„Was wir denken, das fühlen wir“

  • Der Verein „Happy Woman“ konnte Schwester Teresa für den Vortrag gewinnen. Foto: Andrea Maute

Vortrag Von der Macht der Liebe und schwierigen Zeitgenossen: In der Ostdorfer Medarduskirche hat die bekannte Ordensschwester und Influencerin Teresa Zukic die Zuhörer in ihren Bann gezogen.

Sie ist klug, sie lacht gerne und sie hat eine besondere Gabe: Teresa Zukic kann Menschen begeistern. Und ihnen etwas vermitteln, das heute wichtiger ist denn je: Hoffnung und Zuversicht.

Gebannt lauschen die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer in der Medarduskirche in Ostdorf ihrem Vortrag, der in eine Frage gipfelt, die auf den ersten Blick eher außergewöhnlich anmutet: Sind wir eigentlich normal?

Schwester Teresa hat darauf eine ebenso simple wie aufschlussreiche Antwort. „Jeder ist normal – bis du ihn kennst.“ Soll heißen: Wenn man erst mal weiß, wie ein Mensch tickt, wird der Begriff „normal“ ganz schnell ad absurdum geführt. Denn dann treten sie ungeschminkt ans Licht – die kleinen und größeren Macken, Kanten und Schrullen.

Während man Mini-Macken geflissentlich übersehen kann, gibt es jedoch die schwierigen Fälle, oder, wie die Ordensfrau und Influencerin es nennt, „die Menschentypen, mit denen wir uns besonders schwertun.“

„Sagen Sie Stopp“

Zu dieser Spezies gehört etwa der Jammerer. „Den können Sie nicht ändern“, beraubt Schwester Teresa alle, in denen noch ein winziges Fünkchen Hoffnung glüht, dass man Menschen dieser Kategorie irgendwie beikommen könnte, ihrer Illusion. Der einzige Satz, der in diesem Zusammenhang helfen kann: „Heut hast Du es aber besonders schwer.“

Wobei „schwer“ in diesem Fall für beide Seiten gilt. Denn „schwierige Menschen“ stehen sich nicht nur selber im Weg, sondern auch ihrem Gegenüber. Und dann ist es ganz schnell passiert: Es kommt zu Kränkungen und Verletzungen. Und in der Folge zu dem, was Schwester Teresa in Ostdorf bildlich verdeutlicht.

Auf ein weißes Blatt malt sie ein Herz. Das Herz eines Menschen, der mit sich selbst und anderen in Einklang ist. Doch was passiert, wenn dieses verletzt wird? Mit einem Kugelschreiber durchsticht sie das Blatt, setzt einen präzisen Schnitt. Der sprichwörtliche Stich ins Herz – er schmerzt, verletzt die Seele. „Und eine verletzte Seele heilt mal nicht so nebenbei in drei Tagen.“

Eine klare Sache, könnte man nun meinen. Auf der einen Seite der Täter, auf der anderen das Opfer. Doch Schwester Teresa wäre nicht Schwester Teresa, wenn sie nicht über den Tellerrand hinausblicken würde. In diesem Fall heißt das, die Opferrolle neu zu definieren. „Denn zu einer Kränkung gehören immer zwei.“ Und „indem wir diese zulassen, tragen wir selber etwas dazu bei“, macht sie deutlich.

Mental stark, stabil und widerstandsfähig oder einfach resilient sein, um mit Belastungen besser umgehen zu können – das wünschen sich viele. Die Referentin geht allerdings noch einen Schritt weiter. Denn damit auch die Liebe ins Herz einziehen kann, braucht es Strategien, die eine Art Schutzschild gegen Stacheln wie Neid, Egoismus und Zorn bilden.

Was also tun? Sich in die Einsamkeit zurückziehen? Auch keine Lösung! Denn laut einer Studie der Universität Harvard haben diejenigen, die einsam leben, eine dreimal so hohe Sterberate wie Menschen in Gesellschaft – selbst wenn diese ungesund leben. „Dann doch lieber gemeinsam Schokokuchen essen, als alleine Rosenkohl“, resümiert Schwester Teresa schmunzelnd.

Schwierige, bösartige, gemeine Menschen kann man, auf den Punkt gebracht, also nicht ändern. „Aber man kann ihnen die Macht verweigern.“ So wie Teresa Zukic vor rund fünf Jahren, als sie die niederschmetternde Diagnose Gebärmutterkrebs erhielt, auch diesem die Macht über ihr Leben verweigerte, indem sie zu sich selbst sagte: „Der Krebs wird nie die Nummer eins in meinem Leben sein. Sondern die Liebe.“

Was kann man tun, um der Liebe zum Sieg zu verhelfen? Und wie kann man schwierigen Zeitgenossen Paroli bieten? „Sagen Sie Stopp, wenn Sie von anderen Menschen unter Druck gesetzt werden oder diese ihnen Leid zufügen wollen“, betont die Referentin.

Lachen befreit

Das besagte imaginäre Stoppschild sollte man sich auch vor Augen führen, wenn die Angst wie eine kalte Hand nach dem Herz zu greifen droht. Und in diesem Zusammenhang sagt Teresa Zukic einen Satz, der sich wie ein roter Faden durch den Abend zieht: „Was wir denken, fühlen wir!“

Wie sehr wir uns von der Macht der Gedanken beherrschen lassen, zeigt ein Selbstversuch. „Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich gedanklich eine reife, frische, gelbe Zitrone vor. Diese schneiden sie durch. Und beißen hinein.“

An der Mimik der Zuhörerinnen und Zuhörer ist lebhaft zu erkennen, dass sie das Saure geradezu schmecken. „Ist hier irgendwo eine Zitrone?“, schmunzelt die Referentin? Nein. Aber was wir denken, das fühlen wir.

Dies gilt auch in Zusammenhang mit der Angst. Lässt man sich von ihr beherrschen, wenn man nachts ein Geräusch hört, durchlebt man schlaflose Stunden. Sagt man sich hingegen selber: „Ach, das war nur die Katze“, wird man weiterschlafen können.

Während man sich der Angst stellen kann, kann man versuchen, den Menschen zu vergeben, auf sie zuzugehen, ihnen die Hand zu reichen. Und hilft auch das nicht, dann hilft der Humor. Denn wie schon Immanuel Kant sagte: Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

„Man muss 30 Sekunden die Mundwinkel nach oben ziehen und nach 30 Sekunden sagt das Gehirn: Oh, es geht dir besser. Denn dann schüttet das Gehirn Endorphine aus“, erklärt Schwester Teresa und sorgt mit ihrem Lieblingswitz gleich mal dafür, dass in der Medarduskirche herzhaft gelacht wird.

Menschen gerade in schwierigen Zeiten zu ermutigen – das ist ihre Mission. Und ihr Antrieb – das ist die Liebe Gottes. „Wir müssen gar nicht normal sein. Denn wir sind Originale Gottes“, sagt Teresa Zukic zum Schluss. Und gibt den Anwesenden gleich noch zwei „Hausaufgaben“ mit auf den Weg: „Zu Hause drücken Sie denjenigen, der auf sie wartet, ganz fest. Und morgen lächeln sie dann einen wildfremden Menschen ganz freundlich an.“ Denn das tut der Seele gut!

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