Auch Südbahn gesperrt, noch mehr Züge fallen aus
Schwörmontag Verkehrsminister Hermann ist sauer und lädt den Infrastrukturvorstand der Bahn vor. Ein umfangreiches Ersatzkonzept mit Bussen ist geplant.
Diese Nachricht hat Mitte Mai in Ulm hohe Wellen geschlagen: An Schwörmontag 2024 fallen rund 70 Prozent aller Nahverkehrszüge von und nach Ulm aus. Die SÜDWEST PRESSE hatte damals interne Informationen der Bahn einsehen können. OB Martin Ansbacher forderte die Verschiebung um ein Wochenende. Vergebens, wie sich herausstellt. Im Gegenteil, es kommt noch dicker: Die DB macht auch die Südbahn nach Friedrichshafen dicht, die als leistungsfähige Ausweichroute zur Verfügung gestanden hätte.
Und wieder ist es nicht die Bahn, die damit herausrückt. Eine Sprecherin sagt vielmehr auf wiederholte Anfrage, dazu sei nichts bekannt. Aber eine Anfrage bei der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg wird vom Verkehrsministerium in Stuttgart beantwortet.
Sprecher Edgar Neumann: „Wir sind unzufrieden damit, dass die Baumaßnahmen gebündelt den Raum Ulm einschränken und am Schwörwochenende stattfinden. Das Land missbilligt diese Terminsetzung ausdrücklich.“ Der DB InfraGO sei „der angerichtete Schaden“ bekannt. „Es besteht aus Sicht des Landes kein ausreichendes Interesse, im Sinne der Region zu handeln.“
Nach Informationen des Ministeriums ist Ulm ausgerechnet am Schwörwochenende von mehreren Baustellen betroffen. Zum einen eben die bekannten Arbeiten an Weichen im Süden der Bahnhofgleise. Deshalb müssen rund 70 Prozent des Nahverkehrs auf der Schiene ausfallen – und zwar vom Donnerstag vor dem Schwörwochenende bis zum Dienstag danach (18. bis 23. Juli). Die Gleise 1 und 2 sowie die Gleise 25, 27 und 28 im „bayerischen Bahnhof“ können nicht angefahren werden. Dort enden die Züge aus Bayern, etwa der Agilis, der aus Ingolstadt kommend über Günzburg und Nersingen nach Ulm fährt, oder der Fugger-Express aus Augsburg. Betroffen ist auch der IRE 200 Wendlingen–Ulm.
Dazu erklärt eine Sprecherin der Bahn: Die benötigten Fachkräfte seien nur über das besagte Wochenende zu bekommen. Man werde aber ein Ersatzkonzept mit Zügen und Bussen stricken, sodass es für die Fahrgäste „so wenig Belastung wie möglich“ gebe. Natürlich könnten sich Reisezeiten dadurch verlängern.
Dazu kommen jetzt neu Instandhaltungsarbeiten auf der Südbahn. Diese beginnen am Abend des 22. Juli, also ausgerechnet an Schwörmontag, und dauern bis 25. Juli. Laut Verkehrsministerium ist jeweils ab 21 Uhr bis um 5 Uhr des Folgetages besagter Abschnitt nur eingleisig befahrbar. Dadurch müsse ab 21 Uhr „ein Großteil der Zugverbindungen“ entfallen, die Regio-S-Bahn auf der Südbahn kann in diesem Zeitraum gar nicht fahren, nur die Expresszüge IRE3 und R5 verkehren regulär. Sprich: Die Schwörmontagsbesucher kommen zwar tagsüber in die Stadt hinein, aus Erbach etwa, aus Laupheim und Biberach – sie können aber abends mit dem Zug nicht nach Hause fahren. Neumann: „Diese Maßnahmen wurden von der DB InfraGO in Kenntnis des Schwörwochenendes angesetzt.“
Dazu kommt, dass in der Nacht von Montag auf Dienstag von 23.30 bis 4.40 Uhr die Stellwerke zwischen Ulm und Friedrichshafen nicht besetzt werden, und somit die Strecke komplett stillgelegt werden muss. Das läuft seit 6. Mai so, und zieht sich mit Unterbrechungen bis zum 26. Juli hin, betrifft aber nicht die Ulmer Partynächte von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag. Wohl aber die Nacht von Sonntag auf Montag, und die Nacht von Montag auf Dienstag.
Minister Hermann habe sich wegen des Baustellenmanagements bereits „auf höchster Ebene“ an den verantwortlichen Vorstand für Infrastruktur der DB AG gewandt. „Wir haben den Vorstand der Gesellschaft zum Gespräch nach Stuttgart gebeten.“ Ergebnis: Man könne „vorsichtig optimistisch“ in die Zukunft blicken und darauf hoffen, „dass zumindest chaotische Situationen, wie rund um das Schwörwochenende künftig weniger häufig auftreten werden“.
Das Land werde dem umfangreichen Zugausfall etwas entgegensetzen. Für Schwörmontag sollen wie in der Vergangenheit Zusatzangebote bei der DB Regio bestellt werden – wo das eben noch möglich ist und „unter Einsatz jeder verfügbaren Ressource“. Auf den Bahn-Strecken nach Aalen etwa, sowie in Richtung Sigmaringen. Zudem werden Busse fahren: Ab etwa 20 Uhr ist ein Schienenersatzverkehr für die Regio S-Bahn-Linien RS2 und RS21 eingerichtet, also für die Südbahn. Es wird vier Abfahrten pro Stunde geben: Ab 20.35 Uhr und bis 1.05 Uhr verkehrt alle 30 Minuten ein Bus nach Biberach und zurück sowie um eine Viertelstunde versetzt ein Bus nach Laupheim und zurück. Ergo ergibt sich zwischen Ulm und Laupheim ein 15-Minuten-Takt und weiter nach Biberach ein 30-Minuten-Takt.
Kommentar
Das Land missbilligt diese Terminsetzung der Bauarbeiten ausdrücklich. Edgar Neumann Pressesprecher Verkehrsministerium