Zukunftsbauern bauen Zukunft

  • Die 54 Absolventen der Haus- und Landwirtschaftsausbildung nahmen am Montagabend in der Zehntscheuer in Münsingen ihre Urkunden entgegen. Für viele beginnt der Berufsalltag in den Betrieben, andere studieren oder machen ihren Meister. Foto: Philipp Steyer-Ege

Münsingen 54 Azubis erhielten ihre Urkunde für einen erfolgreichen Abschluss in der Hauswirtschaft und der Landwirtschaft. Die Anforderungen an die Berufe entwickeln sich stetig weiter. Von

Wer in der Landwirtschaft arbeitet, hat es nicht einfach, erklärte der Vorsitzende des Vereins Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF), Markus Mayer, bei der Urkundenübergabe des Abschlussfests der Auszubildenden. Als Mentor und Ausbilder sprach er offen über seine Erfahrungen: „Wir führen die Jugend an den Beruf heran. Das gelingt nicht bei allen, aber die Einsicht kommt hoffentlich später.“

Ein lebenslanger Lernprozess

An den Prüfungstagen zeige sich dann oft, dass die Auszubildenden so manche Defizite haben. „Dann fragt man sich, ob man nicht vielleicht selbst gewisse Dinge vergessen hat zu unterrichten.“ Als Beispiel nannte er die Sämaschine, denn im Berufsalltag wolle niemand die Kosten tragen oder sich die Blöße geben, dieses Gerät falsch eingestellt zu haben. Und auch für die anwesenden Azubis, die er damit nicht angesprochen hat, sei das Zertifikat lediglich der Anfang eines lebenslangen Lernprozesses.

Allen Absolventen wurde eine dreijährige Mitgliedschaft beim VLF spendiert, und damit Zugang zu den Weiterbildungen und Fortbildungen. „Man kommt bei den Kursen zwar abends nicht jünger heim, als man morgens gekommen ist, aber es lohnt sich“, weiß er.

Auch Landrat Dr. Ulrich Fiedler betont, wie wichtig es ist, in diesem Beruf mit der Zeit zu gehen und aktuell zu bleiben: KI sowie Technikkompetenz, Nachhaltigkeit und Artenschutz – das seien unter anderem erlernte Kompetenzen, die nun auch an die Betriebe weitergegeben werden können. „Die Halbwertszeit von Wissen war nie so gering wie heutzutage“, unterstreicht er. Fiedler ist stolz auf den Landkreis, der die Auszubildenden aus beiden Berufen zur nachhaltigen Versorgung von Menschen auf eine unklare Zukunft gut vorbereitet. Denn neben der Urkundenübergabe an die 26 neu zertifizierten Landwirte und die zusätzlichen 16 Azubis, die ihre Ausbildung nebenberuflich abgeschlossen haben, wurden noch zwölf weitere Urkunden an Absolventen der Hauswirtschaftsausbildung überreicht.

Seine Rede beendete Fiedler mit einem Versprechen: „Die Bürokratie ist in euren Berufen eine besonders große Hürde. Als Landräte sind wir Teil des Problems, aber hoffentlich auch die Lösung. Der Dialog zwischen Bauern und Landwirtschaftsamt ist wichtig, da müssen wir weiter dran bleiben“, gestand er. Es erfordere viel Wissen, sich im Dickicht einer EU-Forderung zurechtzufinden, und auch die Verbraucher würden sich zunehmend mehr Gedanken über Nachhaltigkeit machen. Dieses in der Ausbildung erlernte Wissen zu vermitteln, sei von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft. Denn diese sehne sich heutzutage verstärkt nach einem regelnden Staat, habe aber gleichzeitig den Wunsch, für jeden Einzelfall eine gerechte Lösung zu finden. „Diese Politik kostet Zeit und ist noch keine richtige Lösung“, sagte Fiedler.

Geringe Ausbildungszahlen

Zum Abschluss erhielten die ehemaligen Auszubildenden neben der Urkunde und der Mitgliedschaft im VLF einen Meterstab. Die sechs Besten bekamen außerdem einen Buchgutschein für besondere Leistungen. Gebhard Aierstock, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Reutlingen, sicherte den Absolventen auch in Zukunft uneingeschränkte Unterstützung bei kommenden Herausforderungen zu. „Bildung bleibt ein wichtiges Thema. Die Fachschulkompetenz soll bis 2027 überarbeitet werden. Vor allem in der Hauswirtschaft haben wir geringe Ausbildungszahlen“, erinnerte er. Die Schule lebe von Schülern, deshalb sei es das Hauptziel, die Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten, denn: „Zukunftsbauern bauen Zukunft“, so Aierstock.

Als Landräte sind wir Teil des Problems, aber hoffentlich auch die Lösung. Dr. Ulrich Fiedler Landrat

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