Aufholjagd wird nicht belohnt

  • Als Göppingens Haruno Sasaki 66 Sekunden vor Schluss zum 28:27 traf, lag der Sieg in der Luft. Doch Neckarsulm drehte das Spiel. Foto: Michael Schmidt/Eibner

Handball-Bundesliga Im Nachbar-Derby in Neckarsulm fehlen Frisch-Auf-Frauen beim 28:29 fünf Sekunden zum Punktgewinn.

Nach einer furiosen Aufholjagd nach einem Neun-Tore-Rückstand kämpften sich die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen beim 28:29 (11:19) zurück in das verloren geglaubte Derby in Neckarsulm. Das Team von Trainer Nico Kiener ging in der 59. Minute sogar in Führung und hatte eine halbe Minute vor Spielschluss bereits eine Hand an zumindest einem Zähler. Doch am Ende war es wie immer seit der Rückkehr in die Bundesliga: Die Frisch-Auf-Frauen können gegen Neckarsulm nicht punkten.

Der etwas zu früh genommene Abschluss, der mit einer Parade der in der ersten Hälfte überragenden Neckarsulmer Torhüterin Lena Ivancok endete, gewährte den Gastgeberinnen einen letzten Angriff. Rückraumshooterin Munia Smits fasste sich ein Herz und zündete einen für Göppingens Schlussfrau Petra Hlogyik unhaltbaren Kracher in den Winkel. Danach war Schluss.

In Hälfte war es Petra Hlogyik, die ihre Vorderfrauen mit einigen starken Paraden im Spiel hielt. „Natürlich tut so eine Niederlage im ersten Moment sehr weh, aber es stimmt mich zuversichtlich, dass wir uns nach solch einem hohen Rückstand noch einmal so in die Partie zurückgekämpft haben.“ Auch Trainer Kiener stand die Enttäuschung nach dem nervenaufreibenden Spiel ins Gesicht geschrieben. „Ich finde, dass wir in der ersten Hälfte auch schon einige Dinge nicht so schlecht umgesetzt haben, auch wenn das Ergebnis das nicht hergegeben hat. Nach dem Wechsel wollten wir nochmals alles probieren. Dass es so ausging, ist extrem bitter, aber wir werden wieder aufstehen und weitermachen. Wir können mithalten“, gab sich der Göppinger Coach kämpferisch vor dem letzten Spiel vor der WM-Pause.

Die Anhänger beider Teams in der mit etwas mehr als 1100 Zuschauern gefüllten Sporthalle Ballei wurden im Verlauf des Derbys durch eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt. Lange Zeit waren die Fans der Einheimischen obenauf. Dann jedoch bekamen diese angesichts des Göppinger Oberwassers plötzlich Muffensausen und die „Göppingen, Göppingen“-Sprechchöre wurden lauter und lauter. Neckarsulms Nervosität wuchs weiter, als Sina Ehmann nach einem 8:0-Lauf der Gäste auf 22:23 verkürzte (50.).

Die Frisch-Auf-Frauen agierten über die Außenpositionen nicht so treffsicher wie sonst und konnten auch in den Eins-gegen-Eins-Situationen zunächst nur wenig ausrichten, da der agile Abwehrverbund der Sport-Union die Räume dichtmachte. Kamen sie doch durch, stand ihnen Ivancok im Weg, die auf mehr als 50 Prozent gehaltener Bälle in den ersten 30 Minuten kam.

Was nach dem Wechsel passierte, hatte kaum mehr jemand für möglich gehalten. Eine gute Viertelstunde blieb die Sport-Union ohne Tor und die Frisch-Auf-Frauen witterten Morgenluft und traten in dem völlig verrückten Spiel nun wie ausgewechselt auf. Als Haruno Sasaki 66 Sekunden vor Schluss mit dem Treffer zum 28:27 zur ersten Göppinger Führung seit dem 4:3 (6.) einnetzte, lag der erste Sieg gegen Neckarsulm seit dem Wiederaufstieg in der Luft, auch ein Punkt war zum Greifen nah. Kurze Zeit später jedoch war alles wie gehabt. Es jubelten einmal mehr die Spielerinnen des württembergischen Rivalen. Was blieb, war der aufmunternde Beifall und Zuspruch der mitgereisten Anhänger.

SU Neckarsulm: Fossum, Ivancok; Hinkelmann (3), Gudmestad, Bruggeman (2), Kordovska (5), Holtmann, van der Linden (3), Smits (4), Albers, Holste (1), Döll (7/2), Uscinowicz (4/1).

FA Göppingen: Hlogyik, Meißner; De Bellis, Beugels, Bianco (1), Bornhardt, Däuble (3), Ehmann (3), Elies (1), Kynast (3), Merz, Neubrander (4/4), Sasaki (7/3), Scherer (1), Schulze (5), Watzl.

SR: Köppl/Regner.

Zeitstrafen: 8:8 Minuten.

Rot: De Bellis (27.).

Zuschauer: 1122.

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