In Gedenken an die Ermordeten
Buttenhausen Zwei weitere Stolpersteine wurden in Buttenhausen am Bordsteinrand verlegt. Die jüdischen Schwestern Sophie Block und Karoline Philipp wurden 1942 ermordet.
Mittlerweile befinden sich 33 Stolpersteine in Buttenhausen, jeweils ein weiterer in Münsingen sowie in Trailfingen. Die glänzenden Pflastersteine aus Messing erinnern allerdings an eine nicht so glänzende Vergangenheit zu Zeiten des Nationalsozialismus.
Beim Vorbeigehen soll man mental stolpern, kurz innehalten und die Inschrift lesen. „Stolpersteine sind eine Erinnerung an die Ermordeten, aber auch ein Mahnmal für uns“, betonte Bürgermeister Mike Münzing bei der Verlegungszeremonie. Man trage die Verantwortung, dass so etwas nicht erneut passieren kann, egal ob es dabei um soziale Herkunft, Hautfarbe oder Religion geht, unterstrich Münzing.
„Wenn ich heute von jüdischen Nachkommen höre, dass sie nach Deutschland zurückgekommen sind, aber aktuell nicht mehr hier bleiben wollen, ist das beängstigend. Wir hatten alle gehofft, diese Vergangenheit hinter uns zu lassen“, erzählte der Bürgermeister bei seiner Ansprache auf dem Gedenkplatz, auf dem früher einmal eine Synagoge stand.
Ein Horror-Altenheim
Direkt gegenüber der ehemaligen Synagoge befindet sich das Haus, in dem die Schwestern Sophie Block und Karoline Philipp lebten. Das sei ihr letzter bekannter Wohnsitz gewesen, den sie selbst gewählt haben, bevor die beiden 1942 nach Theresienstadt deportiert und Sophie anschließend in Treblinka ermordet wurde, erinnerte Kulturamtsleiter Yannik Krebs.
Man habe verhältnismäßig wenige Informationen zu den Blocks, es sei nur bekannt, dass sie im Alter von 76 und 74 Jahren aus ihrer Wohnung verbannt wurden und im „Altersghetto“ oder auch der „jüdischen Mustersiedlung“ Theresienstadt inhaftiert wurden. Mit diesen Euphemismen wurde das Konzentrationslager zumindest an ausländische Besucher beworben, erklärte Krebs.
Aufgrund der unmenschlichen Bedingungen war das Leben dort eine Qual für ältere Menschen und forderte regelmäßig Opfer durch Herzschwäche oder Typhus, wußte Krebs. So auch die offizielle Todesursache von Karoline nach neun Tagen im Lager – Herzlähmung. Sophie wurde anschließend ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und starb dort noch im selben Jahr, wie insgesamt knapp eine Million andere Menschen, so der Kulturamtsleiter.
Geschichte ein Gesicht geben
„Zu sehen, wo die Menschen gelebt haben und wer sie waren, ist etwas anderes als nur eine große Zahl zu sehen“, erklärte Ortsvorsteherin Bettina Last nach einer Schweigeminute. Es sei wichtig, der „Geschichte ein Gesicht zu geben“ und dafür auch heute noch die Verantwortung zu tragen.
Das dachte sich auch Künstler und Initiator des Projekts Stolpersteine, Gunter Demnig. Seit 1992 reist er durch Deutschland und Europa, um persönlich jeden einzelnen Stein zu verlegen. Die Miniatur-Gedenktafeln für Sophie und Karoline konnte er aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht selbst verlegen und musste die Zeremonie frühzeitig verlassen. „Demnig ist schwerkrank, aber schon auf dem Weg zum nächsten Termin. Ich wünsche seinem Vorhaben, allen zu gedenken, die durch die Nazis ermordet wurden, viel Erfolg und hoffe, ihn bald wieder in Buttenhausen begrüßen zu dürfen, teilte Münzing abschließend mit.
Stolpersteine sind eine Erinnerung an die Ermorde- ten, aber auch ein Mahnmal für uns. Mike Münzing Bürgermeister