Das Boogie-Woogie-Feeling spüren

  • Sie sind nicht nur auf dem Parkett eine tolle Gemeinschaft, sondern unternehmen auch in ihrer Freizeit viel gemeinsam: die Mitglieder der Balinger Tanzfabrik. Foto: Andrea Maute
  • Der Mittwochabend steht ganz im Zeichen des Boogie-Woogie. Derzeit wird für den Gartenschau-Auftritt am 2. Juli geübt. Foto: Andrea Maute
  • Das ist Profi-Sache: ein Überschlag auf der Tanzfläche. Foto: Andrea Maute

Verein Den Rhythmus fühlen und Gemeinschaft erleben: Die Balinger Tanzfabrik bietet nicht nur viele Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung. Auch der Zusammenhalt wird großgeschrieben.

Aus dem offenen Fenster der Tanzfabrik dringt Musik. Sie weist den Weg über den Hof, durch das Treppenhaus bis in den weitläufigen Saal. Auf dem Parkett vor der Spiegelwand tanzen Paare zu Liedern der 50er und 60er Jahre. Ebenso wie das Paar, das als Zeichnung an der weißen Wand prangt, tragen auch sie Kleidung im Rockabilly-Style.

Der versierte Beobachter macht Elemente des Swing aus, identifiziert Figuren des Lindy Hop und weiß sofort: hier wird Boogie-Woogie getanzt. Der Laie hingegen hat jede Menge Fragen und stellt zunächst einmal die grundlegendste. Was macht diesen Tanz aus?

„Schnelle, aus der Hüfte getanzte Füße“, nennt Trainer Raimund Goth eines der charakteristischen Merkmale. Erfahrene Tänzer setzen dies indes ganz unkompliziert um: „Die Musik hören, sich dazu bewegen – und lächeln.“

Mit dem Boogie-Virus infiziert

Das besagte Lächeln auf den Lippen haben die Paare, die sich auf der Fläche bewegen, allesamt. Dass sie mit Begeisterung bei der Sache sind, ist ihnen anzusehen. „Sobald man die ersten Takte hört, bewegen sich die Füße ganz automatisch“, erklärt ein Tänzer, der sich zwischendurch eine kleine Verschnaufpause gönnt. „Kein Wunder“, lässt er wissen – „schließlich sind wir ja alle mit dem Boogie-Woogie-Virus infiziert.“

Einer, den das Tanzfieber vor 42 Jahren gepackt hat, ist Raimund Goth. Begonnen hat alles, wie er erzählt, mit einem Rock’n’Roll-Kurs. Boogie-Woogie lief zunächst nur nebenher. Heute bringt er den Tanz, der sein Herz erobert hat, anderen bei. Mit ganz viel Leidenschaft und Herzblut.

Auch die Tanzfabrik nahm einst mit Rock’n’Roll ihren Anfang. „1985 wurde der Verein ins Leben gerufen und ab den 90er Jahren kam dann noch zusätzlich Boogie-Woogie hinzu“, blickt der Vorsitzende Bernd Killinger zurück. Um auch Fitgymnastik und Discofox anbieten zu können, wurden passende Räumlichkeiten gesucht und in Dürrwangen gefunden.

Mit viel Engagement haben die Mitglieder den Saal im Fabrikgebäude renoviert und stilecht eingerichtet. 2007 konnten sie ihr Domizil dann schließlich beziehen. Seither ist die Tanzfabrik Clubheim und ab 2014 auch Namensgeber des Vereins. Hier kann nicht nur unter optimalen Bedingungen trainiert werden. Hier wird auch gemeinsam gefeiert. Denn „die wichtigste Säule unseres Vereins ist die Gemeinschaft“, betont Bernd Killinger.

Verbindendes Element ist allerdings der Sport. Jeden Montag findet die Fitgymnastik mit Sigi Killinger statt. Donnerstags leiten Angelika und Edgar Koch die Discofox-Gruppe und der Mittwochabend steht dann ganz im Zeichen des Boogie-Woogie.

Was macht die Faszination dieses Tanzes aus? „Der Boogie ist ein Gefühl“, beschreibt es Raimund Goth. „Er ist ein sehr freier Tanz und bietet viel Interpretationsspielraum.“ Anders als der Rock’n‘Roll beinhaltet er nur sehr wenig oder gar keine Akrobatik, was den Vorteil hat, dass er auch noch in fortgeschrittenem Alter getanzt werden kann. Einen Überschlag, wie ihn Raimund Goth und seine Partnerin Bärbel Mohl auf der Tanzfläche zeigen, darf man also getrost den Profis überlassen.

Derzeit bereitet das Trainerpaar die Tänzer auf den Auftritt bei der Balinger Gartenschau vor. In Sachen Choreografie und Musikauswahl hat Goth einmal mehr ins Schwarze getroffen. Am 2. Juli dürfen sich die Zuschauer auf ein mitreißendes Programm freuen.

Dass dieses ganz unkompliziert einstudiert werden kann, ist der Tatsache geschuldet, dass viele der Akteure schon seit über zehn Jahren dabei sind. Was eine weitere Frage nach sich zieht. „Wie lange dauert es, bis man den Tanz einigermaßen beherrscht?“ Die Antwort erstaunt: „Nach fünf bis sechs Abenden kann man bereits Boogie-Woogie tanzen“, weiß Raimund Goth. Zwar erst in Grundzügen, aber immerhin. Und nein – mit dem Training muss man auch nicht schon in der Jugend starten.

Wer also immer schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, den Tanz zu erlernen, dem dürfte diese Nachricht Mut machen. In der Tanzfabrik finden regelmäßig Anfängerkurse statt. Und auch die Discofox-Tänzer und Fitgymnastik-Teilnehmer würden sich über Neuzugänge freuen. „Bei uns sind alle herzlich willkommen“, betont Bernd Killinger. „Ein unverbindliches Hineinschnuppern ist jederzeit möglich.“

Wie toll die Gemeinschaft ist, in die die Neuen kommen, zeigt sich auch daran, dass der Verein selbst während Corona keine Mitglieder verloren hat.

Die Zeiten von Home-Training sind nun zum Glück wieder vorbei und es kann wieder durchgestartet werden: sowohl im sportlichen Bereich als auch bei gemeinsamen Aktivitäten.

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