Wie Künstliche Intelligenz in der Praxis angekommen ist
KI Mehr als 200 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft kamen zum ersten KI-Summit Filstal in das neu gegründete HIVE auf dem Boehringer-Areal.
Ein Elefant – wie in der Präsentation – blockiert selten die Straße. Ein Elch in Schweden schon eher. Der Straßenverkehr ist voller Überraschungen, nicht nur in Skandinavien. Wie hier Künstliche Intelligenz ihre Stärke zeigen kann, erklärte Daniel Slieter, Professor an der Hochschule Esslingen-Nürtingen, anschaulich beim ersten KI-Summit Filstal im neu eröffneten KI-Zentrum HIVE. Slieter, der lange in der Autoindustrie tätig war, zeigte auf, wie intelligente Systeme seltene Situationen im Straßenverkehr erkennen, daraus lernen und die Entwicklung automatisierter und assistierter Fahrfunktionen verbessern. Der Experte gab einen Einblick hinter die Kulissen moderner Validierungsmethoden. Er erklärte beispielsweise, wie KI lernt, sich auf einer Straße voller Zweiräder in Indonesien genauso durchzuschlagen wie auf einer leeren deutschen Autobahnauffahrt.
Großes Interesse am Gipfel
Die IHK-Bezirkskammer Göppingen hatte zusammen mit dem Verein HIVE zu diesem ersten Gipfel rund um Künstliche Intelligenz auf das Boehringer-Areal in Göppingen geladen. Es ging um KI als Zukunftschance für Unternehmen. Platzte schon bei der Eröffnung Ende September der KI-Hub aus allen Nähten, war auch diese Zusammenkunft mit rund 200 Entscheidern aus Unternehmen völlig ausgebucht. „Wir hatten mit 80 Teilnehmern gerechnet“, sagte der Leitende Geschäftsführer der Göppinger IHK-Bezirkskammer, Gernot Imgart. „Das große Interesse zeigt, dass das Thema KI bewegt und verbindet“, ergänzte Kammerpräsidentin Edith Strassacker. KI sei längst kein Zukunftsthema mehr, sondern im Alltag vieler Unternehmen implementiert und ein entscheidender Faktor, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Göppingen biete hier in Zusammenarbeit mit der Hochschule beste Voraussetzungen, um gezielt Fachkräfte für die digitale Zukunft zu finden und die Stadt attraktiv für Start-ups zu machen. Der KI-Gipfel soll „anregen, Mut machen und zeigen, was heute schon möglich ist“, sagte Strassacker in ihrer Eingangsrede.
Der Göppinger Oberbürgermeister Alex Maier, Ideengeber und großer Motor des HIVE, sprach von KI als dem „Mega-Thema“, an dem man nicht vorbeikomme. „Die Frage ist: Wie können wir profitieren und unser Know-how einbringen, um nicht überholt zu werden?“ Das HIVE sei hier ein idealer Ort, „ein Ort, der Neugier hervorruft und die Blaupause sein kann, was gehen kann“, meinte der Rathauschef. Man brauche nicht immer Leuchttürme in den Metropolen, sondern auch in der Fläche. „Das HIVE zeigt, dass es schnell gehen kann“, sagte Maier. Das KI-Zentrum war binnen neun Monaten aus dem Boden gestampft worden. Dieser Drive sei notwendig, um mit dabei zu sein: „Wir dürfen nicht warten, bis uns jemand das Stück vom Kuchen wegnimmt.“ Dass es gut läuft, machte HIVE-Vereinschef Lukas Mürdter deutlich: Alle 22 Container seien vermietet. Die stellvertretende Geschäftsführerin des HIVE, Elena Köhler, machte deutlich, dass vor den Verantwortlichen kein Spaziergang liegt: „Aber ich bin überzeugt von der Vision, die hinter dem HIVE steht.“
Der KI-Gipfel war eine Gelegenheit, um zu netzwerken und sich kennenzulernen. Die Teilnehmer kamen zu 62 Prozent aus dem Kreis Göppingen, der Rest aus Esslingen und Ludwigsburg, Ulm, Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis, einige wenige auch aus anderen Teilen der Bundesrepublik. Die IHK hatte ein straffes Programm aufgelegt, jeder Vortragende bekam 18 Minuten Redezeit, später gab es die Möglichkeit zum Austausch in Gruppen. Neben Professor Daniel Slieter und seinem Ausflug in die Welt des Straßenverkehrs mit KI gaben verschiedene Unternehmen Einblicke, wie weit sie auf ihrer Reise beim Einsatz Künstlicher Intelligenz sind.
Geislinger Firma mit Projekt
„KI trifft Chemie“ hieß das Motto bei Felix Rolser und Mareile Baur vom Geislinger Galvanotechnik-Unternehmen Schlötter. Sie zeigten, wie galvanotechnische Prüfungen schneller, objektiver und automatisiert über die Bühne gehen können. Das vorgestellte Forschungsprojekt kombiniert die Entwicklung einer Prüfmaschine mit KI-gestützter Bilderkennung. Tobias Boeckle von der Göppinger Firma Kleemann stellte „KI zwischen Steinbruch und Strategie“ vor und gab als Erfahrungswert mit, dass es nichts bringe, „blind drauf loszurennen“. Wichtig sei es, die Belegschaft mitzunehmen und Sorgen und Ängste abzubauen. Vorträge der Unternehmen Mira Vision, Festo und Carl Stahl rundeten den Vormittag ab, bevor es beim „Chill and Grill“ mit Roter Wurst im Wecken noch Gelegenheit zum Austausch gab.
Das große Interesse zeigt, dass das Thema KI bewegt und verbindet. Edith Strassacker IHK-Bezirkskammerpräsidentin