Schulen wenden sich an Landrat
Geld Geschlossen richten sich die Leiter der Geislinger Schulen an Landrat und Kreistag wegen Kürzungen bei der Schulsozialarbeit.
Geislingen. „Überaus große Sorge“ bereitet den Geislinger Schulleitern die Absicht des Landkreises Göppingen, die Unterstützung zur Finanzierung der Schulsozialarbeit erheblich zu kürzen oder gar ganz zu streichen, schreibt die Geschäftsführende Schulleiterin Tanja Rockenbauch-Witt im Namen aller Geislinger Kollegen. Dies könnte eventuell zur Folge haben, dass auch die bisherige Schulsozialarbeit an den Geislinger Schulen nicht aufrechterhalten werden könne. „Schlechte Sozialstrukturdaten des Kreises, die aktuell angespannte Weltlage sowie noch nachwirkende Corona-Folgen“ machten aktuell die Bedeutung der Schulsozialarbeit jedoch wichtiger denn je, hebt die Rektorin der Pestalozzi-Schule hervor. Bei Kindern aller Altersstufen und aller Schularten hätten die psychischen Belastungen zugenommen, seien die Konflikte im schulischen Alltag vielschichtiger geworden und die Familien seien teilweise hoch belastet. Insbesondere in den ländlichen Regionen gebe es lange Wartelisten bei den ansässigen Kinder- und Jugendpsychologen, klinische Plätze seien noch rarer.
„Schüler nicht im Stich lassen“
„Hier greift die Schulsozialarbeit niederschwellig ein“, betont die Rektorin der Pestalozzi-Schule. Die Schulsozialarbeit sei oft die erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Not und in jeder der Geislinger Schulen eine überaus wichtige und notwendige Unterstützung. Die Schulsozialarbeiter würden die Gegebenheiten vor Ort kennen, seien bestens vernetzt und aus dem schulischen Alltag seit Langem nicht mehr wegzudenken: „Ohne diese wertvolle Arbeit – auch in der Prävention – bestünde die Gefahr, dass noch mehr Kinder und Jugendliche als bisher auf der Strecke blieben“, warnt Rockenbauch-Witt. „Kostensteigerungen für die Maßnahmen der Jugendhilfe, des Gesundheitssystems und der Justiz wären die Folge.“ Insbesondere in Geislingen, der Stadt mit der höchsten Migrationsquote im Landkreis, hätte die Kürzung der Schulsozialarbeit gravierende Folgen. Kommunen wie Geislingen seien auf die Drittelfinanzierung der Schulsozialarbeiterstellen und somit auf die Unterstützung des Kreises angewiesen, um das Ziel größerer Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Der Landkreis dürfe Geislingen nicht im Stich lassen, fordern die Schulleiter, er trage hier eine besondere Verantwortung.
„Die Konsequenzen für Geislingen und den ganzen Landkreis Göppingen sind drastisch“, wird Oberbürgermeister Ignazio Ceffalia in dem Brief zitiert. „Alles was heute an Präventionsarbeit dem Rotstift zum Opfer fällt, wird in der nahen Zukunft zu einem sozialpolitischen Fiasko, das finanziell zu einem Vielfachen heranwachsen wird.“ Würden Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen und Problemen im Stich gelassen, bestehe die große Gefahr, sie zu desillusionierten Erwachsenen ohne Perspektive heranwachsen zu lassen. „Das wird die Gesellschaft vor eine Zerreißprobe stellen und unsere demokratische Leistungsfähigkeit weiter in Frage stellen“, so der OB.
Die Schulleiter fordern die Kreisräte auf: „Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Zukunft all unserer Kinder und Jugendlichen wahr. Setzen Sie Ihre Stimme dafür ein, dass auch die Geislinger Schulen weiterhin auf die wertvolle Arbeit der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter setzen können. Geben Sie unseren Schülerinnen und Schülern eine gerechte Chance!“
OB Ignazio Ceffalia spricht von einem „Fiasko“.