Musik erstrahlt in leuchtender Pracht

  • Chor und Orchester intonieren Ernest Weinrauchs g-Moll-Messe im Münster Zwiefalten. Foto: Kurt Zieger

Konzert Mit Chor und Orchester „Ernest Weinrauch“ hat Jörg Sommer dessen Messe g-moll aufgeführt.

Zwiefalten. Es war eine chorisch und instrumental beeindruckenden Interpretation von Weinrauchs Messe g-moll, die unter Jörg Sommers Leitung im Münster zu hören war. Seit 2006 ist es Sommer auch im Sinne des Geschichtsvereins Zwiefalten ein großes Anliegen, die Werke von Pater Ernest Weinrauch, die er Mitte des 18. Jahrhunderts als Mönch und Chorregent im Kloster schrieb, wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Zusammen mit einem Liebhaber-Orchester, das von Stefan Peter Hatvani voreinstudiert wurde, leitet Sommer den „Weinrauch-Chor“, zu dem auch Sänger der französischen Partnergemeinde La Tessoualle gehören. Mit spürbarer Freude haben sich Sänger und Solisten mit dem anspruchsvollen, von jubelnder Freude geprägten Werk der g-Moll-Messe befasst und Weinrauchs Komposition zu einer glanzvollen Interpretation verholfen. Mit Jeanette Bühler (Sopran) Anne Greiling (Alt) Churchill Qiu (Tenor) und Siegfried Laukner (Bass) wusste Sommer erfahrene und kompetente Solisten an seiner Seite.

Strahlender Introitus

Begonnen wurde das Konzert mit einem Magnificat Weinrauchs, das als strahlender Introitus zum Zwiefalter Münster passte. Solisten, Chor und Orchester verschmolzen zu einer aussagekräftigen Einheit. Für die Zuhörer im weitgehend vollbesetzten Münster ein nachhaltiges Erleben, wie Weinrauch in den biblischen Worten die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht. Dazu passend Churchills erstes Tenorsolo mit Versen aus Psalm 93 mit in die Tiefe reichendem Profil, doch mit ebenso herrlich nach oben ausgerichteten Passagen zu Gottes Ruhm und Preis.

Die Messe g-Moll ist ein umfangreiches, der Liturgie entsprechend in sich klar gegliedertes Werk, das seit seiner Entstehung im 18. Jahrhundert wohl erstmals wieder unverändert aufgeführt wurde. Auf das flehende, in fast epischer Breite ausgeleuchtete Kyrie folgte ein in allen Phasen jubilierendes Gloria. Zum Eingangsthema „Gloria in excelsis Deo“ passend, sangen und musizierten Chor, Solisten, Hörner, Trompeten, Pauke und Orgel im musikalischen Wettstreit. Die Begeisterung der Sänger war in vielen Passagen zu spüren. Das nachfolgende „Qui tollis“ verdeutlichte, wie sehr sich Siegfried Laukner mit seiner raumfüllenden Bassstimme im Zusammenwirken mit Claudia Ott und Peter Galbavs als Solisten an der Viola in den vorliegenden Text vertieft haben. Dies gilt auch für das Zusammenspiel im „Quoniam“.

Das umfangreiche Gloria schließt mit dem in allen Bereichen jubilierenden „Cum sancto spiritu“. Hörner, Trompeten, Orgel und Pauke vereinen sich zur Vorlage für den majestätischen Klang des Chors, der im beeindruckenden Amen seine besondere Strahlkraft zeigte.

Wie aus einer anderen Welt

Auf demselben musikalischen Niveau erklang das zügig interpretierte Credo. Rein solistische Passagen wechselten mit dichten Perioden des Chors, der den Text souverän beherrschte. Wie aus einer anderen Welt erklang danach „Et incarnatus est“ als Orgelsolo in enger Abstimmung mit Jeanette Bühler und ihrer herrlich in die Höhe steigenden Sopranstimme und Anne Greiling, die mit viel Wärme ihrer sonoren Altstimme die vorgegebenen Passagen mit Leben füllten. Sommer ließ den Solistinnen erfreulich viel Raum, um ihre ganz unterschiedlichen Stimmungen mit viel Gestaltungskraft erklingen zu lassen. Danach vereinten sich Tenor und Bass im „Crucifixus“ zu edlem Männerklang. In bestechender Sing- und Spielfreude beschloss das große, gut aufeinander abgestimmte Ensemble auf der Empore die Messe mit einem überwältigenden „Sanctus dominus Deus Sabaoth“ als musikalisch tiefsinniges Glaubenszeugnis.

Das finale „Salve Regina“ galt als gesungener und musizierter Gruß an Maria als Königin und Mutter der Barmherzigkeit, wie sie in besonderer Weise mit dem Zwiefalter Münster verbunden ist. Langanhaltender Beifall des Publikums spiegelte Lob und der Anerkennung für ein kulturell herausragendes Ereignis wider.

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