Sport Klamser verlässt Ulm

  • Tim und Mike Klamser: Sport Klamser verlegt seinen Firmensitz 2025 nach Blaustein. Volkmar Könneke
  • Vor allem Service rund um die Sportwaren, der online nicht geboten werden kann, steht in Zukunft im Vordergrund. Volkmar Könneke

Handel Nach über 40 Jahren verabschiedet sich der Traditions-Sportladen aus der Ulmer Frauenstraße. In Blaustein geht es mit einem neuen Konzept weiter.

Wandel gehört zu einer Stadt“, stellt Mike Klamser vom gleichnamigen Sportfachgeschäft in der Frauenstraße fest. Seit über 40 Jahren ist der Laden seine Arbeitsstätte. Zunächst für die Firma Abt tätig, übernahm er nach deren Insolvenz 2004 den Standort. Im nächsten Jahr ist das Geschichte: Klamser verlegt den Firmensitz nach Blaustein. Überlegungen dazu gibt es schon länger. „Die letzten vier Jahre sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen und der Blick in die Zukunft verspricht keine spontane Besserung“, sagt der 62-Jährige.

Kaufverhalten und Marktumfeld haben sich stark verändert: „Früher war der zweimal jährlich erscheinende Sport-Scheck-Katalog das Nonplusultra, sonst gab es nichts. Heute sind da die Marktplätze im Netz, Lieferanten, die das Geschäft online direkt machen, Aldi und Lidl, die unsere Sortimente spielen oder ausländische Billig-Anbieter, das drängt uns zum Handeln.“

Der Standort in der Frauenstraße ist deshalb zu groß geworden. Das Ladengeschäft ist aus vier Häusern der Frauenstraße zusammengesetzt – das hat zwar seinen Charme, gleicht aber einem Labyrinth und ist unübersichtlich, findet Klamser. „Deshalb suchen wir bereits seit Jahren nach einer Alternative, um die Kunden in Zukunft besser abzuholen“, ergänzt sein Sohn und Nachfolger Tim Klamser. Diese Alternative wurde nun in Blaustein gefunden, in einer Halle in den Bühlwiesen. Das Sportgeschäft schrumpft mit dem Umzug von 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche auf 600.

In Blaustein bekommt das Sportfachgeschäft ein ganz neues Gesicht: Vor allem Service rund um die Sportwaren, der online nicht geboten werden kann, steht im Vordergrund. Dazu könne ein übersichtlich gestaltetes Sortiment in der neuen Halle realisiert werden. Und auch im Outdoorbereich eröffnen sich für den Betrieb ganz neue Möglichkeiten: „Wir denken dabei zum Beispiel an eine Tennisschläger-Testwand oder einen Golfabschlag. Auch unsere Werkstätten, wie die Skiwerkstatt, die sich jetzt in Nebenräumen versteckt, können dort sichtbarer werden.“

Auch ein Vorteil: am neuen Standort, direkt an der Bundesstraße, gibt es 18 kostenfreie Parkplätze und eine gute ÖPNV-Anbindung. Der ein oder andere mag sich an die Diskussionen um die Erhaltung der Parkplätze am Hintereingang des Ulmer Ladens in der Steingasse erinnern. Die Parkplätze sind aber nicht Grund für die Entscheidung, sagen Vater und Sohn unisono.

„Wir wollen mit dem neuen Konzept Mehrwert schaffen. Die Aufenthaltsqualität steigern und den Einkauf wieder zum Erlebnis machen.“ Dazu soll es auch eine Sportbar mit Kaffeetheke geben, an der man zum Beispiel die Wartezeit verbringen kann, während Skischuhe angepasst oder Tennisschläger bespannt werden. Auch die Digitalisierung wird ausgebaut: „Wir denken an Boxen, ähnlich wie bei der Post. Kunden bestellen die Ware und können sie so jederzeit abholen.“ Auch das Bringen von Ware, etwa Skier, wäre dann jederzeit möglich.

Cityvorsitzender verlässt City

Mike Klamser ist auch Vorsitzender des Ulmer City-Marketings, mit rund 350 Mitgliedern aus Handel-, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben. Er ist sich des Spannungsfelds bewusst: „Wir haben natürlich auch nach Möglichkeiten in der Stadt gesucht, die Kundenfrequenzen in der Fußgängerzone sind ungebrochen stark.“

Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass der Standort in der Frauenstraße nie viel von der innerstädtischen Frequenz mitbekommen hat. „Wenn das City-Marketing Aktionen gemacht hat, kam das hier nicht an. Bei verkaufsoffenen Sonntagen haben wir solidarisch mitgemacht – diese hatten bei uns aber bei weitem nicht den Effekt.“ Auch das Moco-Areal in der Blaubeurer Straße wurde als neuer Standort in Betracht gezogen, aber das hätte noch Jahre gedauert. 

„Wir müssen mit unserem Konzept zunächst nach uns selbst schauen, was nicht bedeutet, dass mir die City nicht genauso am Herzen liegt wie bisher. Am Ende entscheiden die Mitglieder, ob sie einen Blausteiner an der Spitze haben wollen.“

Mit dem neuen Standort wird auch der bereits eingeläutete Generationenwechsel abgeschlossen. Tim Klamser, das älteste von vier Kindern, ist seit dem Abschluss des BWL-Studiums mit Sportmanagement seit eineinhalb Jahren Geschäftsführer bei Sport Klamser. Er freut sich auf die neue Herausforderung: „Mich macht es unheimlich stolz, in die Fußstapfen meines Vaters treten zu dürfen und ich bin sehr froh, dass die Bereitschaft für die Veränderung in der kompletten Familie da ist – wir ziehen alle an einem Strang.“ Der 32-Jährige ist selber sehr sportlich, früher war er aktiver Fußballer, inzwischen spielt er Tennis, Golf und fährt leidenschaftlich Ski.

Die 16 Mitarbeiter von Intersport Klamser sind informiert, alle werden am neuen Standort in Blaustein weiterbeschäftigt. Die Immobilie in der Frauenstraße wird nächstes Jahr am 31. März übergeben. Was dann mit der großen Lücke in der Frauenstraße geschehen wird, ist noch völlig unklar.

NÄCHSTER ARTIKEL