„Das Handwerk wird es immer geben“
Berufe Beim „Hand-Fest“ im Berufsschulzentrum Göppingen haben sich das Handwerk und die Schulen präsentiert – mit vielen Einblicken in moderne Ausbildungsarbeit und die Leistungsfähigkeit der Gewerke.
Das Experiment ist geglückt“, sind sich Kreishandwerksmeister Jürgen Schmid und der Schulleiter der Gewerblichen Schule, Jürgen Wittlinger, schon am Morgen vor der Veranstaltung bei der offiziellen Eröffnung einig. Dass sich das Handwerk mit seinen Innungen und Partnern sowie die Schulen am Berufsschulzentrum in Göppingen bei einem Tag der offenen Tür beim „Hand-Fest“ als gemeinsame Gastgeber präsentieren, unterstreiche die gute Zusammenarbeit. Und auch am Ende der Veranstaltung sind beide vom Erfolg begeistert: „Ich bin überwältigt, wie groß das Engagement der Innungen und der Betriebe ist und was hier alles auf die Beine gestellt wurde“, sagt Jürgen Schmid. Jürgen Wittlinger ergänzt: „Es war sehr schön zu sehen, was das Kollegium für diesen Tag alles vorbereitet hatte und welche Freude alle hatten, ihre Arbeit und unsere Schule zu präsentieren.“
Was geboten wurde, war eine Menge: Schauschmieden in einer der größten Schulschmieden in Deutschland. Wer wollte, konnte auch selbst das glühend heiße Metall mit Hammer und Amboss bearbeiten. Von dieser traditionellen Art des Metallhandwerks waren es nur ein paar Meter bis zu den hochmodernen Bearbeitungsmaschinen, die für die Metallberufe in der Schule zur Verfügung stehen.
Auch die Elektro-Innung zeigte gemeinsam mit den Fachlehrern an der Schule, wie moderne Ausbildungsarbeit aussieht. Und unter dem Motto „Von 0 auf 800 Volt“ erklärten zudem die Lehrer der Kfz-Werkstatt gemeinsam mit der Kfz-Innung, wie hier junge Leute ganz praktisch unterrichtet werden. In einem Rennsimulator konnte man hier auch virtuell losflitzen.
Hürden aus dem Weg räumen
Virtuell ging es auch an zahlreichen Ständen auf dem ganzen Gelände zu: Mit 3D-Brillen zeigten die verschiedenen Gewerke, wie der Arbeitsalltag aussieht. Überall gab es aber auch etwas zum Mitmachen und Entdecken – ob bei den Schreinern, wo Vogelhäuser gebaut wurden, bei den Stuckateuren, wo Gips gegossen wurde oder bei der Sanitär-Innung, wo Regenmacher gebastelt wurden – das Handwerk zeigte seine Vielfalt und begeisterte alle Generationen.
„Der Motor ist ausgegangen“, sagt Landesministerin Nicole Razavi (CDU), zuständig für Landesentwicklung und Wohnen, und macht keinen Hehl aus der derzeit wirtschaftlich schwierigen Situation im Land. „Das trifft am Ende auch das Handwerk“, wenn Investitionen zurückgehalten werden. Es sei an der Politik, diesen Motor wieder zum Laufen zu bringen. Es gelte, Hürden aus dem Weg zu räumen. „Wenn die Vorgaben und Reglementierungen bei Bauvorhaben zu hoch sind, dann baut niemand“, ist sie sich sicher. Darum gelte es, die Landesbauordnung entsprechend zu verschlanken, erste Schritte habe sie bereits gemacht. Auch beim Thema Fachkräftemangel versuche die Landespolitik, Fördermöglichkeiten auf den Weg zu bringen oder auszubauen, dass das Handwerk für Fachkräfte attraktiver wird.
Dass das Handwerk viel zu bieten hat und eigentlich sehr attraktiv ist, zeigt sich auf dem ganzen Areal des Berufsschulzentrums an den Ständen der Innungen und Handwerkspartner – und in den Werkstätten und Laboren der Gewerblichen Schule ohnehin. Landrat Markus Möller betonte bei seiner Rede vor den Ehrengästen, dass bei allen Sparzwängen, die der Kreispolitik auferlegt werden, die Bildung weiterhin eine der obersten Prioritäten hat. Er erinnert daran, dass der Landkreis in den vergangenen Jahren in eine hochwertige Ausstattung der Berufsschulen investiert hat, in Geislingen gar einen Neubau geschaffen hat und die Gastro-Berufsschule in Bad Überkingen ebenfalls neu ausgestattet wurde. Er versicherte: „Wir wollen das so weiter machen.“
„KI ist nicht alles“
Dass der Landkreis Göppingen tatsächlich viel investiert hat um „State of the Art“ zu sein, wie es der Landrat bezeichnet, kann man beim „Hand-Fest“ live sehen, es war ein Tag der offenen Tür, der seinen Namen alle Ehre machte und einen Einblick gab, wie modern die Ausbildung heute ist und dass auch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) längst in den Lehrplänen verankert ist. Doch „KI ist nicht alles“, sagt Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier in seinem Grußwort. Auch wenn er mit dem neu geschaffenen KI-Zentrum „HIVE“ in der Stadt große Chancen sieht und als ausgewiesener KI-Fan gilt, weiß auch er: „Ohne das Handwerk geht es nicht“, denn jemand müsse das Haus bauen, in dem verwaltet und gemanagt wird. Er ist sich darum sicher: „Das Handwerk wird es immer geben.“
Ich bin überwältigt, wie groß das Engagement ist. Jürgen Schmid Kreishandwerksmeister