„Auch in Köpfe investieren“

  • Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Foto: Jörg Ratzsch/dpa

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat massive Investitionen in die Schulen angekündigt. An einen unmittelbaren Effekt für die Schüler von heute glaubt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes aber nicht.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, sieht Chancen für die Schulen in Deutschland durch die neuen Schulden. Düll bezweifelt allerdings, dass das Geld reicht. Den großen Wurf für die Schulen sieht er noch nicht.

Herr Düll, macht Deutschland gerade nur Schulden auf Kosten der jungen Generation – oder profitiert sie zum Beispiel in den Schulen auch davon?

Stefan Düll: Wer heute in die neunte Klasse geht, profitiert noch vom Geld, das aus dem Sonderver­mögen in die digitale Ausstattung der Schulen fließt. Von der Sa­nierung der Schulen, so sie denn hoffentlich geschieht, hat er natürlich selbst vielfach nichts mehr. Das geht nicht so schnell. Aber wer heute zur Schule geht, hat ja später vielleicht auch mal Kinder, denen das zugutekommt.

Rechnen Sie damit, dass der ­Sanierungsstau in den Schulen ­mithilfe von zusätzlichen Schulden bei Bund und Ländern nun nach und nach weitgehend aufgelöst wird?

Der Investitionsstau in den ­Schulen beträgt mehr als 67 Milliarden Euro – so haben es Städte und Gemeinden selbst bei der jährlichen Befragung zum KfW-Kommunalpanel berichtet. Es soll jetzt in alles Mögliche investiert werden: in Straßen, Brücken und die Schiene. Das ist richtig. Und die Schulen werden auch immer mitgenannt. Aber den großen Wurf für die Schulen sehe ich nicht. Am Ende ist das Geld begrenzt.

Welche Hindernisse sehen Sie noch?

Jeder weiß, wie schwierig es ist, einen Handwerker für eine kleine Reparatur im Haushalt zu bekommen. Ich war schon bei der Sa­nierung einer Schule dabei: Auch da muss man selbst große Aufträge schon mal mehrfach ausschreiben, weil sich erst keiner darauf bewirbt. Der Fachkräftemangel ist auch hier ein echtes Problem.

Was ist Ihr wichtigster Wunsch an die Politik?

Gebt möglichst viel Geld direkt an die Kommunen! Nur so kann es funktionieren, dass die Schulen zügig saniert werden. Und: Die Regierungen in den Ländern und auch im Bund dürfen nicht vergessen, dass Gebäude allein noch keine gute Schule ausmachen. Wenn nicht auch in Köpfe investiert wird, also in zusätzliche Sozialarbeiter, qualifizierte Lehrkräfte und Entlastung von unterrichtsfremden Aufgaben, dann nützt das alles nichts. Dann gibt es am Ende bloß viele Schulden – und keine bessere Bildung.

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