„Es ist cool, alles mal auszuprobieren“

  • Am Stand des Geislinger Albwerks können die Jugendlichen an Hausanschlusskästen praktische Übungen machen. Foto: Markus Sontheimer

Information Beim Berufe-Check der Agentur für Arbeit und der IHK in der Jahnhalle können junge Leute auch durch praktische Übungen viele Ausbildungsberufe kennenlernen.

Es ist viel los an diesem Vormittag in der Geislinger Jahnhalle. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler haben sich eingefunden, um in ganz unterschiedliche Ausbildungsberufe reinzuschnuppern, Fragen an die Betriebe zu stellen und die eine oder andere praktische Übung zu machen.

So wie beispielsweise Lenz, der die achte Klasse der Tegelbergschule besucht: Am Stand der Samariterstiftung, wo die Berufe der Pflegefachkraft und des Pflegefachassistenten vorgestellt werden, versucht sich der 13-Jährige an einer Station eines Demenzparcours. Über einen Spiegel, der die Bewegungen umkehrt, muss er beispielsweise mit einem Löffel Nudeln von einem Teller auf einen anderen legen. Das ist gar nicht so einfach. „Wenn ich mir vorstelle, dass das ganze Leben von Demenzkranken so ist, dann ist das schon anstrengend“, konstatiert Lenz im Anschluss. Generell interessiert er sich aber nicht so sehr für die Pflege, sondern mehr für das Thema Elektrik: Am Stand des Albwerks hat er sich an diesem Vormittag bereits informiert. Ein Praktikum wird folgen.

Das Interesse wecken

Und genau das ist das Ziel vieler der Betriebe, die beim Berufe-Check der Agentur für Arbeit und der IHK dabei sind: Es geht darum, Fachkräfte von morgen zu gewinnen sowie die Ausbildungsberufe und Möglichkeiten für die jungen Leute vorzustellen. Andreas Heim, Leiter der gewerblichen Ausbildung beim Albwerk, betont: „Es steht nicht im Vordergrund, das Albwerk zu bewerben, sondern wir zeigen den jungen Leuten die Berufe.“

Dies geschehe keineswegs in einem Vortrag; vielmehr gelinge es, das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken, indem diese selbst aktiv werden können, ergänzt Heim. So haben sie beispielsweise die Möglichkeit, an einem Hausanschlusskasten Kabel abzuklemmen. „Die Kabel sind nicht einfach zu biegen. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu kriegen – und auch das Werkzeug kennenzulernen, mit dem wir arbeiten“, erklärt Heim. Das Interesse am Albwerk-Stand ist groß: Vor allem Jungs tummeln sich an den Tischen. Vorgestellt werden die Berufe des Elektronikers für Energie- und Gebäudetechnik sowie des Elektronikers für Betriebstechnik.

Nebenan ziehen die Zimmerleute von Holzbau Stahl aus Kuchen in ihrer Zunftkleidung die Blicke auf sich. Dort können die Mädchen und Jungs sägen und hämmern. Beim Berufe-Check ist das Unternehmen zum zweiten Mal mit von der Partie. „Zuerst dachten wir, die Schüler sind noch zu jung und zu weit weg von der Ausbildung“, sagt Florian Stahl. Denn der Berufe-Check richtet sich ausschließlich an die Achtklässler der Real-, Gemeinschafts- und Werkrealschulen aus der Region. Doch durch den Berufe-Check im vergangenen Jahr konnte das Kuchener Unternehmen einen Praktikanten gewinnen, der „auch in allen Ferien arbeiten möchte“, freut sich Florian Stahl. Ihm ist es wichtig, den Beruf des Zimmerers zu präsentieren. „Das Handwerk ist leider bei manchen verpönt als dreckig, laut, anstrengend und mit schlechtem Verdienst. Aber das alles trifft nicht mehr zu“, verdeutlicht er. Schon in der Ausbildung verdiene man gut; Kräne und Maschinen helfen bei der Arbeit. Außerdem: „Mein Arbeitsplatz wird nie durch KI ersetzt werden.“ Es handle sich um einen Beruf mit 2000-jähriger Geschichte. „Die Jugend sucht heute wieder nach den Wurzeln. Unser Beruf wird gebraucht, mehr denn je.“

Händeringend werden Fachkräfte vor allem in der Gastronomie gesucht. So ist auch Hans-Thomas Fahrion vom Rössle in Steinenkirch beim Berufe-Check dabei. Und er kann sich an diesem Vormittag über mangelndes Interesse überhaupt nicht beklagen: Die jungen Leute rennen ihm regelrecht die Bude ein. „Bei uns dürfen sie Maultaschen und Käsespätzle machen. Es zieht immer, wenn es was zu essen und trinken gibt“, sagt der Küchenchef schmunzelnd. Er freut sich freilich auch darüber, wenn er über die Veranstaltung junge Menschen für ein Praktikum gewinnen kann.

Ums Essen geht es auch am Stand der Bäckerei Bopp: Dort dürfen die Schülerinnen und Schüler einen Keks aus Mürbteig mit Nougat überziehen und mit Zuckerschrift ihre Namen darauf schreiben. Vor allem Mädels haben sich dort eingefunden, wie Ira und Lena von der Süßener Realschule. „Das hat Spaß gemacht“, sagen beide unisono, als sie die fertigen Kekse in Händen halten. Sie interessieren sich aber nicht nur für den Beruf des Bäckers und Konditors, sondern zum Beispiel auch für das Industriemanagement und das Fliesenlegen: „Es ist cool, dass man beim Berufe-Check einfach alles mal ausprobieren kann.“

Mein Arbeitsplatz wird auch in Zukunft nicht durch KI ersetzt werden. Florian Stahl Zimmermann

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