Waldbegang im Straßenhau
Forstwirtschaft Die Gerstetter Gemeinde- und Ortschaftsräte haben sich ihren neuen Alleskönner für Waldarbeiten zeigen lassen.
Gerstetten. „Keine Weiterfahrt, Fällarbeiten, Lebensgefahr“: Vor diesem großen Schriftzug, der als Warnhinweis an einer Kordel quer über dem Waldweg im Straßenhau gespannt war, musste der Wagenkonvoi mit den Gemeinde- und Ortschaftsräten am vorvergangenen Dienstag anhalten. Die vier im Gemeindewald beschäftigten Forstwirte hatten hinter der Absperrung ein Szenario aufgebaut, das ihre Arbeit im Wald eindrucksvoll darstellte. Eindrucksvoll deshalb, weil der funkelnagelneue Hutschenreuter Rückeschlepper mit Kranaufbau und Rückewagen vorgestellt wurde.
Noch in der Amtszeit von Bürgermeister Roland Polaschek hatte der Gemeinderat zirka 350.000 Euro für die Beschaffung des rund 180 PS starken Alleskönners bewilligt, der künftig die Waldarbeit wesentlich erleichtern, vor allem aber sicherer machen soll. Wie das funktioniert, präsentierten die Forstwirte unter Anleitung ihres Vorarbeiters Manfred Wiest und erläutert durch Revierförster Mario Dreher.
Eine 110 Jahre alte Fichte der Klasse 6 wurde fachgerecht gefällt, entastet und dank des neuen Krans am Waldweg abgelegt. In der Fachsprache heißt dies in Anlehnung an die frühere Handarbeit, dass sie „angerückt“ wurde.
Man schrieb die 1920er Jahre, als die Fichten im Straßenhau unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg als kleine Schößlinge gepflanzt wurden. Der Gemeindewald darbte damals, denn in den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 wurden dem Forst so viele Sonderhiebe auferlegt, dass nach alten Aufzeichnungen „keine Reserven mehr zur Verfügung standen“. Selbst Prügelholz und Wellen mussten teuer bezahlt werden. Auf der Alb fror man. Die Förster von einst hätten sich die Augen gerieben, wenn sie heute vor den turmhohen Fichten im Straßenhau stünden. Der ökologisch aufgebaute Wald wäre für sie damals ein Fremdwort gewesen. Für sie lieferte der Fichtenwald Latten, Bretter und Bauholz. Dafür war er da.
Auf die ökologischen Gesichtspunkte kam beim Waldbegang Forstamtsrat Markus Krauß vom Kreisforstamt zu sprechen. Er verhieß der Fichte auf der Alb keine gute Zukunft. Der Klimawandel begünstige mit seinen steigenden Temperaturen das Leben der Schädlinge. Als einige Waldkenner im Gemeinderat die Esche und den Bergahorn als mögliche Nachfolgekandidaten ansprachen, führte der Förster auch für diese Bäume manche unerwünschten Kostgänger ins Feld. Dennoch, in dem zur Neige gehenden Forstwirtschaftsjahr, verhilft gerade die Fichte zu guten Ergebnissen. Dank des frohwüchsigen Nadelbaumes und einer guten Betriebsführung werden der Kämmerei aus dem Gemeindewald heuer lohnende Gewinne zufließen, prophezeite Mario Dreher. Dies freute vor allem den Gerstetter Bürgermeister Matthias Heisler, der den Gemeindewald an diesem Tag in guten Händen wusste.