Zementwerk setzt auf Tiermehl

  • Das Zementwerk in Schelklingen setzt auf einen ungewöhnlichen Brennstoff. Foto: Bernhard Raidt

Industrie Mehl aus Schlachtabfällen und Kadavern soll ab 2026 in Schelklingen verbrannt werden.

Schelklingen. Das Zementwerk in Schelklingen will vom neuen Jahr an auf einen ungewöhnlichen Brennstoff setzen: Tiermehl. Der Stoff wird in den Verwertungsanstalten etwa aus Schlachtabfällen oder toten Tieren gewonnen. Die Verwendung des Tiermehls als Brennstoff hat einen drängenden Hintergrund. Denn die Zementherstellung gilt als einer der klimaschädlichsten Industrieprozesse überhaupt. Dabei lassen sich etwa zwei Drittel des Schadstoffausstoßes kaum vermeiden: Sie fallen an, wenn der in den Steinbrüchen gewonnene Rohstoff Kalkstein gebrannt wird. Mit enormen Anstrengungen versucht die Industrie aber jetzt, grüner zu werden.

Um bei der Klinkerproduktion, dem Ausgangsmaterial des Zements, CO2 einzusparen, gebe es zwei wesentliche Stellschrauben: erstens ein niedriger Wärmeverbrauch und dann die Verwendung von Sekundärbrennstoffen. So kommt „Fluff“ zum Einsatz, ein Material aus geschreddertem, nicht recycelbarem Kunststoff, etwa Folien.

Beim Herstellen des Zements kann dann CO2 eingespart werden, in dem der aus dem Kalkstein stammende Klinker ersetzt wird. Hier kommt etwa Flugasche, die in Kohlekraftwerken anfällt, zum Einsatz. Schließlich kann das Kohlendioxid auch abgeschieden werden und dann gelagert – oder sogar weiterverwendet werden.

Auch der Einsatz von Tiermehl im Zementwerk Schelklingen steht unter dem Ziel, CO2 einzusparen. Denn das Mehl hat eine deutlich bessere CO2-Bilanz als etwa Braunkohlestaub. Tiermehl mache aber etwa nur vier Prozent am Brennstoffmix aus, erklärt Werksleiter Cypra.

Stadträte formulieren Wünsche

Der Gemeinderat Schelklingen hat dem immissionsschutzrechtlichen Antrag für den Tiermehl-Einsatz zugestimmt. Die Stadtverwaltung formulierte aber Wünsche: Kein Lärm durch Umbauten, vor allem nicht in der Nacht. Wenn möglich, soll die Flugasche per Bahn angeliefert werden. Und außerdem solle der Zugang am Hammerstein als weitere Zu- und Abfahrt zum Zementwerk genutzt werden, um die Kreuzung an der Ringinger Straße zu entlasten. Umbauten seien für den Einsatz des Tiermehls gar nicht nötig, die vorhandenen Silos samt den Leitungen könnten dafür genutzt werden, sagt Werksleiter Cypra. Man versuche, so viel wie möglich mit der Bahn zu transportieren. Nadelöhr sei allerdings die eingleisige Bahnstrecke nach Ulm; Züge müssten oft stundenlang warten, bis sie frei sei. Die Flugasche werde derzeit per Lastwagen angeliefert. Die Zufahrt am Hammerstein zu nutzen, sei kompliziert, sagt Cypra. Derzeit sei das nur als Notzufahrt vorgesehen.

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