Und wieder zog sich alles hin.

Und dann ging es tatsächlich los. Im Juni 1872 wurde der Bauplatz erworben und am 7. April 1873 der erste Spatenstich ausgeführt. Nur zweieinhalb Jahre später konnte die Kirche in Geißelhardt am 24. Oktober 1875 feierlich eingeweiht werden.

Übrigens: Am 14. September 1881 „haben Seine Königliche Majestät der Verwandlung der ständigen evangelischen Pfarrverweserei Geißelhardt in eine definitive Pfarrstelle gnädigst genehmigt“.

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