Wie sieht der Himmel aus?
Jesus stellt seinen Jüngern diese Frage: „Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ (Markus 4,30). Jesus redet vom Reich Gottes, im Matthäusevangelium heißt es das Himmelreich. Weil Himmel der Ort ist, wo Gott ist. Da lernen wir schon eine erste Sache: Himmel ist kein geografischer Ort. Sondern der Ort, wo Gott ist. Himmel ist sein Eigentum, das Reich, in dem ER regiert. Das sollte ja eigentlich auch die Erde sein, aber sie ist es so oft auch nicht. In ihr regieren auch andere Kräfte und Mächte, nicht zuletzt wir Menschen, vor allem aber auch der Tod.
Wo Gott ist, im Himmel, da ist aber Leben. Und Leben kennen wir auch. Auch wenn es eben irdisches Leben ist. Jesus beginnt zu erzählen über das Leben. Er erzählt aus unserer Lebenswirklichkeit, von Dingen, die wir kennen, erzählt er, um vom Himmel zu erzählen. Denn anders können wir es nicht begreifen. Und so erzählt er: Der Himmel ist wie die Saat auf dem Feld. Der Himmel ist wie ein Senfkorn. Der Himmel ist wie ein Schatz im Acker. Für eine Welt, für die es keine Worte gibt, hat Jesus Worte, die jeder kennt.
Der große Theologe Karl Barth ist mal gefragt worden, wie der Himmel aussieht. Und er sagte einfach „Der Himmel ist Mozart. Mozarts Musik.“ Vielleicht, weil er bei Mozarts Musik die Engel singen hören konnte. Und im Himmel sind doch die Engel, wenn sie gerade nicht auf der Erde sind. „Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?“ Jesus bringt durch seine Worte den Himmel auf die Erde, um uns selbst in den Himmel zu bringen. Er hofft auf unser Vertrauen. Denn wenn wir ihm vertrauen, wachsen uns Flügel. Mit Jesus beginnt es. Darum sagt Jesus auch einmal, als andere ihn fragen, wann das Reich Gottes kommt und woran man es erkennt, dass es schon da ist: „Das Reich Gottes, das Himmelreich, es ist mitten unter euch!“ (Lukas 17,21). Und an anderer Stelle: „Das Reich Gottes, das Himmelreich, ist nahe herbeigekommen – ändert euren Sinn und vertraut meiner frohen Botschaft!“ Und er beschreibt es auf vielfältige Weise und will unserem Glauben Flügel verleihen.
Da lernen wir zweitens: Das Himmelreich hat keine konkrete Gestalt. Es ist so verschieden, wie wir Menschen verschieden sind. Mozarts Musik ist nicht jedermanns Sache. Für einen anderen ist der Himmel vielleicht wie eine Bank im Park. Nach einem harten Arbeitstag einfach sitzen dürfen – auf der Bank. In Ruhe. Ohne Schmerzen im Rücken. Dazu die Bildzeitung. Und die Abendsonne im Gesicht. Und ein Schluck kühle Cola dazu. Für eine andere ist der Himmel ein Garten. Wie in der Bibel das Paradies, das ja auch ein Garten, der Garten Eden war. Und in dem Garten steht ein alter Obstbaum. Und da blühen viele Blumen. Und es wachsen mancherlei Beeren auf den Sträuchern und Rüben und Kartoffeln unter der Erde. Und der Rasen ist frisch gemäht, eine Wonne. Für wieder jemand anders ist der Himmel wie ein gedeckter Tisch am Sonntag. Und alle Lieben sitzen am Tisch und unterhalten sich. Eine lebhafte Runde und allen schmeckt es vorzüglich. Wie schön es ist, beieinander zu sein, miteinander zu lachen und zu scherzen, längst vergangene Erlebnisse wieder gemeinsam erleben bei einem Gläschen Wein. Ja, der darf nicht fehlen. Dafür aber gibt es im Himmel keinen Krebs. Und mit dem Tod ist es im Himmel endgültig vorbei. Für ihn gibt es am Tisch keinen Platz mehr. Der Himmel, wie sieht er aus? Was ist Ihr Vergleich für das Reich Gottes, für den Himmel? Und, was noch wichtiger ist: Wie kann es in Ihrem Leben himmlisch werden?